08.00 Uhr Ich rolle mich aus dem Wasserbett und fühle mich prima. Während Dixon neben der Klimaanlage liegt und alle Viere von sich streckt, strebe ich mit schnellen Schritten auf die Terrasse und läute den sonnigen Morgen mit dem Frühsport ein. Ausserdem mache ich mir eigene Gedanken und komme zu dem Schluss, dass es angebracht wäre, den heutigen Tag auszunutzen, um für Frau Pontecorvo ein Geburtstagsgeschenk zu besorgen .
08.30 Uhr Als ich mich bei einem blubbernden Wirbelbad entspanne, bimmelt plötzlich das Telefon und mein Grossneffe meldet sich in der Leitung. David legt beste Laune an den Tag und lotet aus, ob ich mit an den Strand kommen möchte. Natürlich erteile ich dem Buben eine Absage und beteure, dass ich in die Stadt krusen und dort abschoppen werde. Der 12jährige wird augenblicklich hellhörig und meint, dass er gerne mitkommen würde – dagegen ist nichts einzuwenden.
09.30 Uhr Nachdem ich dem Zwerg versprochen habe, ihn gegen halb 11 abzuholen, beende ich den Badespass und schlüpfe in farbenfrohe Freizeitkleidung. Anschliessend kehre ich pfeifend in die Küche zurück und genehmige mir ein ordentliches Frühstück. Unterdessen blättere ich in der Tageszeitung und stosse auf eine Anzeige des “Best Gourmet” Teegeschäfts. Ich mache grosse Augen und lerne, dass das an der 5th Avenue ansässige Unternehmen derzeit Rabatte in Höhe von bis zu 25% gewährt.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten verfrachte ich das schmutzige Geschirr in die Spüle und schicke mich an, den Vierbeiner zum Auto zu scheuchen. In einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt rase ich gen Westen davon und spiele mit der Idee, dem besagten Teefachgeschäft einen Besuch abzustatten.
Tee schmeckt einfach prima
11.00 Uhr Wenig später treffe ich im Lowbank Drive ein und sehe, wie Georg und Maria den JEEP mit allerhand Sachen beladen. Weil ich über alles informiert sein muss, stelle ich die Beiden zur Rede und erhalte die Auskunft, dass meine Verwandten dem “Lovers Key State Park” einen Besuch abstatten wollen. Georg schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass wir uns gegen 17 Uhr im “Alpine Restaurant” treffen sollten – das soll mir Recht sein.
11.30 Uhr Nachdem ich Amanda und James begrüsst habe, halte ich David die Beifahrertüre auf und dränge zur sofortigen Abreise. Der Bube nickt eifrig und steigt ausgelassen in den PS-strotzenden SUV ein.
12.00 Uhr Wegen der grossen Hitze sind heute nur wenige Fahrzeuge unterwegs und wir haben das grosse Glück, nach nicht einmal dreissig Minuten einen Stellplatz an der 5th Avenue zu ergattern. Da ich meine Zeit nicht gestohlen habe, tippe ich auf meine wertvolle ROLEX und lasse meinen Begleiter wissen, dass wir nun einen feinen Tee für Frau Pontecorvo besorgen werden.
12.45 Uhr Nach einem kurzweiligen Fussmarsch betreten wir den Laden und ich bemerke, dass hier nicht nur exquisite englische Teesorten, sondern auch Gewürze feilgeboten werden. Während Dixon in einer Tour niesst, laufe ich an den gutbestückten Regalen vorbei und unterbreite mit erhobenem Zeigefinger, dass der sündteure Bohea Tee aus China stammt. David zuckt mit den Schultern und sagt, dass er Durst hat und ein Eis essen möchte. Trotz der Quengelei, lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen und fasse den Entschluss, eine Tüte “Coconut Oolong Tee” sowie ein Pfund Rose Sugar (löblich: Rosenzucker) einzukaufen. Der freundliche Herr an der Kasse lobt meinen hervorragenden Geschmack und weist auf die Tatsache hin, dass der Oolong Tee im Himalaya angebaut wird – das ist ja allerhand.
Ich investiere ein Vermögen
13.45 Uhr Um insgesamt 40 Dollars ärmer, verlassen wir den Laden und nehmen uns das Recht heraus, in die benachbarte Eisdiele einzukehren, um lustige Eisbecher mit Sahne zu ordern. Nebenher frage ich David bezüglich seiner schulischen Laufbahn aus und vernehme, dass er ausschliesslich gute Noten mit nach Hause bringt und zu den besten Schülern seines Jahrgangs zählt – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
14.30 Uhr Um keine Wurzeln zu schlagen, setzen wir unseren Bummel fort und schlendern entspanne an den zahlreichen Boutiquen vorbei. David kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und nötigt mich, in ein Schuhgeschäft einzukehren. Bevor ich mich versehe, flitzt der Frechdachs zu den Sportschuhen und nimmt ein Paar ADIDAS Schuhe aus dem Regal. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und entgegne, dass diese Treter 150 Dollars kosten – wo soll das noch hinführen.
15.15 Uhr Nachdem wir die neuen NIKE Turnschuhe bestaunt haben, stehen wir wieder auf der Strasse und gönnen uns ein weiteres Eis in der Waffel. Ausserdem statten wir dem “Cambier Park” einen Besuch ab und verschaffen Hund Dixon etwas Auslauf – was kann es schöneres geben.
16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meines goldenen Chronographens auf 4 zugeht, steigen wir ins Auto ein und krusen zügig von dannen. Ruckzucken fahren wir auf den Tamiami Trail auf und freuen uns auf das Abendessen in einem der besten Restaurants der Stadt. David plappert ohne Unterlass und kündigt an, ein grosses Steak mit Kartoffeln essen zu wollen – das hört sich verlockend an.
16.45 Uhr Pünktlich erreichen wir unser Ziel und treffen James, Amanda, Maria und Georg an einem schönen Tisch an. Die Leute begrüssen uns herzlich und erkundigen sich, ob wir ein passendes Geschenk für Frau Pontecorvo gefunden haben. Ich stimme prompt zu und zögere nicht, die Tageskarte aufzuschlagen und bei Wirtin Eva eine Gulaschsuppe sowie ein vitaminreiches Schnitzel Sandwich zu ordern. Nebenbei erfahre ich von Georg, dass es sich dieses Restaurant auf die Fahnen geschrieben hat, europäische Gerichte feilzubieten – das ist prima.
17.45 Uhr Nachdem wir die opulente Mahlzeit mit Schaumkaffees abgerundet haben, zückt mein Bruder seine Kreditkarte und bezahlt die Zeche aus der eigenen Tasche. Unterdessen reibe ich mir den Bauch und lasse die Anderen wissen, dass ich im “Alpine Restaurant” bald wieder essen werde.
18.30 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann den langen Tag vor der Glotze ausklingen lassen. Als erstes schaue ich mir die Nachrichten auf FOX an und mache mich über die tagesaktuellen Geschehnisse schlau.
20.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf PBS und fröne einer Dokumentation, die sich mit dem schottischen Kindardine Castle beschäftigt. Ich mache grosse Augen und lerne, dass das stattliche Anwesen in der Grafschaft Aberdeenshire von zwei Rentnern bewohnt wird – das ist ja kaum zu glauben.
21.00 Uhr Ein schöner Fernsehabend geht zu Ende und ich lösche sämtliche Lichter. Zu guter Letzt streichle ich Dixon über den Kopf und lege mich schlafen. Gute Nacht.