14. November 2018 – Umweltfreundliche Küchengeräte

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und fühle mich prima. Weil Georg und Maria gestern aus Orlando zurückgekehrt sind und mich in den Lowbank Drive eingeladen habe, hüpfe ich spornstreichs aus dem Bett und führe auf der fliegenvergitterten Terrasse die Morgengymnastik durch – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Just als ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb nehme, schellt das Festnetztelefon besonders aggressiv. Zu meiner Freude meldet sich Georg im Rohr und erinnert daran, dass Maria pünktlich um 10 Uhr die wichtigste Mahlzeit des Tages auftischen wird. Ich nicke eifrig und kann es kaum erwarten, das neurenovierte Feriendomizil meiner Verwandten zu inspizieren – das wird eine Gaudi.


Das Festnetztelefon schrillt

09.00 Uhr Nachdem ich das Telefonat beendet habe, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück, um mich bei einem lustigen Wirbelbad zu entspannen. Ich wasche mir die Haare und vergesse auch nicht, die mir die Bartstoppeln abzurasieren – immerhin ist gutes Aussehen heutzutage ganz besonders wichtig.
10.00 Uhr Im Anschluss schlüpfe ich in legere Freizeitkleidung und lasse den Vierbeiner wissen, dass wir nun zum Ferienhaus krusen werden. Der Rüde flitzt bellend in den Garten und zögert nicht, mit Anlauf auf die Ladefläche des PS-strotzenden Chevrolet Suburban zu springen.
10.30 Uhr Alsbald fahre ich vor dem Ferienhaus vor und werde von Maria herzlich begrüsst. Die Perle tippt auf ihre diamantbesetzte Armbanduhr und behauptet, dass ich mich um 30 Minuten verspätet habe. Bevor ich Wiederworte finde, lotst mich die kleine Frau in die gute Stube und plappert, dass sie zur Feier des Tages Pfannkuchen mit Vanillefüllung zubereitet hat. Ich nehme zufrieden am Tisch Platz und bemerke, dass das Esszimmer nicht nur frisch tapeziert, sondern auch mit neuen Möbeln ausgestattet wurde. Georg reibt sich die Hände und informiert, dass er sich nicht hat lumpen lassen und einen Jugendstil Tisch mit sechs Stühlen gekauft hat – wie aufregend.


Das Ferienhaus im Lowbank Drive

11.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt mein Bruder auf die brandneue Klimaanlage zu sprechen und legt anschaulich dar, dass es ihm nun möglich ist, per Handtelefon die Temperatur in sämtlichen Räumen zu regeln. Darüber hinaus verweist der gute Mann auf die Küchengeräte und beteuert, dass nicht nur der Backofen, sondern auch die Geschirrwaschmaschine sehr umweltfreundlich arbeiten und kaum Strom verbrauchen – jaja.
12.00 Uhr Nachdem Georg seinen Monolog beendet hat, wende ich mich Maria zu und lote aus, wie viel die Umbauarbeiten gekostet haben. Meine Schwägerin rollt demonstrativ mit den Augen und mutmasst, dass der Elektriker alleine für die neue Alarmanlage knapp 10.000 Dollar in Rechnung stellen wird – das ist ja allerhand.
12.30 Uhr Nach der reichhaltigen Jause machen wir es uns im Garten bequem und Maria fährt hausgemachte Limonade auf. Nebenher rege ich für morgen einen Ausflug an den Strand an und merke ausserdem an, dass wir anschliessend im PUBLIX Supermarkt Lebensmittel einkaufen sollten. Mein Bruder zeigt sich prompt einverstanden und verspricht, danach ein opulentes Mittagessen zu spendieren – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
13.15 Uhr Schlussendlich klatsche ich in die Hände und entschliesse mich, den lieben Menschen Lebewohl zu sagen und nach Hause zu fahren. Mit einer lustigen Melodie auf den Lippen scheuche ich den Rüden zum Auto und kruse hupend von dannen. Unterdessen fröne ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das grosse Glück, Maren Morris neues Lied “Rich” (löblich: Reich) zu hören – da kommt Freude auf.


Der beste Radiosender

14.00 Uhr Zuhause angekommen, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume vom meiner Forschungsreise nach San Franzisko im Jahre 2003.
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 3 zugeht, schwinge ich mich vom Sofa und widme mich der Anschnurseelsorge. Unter anderem rate ich einer verzweifelten Mutter aus Wetzlar, ihrer 19jährigen Tochter im kommenden Sommer einen Badeurlaub in Südfrankreich zu verbieten. Wie jedes Kind weiss, kann man den garstigen Franzosen nicht über den Weg trauen.
16.00 Uhr Da Dixon langsam unruhig wird, schalte ich den Heimrechner aus und breche zu einem entspannten Gassigang durch das gepflegte Wohngebiet auf. Ich begleite den Vierbeiner zum La Playa Golfplatz und halte im hohen Gras nach verloren gegangenen Golfbällen Ausschau – das macht Spass.


Wir halten nach Golfbällen Ausschau

17.00 Uhr Nach einer Stunde bin ich wieder dahoam und schalte die Klimaanlage etwas höher. Danach serviere ich Dixon eine Portion ROYAL CANIN Trockenfutter und nehme selbst mit belegten Broten, Gewürzgurken aus dem Glas sowie mit einem süffigen Weissbier aus meiner weissblauen Heimat Vorlieb – das tut gut.
18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und schalte mich durch die unzähligen Fernsehprogramme. Nach kurzem Suchen bleibe ich auf FX hängen und fröne der spannenden Gruselserie “American Horror Story: Apocalypse”. Ich mache grosse Augen und werde Zeuge, wie die Welt durch Atomraketen zerstört wird und eine Gruppe Menschen ums Überleben kämpft – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach vier Episoden beende ich den nervenaufreibenden Fernsehabend und lasse Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.