23. April 2019 – Muskelkater

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und habe immer noch mit einem Muskelkater in der rechten Wade zu kämpfen. Missmutig rolle ich mich aus dem Bett und lasse Hund Dixon wissen, dass mir der Wochenendausflug in die Everglades nicht gut getan hat. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und schlendere auf die Terrasse, um den Morgen mit lustigen Dehn- und Streckübungen zu begrüssen – das macht Spass.


In den Everglades war es sehr schön

08.30 Uhr Im Anschluss ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem prima Wirbelbad mit Eukalyptusöl. Unterdessen telefoniere ich mit meiner Schwägerin und bringe heraus, dass sich mein Bruder auf den Golfplatz verabschiedet hat, um eine Partie mit Herrn Wang zu spielen. Ich seufze laut und erkläre der Perle, dass sie mich gerne zum Frühstück in Julies Restaurant treffen kann. Maria lehnt jedoch ab und kündigt an, gleich ins Stadtzentrum krusen und Frau Porello bei einem ausgedehnten Schoppingausflug begleiten zu wollen.
09.30 Uhr Weil auch Edelbert wegen eines Arzttermins verhindert ist, fasse ich den Entschluss, die wichtigste Mahlzeit in der kleinen Villa einzunehmen. Zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik schlage ich fünf Eier in eine Pfanne und zaubere im Handumdrehen vitaminreiche Rühreier. Dazu gibt es geröstetes Weissbrot (unlöblich: Toast) mit Erdnussbutter sowie köstlichen Virginiaschinken – das schmeckt.
10.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, blättere ich gelangweilt in der Tageszeitung und stosse alsbald auf eine Werbeanzeige eines ortsansässigen Reifenfachhändlers. Neugierig nehme ich die Reklame in Augenschein und lerne, dass das “The Tire Choice” (löblich: Die Reifenwahl) Geschäft bis zum Monatsende 25% Rabatt auf Alufelgen gewährt. Da die Leichtmetallräder meines Chevrolet Suburbans längst in die Jahre gekommen sind und Schäden aufweisen, klatsche ich freudig in die Hände und erkläre dem Vierbeiner, dass wir den Vormittag nutzen und besagten Laden an der Livingston Road aufsuchen sollten. Der Rüde legt prompt seinen Kopf schief und rennt kläffend zur Pforte. Ich folge dem Haustier mit einer stimmungsvollen Melodie auf den Lippen und helfe ihm als Tierfreund auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV – da kommt besonders grosse Freude auf.


Mein Chevrolet benötigt neue Felgen

10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten erreiche ich mein Ziel und nehme die ausgestellten Felgen in Augenschein. Bereits nach wenigen Augenblicken gesellt sich ein gestriegelter Verkäufer an meine Seite und erkundigt sich nach dem Rechten. Ich deute auf den Parkplatz und gebe vor, mit der Idee zu spielen, meinen Chevrolet mit nagelneuen Leichtlaufräder auszustatten. Der Knecht reibt sich die Hände und meint, dass es sich anbieten würde, preiswerte KMC XD Felgen auszuwählen. Bevor ich antworten kann, zückt der Angeber seinen Solartaschenrechner und erörtert, dass vier Felgen zusätzlich preisgünstiger FIRESTONE Reifen lediglich 1.976 Dollars kosten würden. Ich mache grosse Augen und entgegne, dass ich bettelarm bin und mich ausser Stande sehe, ein kleines Vermögen auszugeben. Mein Gegenüber reibt sich mit dem Zeigefinger die Nase und beteuert, dass selbstverständlich 25% vom Endpreis abgezogen werden – das kann ich mir beim besten Willen nicht leisten.
11.30 Uhr Nachdem ich mir weitere Felgen angeschaut, zwei Becher Kaffee auf Kosten des Hauses getrunken und den Waschraum überschwemmt habe, kehre ich mit Dixon zum Auto zurück. Als nächstes steuere ich eine McDonalds Schnellgaststätte an und leiste mir am Drive Thru (löblich: Fahr Hindurch) Schalter zwei Double Pounder (löblich: Halbpfünder), eine grosse Portion Kartoffelstäbe sowie eine Diät Cola. Um nicht in Gesellschaft verschwitzter Menschen das Mittagessen einnehmen zu müssen, fahre ich schnell weiter und verzehre die Jause während der Heimfahrt – das macht Spass.


Ich schlüpfe aus den Flip Flops

12.15 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mich mit letzter Kraft ins klimatisierte Wohnzimmer und schlüpfe aus den Flip Flops. Anschliessend falle ich aufs Kanapee und döse ein – das tut gut.
13.15 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und verspüre grossen Kaffeedurst. Ruckzuck nehme ich den DeLonghi Automaten in Betrieb und richte drei Muffins auf einem Porzellanteller an – das löbliche Auge isst bekanntlich mit.
13.45 Uhr Leider wird die Ruhe alsbald durch lautes Hupen gestört. Ich öffne schwungvoll die Haustüre und treffe Edelbert auf der Einfahrt an. Mein Bekannter schnauft wie ein Wahlross und erzählt, dass es kein Vergnügen war, den ganzen Vormittag im Wartezimmer eines Zahnarztes zu warten. Zudem steckt der gute Mann den Zeigefinger in seinen Mund und gibt mir zu verstehen, dass er genötigt war, die Füllung eines Backenzahnes erneuern zu lassen. Ich nicke eifrig und zögere nicht, dem Professor eine Kasse Kaffee zu spendieren. Zudem verweise ich auf meine Vormittagsaktivitäten und informiere, dass ich mir Alufelgen angeschaut habe.
14.45 Uhr Nachdem Prof. Kuhn das Weite gesucht hat, komme ich meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Nörgelnd studiere ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher und sehe mich genötigt, Herrn Werner V. aus Eupen zu raten, seine freche Tochter Isabell (7) ins Erziehungsheim zu stecken. Immerhin kann es nicht sein, dass das Luder die Nachbarschaft mit unmelodischer Hipf Hüpf Musik beschallt.
15.45 Uhr Zu guter Letzt überfliege ich die Einträge im Gästebuch und freue mich über den netten Zuspruch. Voller Elan fahre ich den Heimrechner herunter und begebe mich mit Dixon in den Garten, um etwas Ball zu spielen.
16.45 Uhr Da mein Magen knurrt, mache ich schnell kehrt und richte das Abendessen an. Um nicht den ganzen Abend vor dem heissen Herd stehen zu müssen, backe ich eine Pizza auf und zaubere dazu einen gesunden Bohnensalat mit Zwiebeln – wie gut das duftet.

18.00 Uhr Nach der Jause schalte ich die Glotze ein und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Unter anderem bringe ich heraus, dass heute der von der UNO ausgerufene “Welttag des Buches” begangen wird – jaja.
19.00 Uhr Vogelzeigend wechsle ich auf AMC und gebe mich zur besten Sendezeit dem Drama “Call Me by Your Name” hin, der von einer Romanze zweiter junger Menschen erzählt – wie langweilig.
21.00 Uhr Endlich endet die Schnulze und ich kann den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung betätigen. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.