08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich stelle beim Blick in den Spiegel fest, dass meine Haare wild zu Berge stehen. Um in Kalifornien eine gute Figur abzugeben, fasse ich den Entschluss, gleich nach dem Frühstück einen Coiffeur aufzusuchen und mir die Haare aufsteilen zu lassen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
08.30 Uhr Nach dem Frühsport ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und telefoniere während des Badevergnügens mit meinen Verwandten. Als ich auf den Frisörbesuch zu sprechen komme, fällt mir Maria ins Wort und regt an, dass ich Hund Dixon währenddessen gerne im Lowbank Drive abliefern kann – wie schön.
Das Ferienhaus meiner Verwandten im Lowbank Drive
09.30 Uhr Schwuppdiwupp hüpfe ich aus der Wirbelbadewanne und zögere nicht, die wichtigste Mahlzeit des Tages auf der schattigen Terrasse einzunehmen. Unterdessen erzähle ich dem Vierbeiner, dass er den Vormittag bei Georg und Maria im Ferienhaus verbringen darf. Der Rüde leckt sich aufgeregt die Lefzen und kann es kaum noch erwarten, von meiner Schwägerin mit Leckereien verwöhnt zu werden.
10.00 Uhr Nachdem ich mit Edelbert telefoniert und ihn über den Frisörbesuch in Kenntnis gesetzt habe, schnappe ich mir die Leine und scheuche Dixon zum Auto. Mit durchdrehenden Pneus presche ich vom Grundstück und lausche während der kurzweiligen Reise dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land).
10.30 Uhr Ich treffe gutgelaunt bei meinen Liebsten ein und stelle fest, dass Georg das Wasser aus dem Schwimmbecken abgelassen hat. Mein Bruder deutet auf zwei lockere Bodenfliesen und berichtet, dass in der kommenden Woche ein Handwerker anrücken und den Schaden beheben wird. Ich reibe den Daumen am Zeigefinger und unke, dass der Fachmann ein kleines Vermögen in Rechnung stellen wird. Georg zuckt gelangweilt mit den Schultern und meint, dass er sich nun eine Zigarre anzünden wird – wie unlöblich.
Bitte nicht rauchen!
11.00 Uhr Schlussendlich wünsche ich meinen Verwandten schöne Stunden und rase ruckzuck in Richtung Zentrum davon. Weil das “llenocos” laut der Internetzplattform YELP zu den zehn besten Haarschneidegeschäften der Stadt zählt, parke ich den PS-strotzenden SUV kurzerhand vor dem Studio an der 4th Avenue. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen schlendere ich in das lichtdurchflutete Geschäft und bemerke, dass ich nicht der einzige Kunde bin. Zu allem Überfluss gesellt sich ein kleinwüchsiger Heini an meine Seite und bittet mich, auf dem weissen Ledersofa Platz zu nehmen. Ich komme dem Aufruf spornstreichs nach und nutze die Wartenzeit, um in der aktuellen Ausgabe des Tratschmagazins “Marie Claire” zu blättern.
11.45 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten bin ich endlich an der Reihe. Der Knecht lotst mich zu einem Frisörstuhl und erkundigt sich, ob meine Haare gewaschen werden müssen. Ich tippe mir an die Schläfe und antworte, dass ich bald in den goldenen Westen ausfliegen werde und einen feschen Schnitt benötige. In diesem Zusammenhand schlage ich die “Marie Claire” auf und gebe zu Protokoll, dass mir der Haarschnitt von Herrn George Clooney gut zu Gesicht stehen würde. Der Experte schmunzelt in einer Tour und verspricht, sein Bestes zu geben – wie schön.
Bald besuche ich die Universität von Berkeley
12.45 Uhr Wenig später hat der Mann sein Werk vollbracht und knöpft mir 65 Dollars ab. Ich seufze laut und eile mit schnellen Schritten zum Auto, um die Heimfahrt anzutreten.
13.30 Uhr Zurück im Lowbank Drive, werde ich von Maria zum Mittagessen eingeladen. Darüber hinaus behauptet die Gute, dass mich der neue Haarschnitt viel jünger aussehen lässt. Ich winke ab und rechne vor, dass der Homo im Frisörladen 65 Dollars verlangt hat – wo soll das noch hinführen.
14.15 Uhr Während ich mich an einem italienischen Nudelschichtgericht labe, erzähle ich meinen Verwandten von der bevorstehenden Reise nach Berkeley und erwähne, dass uns jemand am Sonntag nach Miami bringen muss. Georg reibt sich die Hände und sagt, dass es ihm eine Ehre sein wird, Prof. Kuhn, Hund Dixon und mich zum Flughafen zu kutschieren – das ist phantastisch.
15.15 Uhr Weil ich einen anstrengenden Vormittag hatte, bedanke ich mich für die Mahlzeit und ziehe es vor, nach Hause zurückzukehren. Mit letzter Kraft schleppe ich mich zum Chevrolet und rase in den Willoughby Drive zurück.
Mein Zuhause unter Palmen
16.00 Uhr Gähnend stosse ich die Haustüre auf und fülle gesundes Trockenfutter in Dixons Napf. Danach bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und döse prompt ein – das tut gut.
17.00 Uhr Pünktlich zum Fünfuhrläuten rolle ich mich vom Sofa und mache es mir zur Aufgabe, das Abendessen vorzubereiten. Während ich ein Schnitzel herausbrate, rufe ich erneut beim Professor an und lasse meine Tageserlebnisse Revue passieren. Mein Bekannter hört aufmerksam zu und meint, dass er die Nachmittagsstunden ausgenutzt hat, um im Internetz über Oakland zu recherchieren. Ich schnalze demonstrativ mit der Zunge und vermute, dass unsere Forschungsreise sehr spannend werden wird.
18.00 Uhr Nach der Brotzeit lege ich im klimatisierten Wohnzimmer die Beine hoch und gebe mich den FOX Nachrichten hin. Unter anderem lerne ich, dass der aus Jamaika stammende Sänger Bob Marley just heute vor 36 Jahren das Zeitliche gesegnet hat – wie schnell die Zeit doch vergeht.
19.00 Uhr Zur sogenannten Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) wechsle ich auf AMC, um mir die preisgekrönte Dokumentation “B-Movie” anzuschauen. Ich staune Bauklötze und tauche in den Welt ungewaschener Langhaariger ein, die während der wilden 1980er Jahre West-Berlin unsicher machen – wie unlöblich.
21.00 Uhr Um keine viereckigen Augen zu bekommen, beende ich den Fernsehabendkulkul und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre sicher und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.