9. Mai 2017 – Ein Mietwagen für San Franzisko

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle fest, dass wir bisher noch kein Mietauto für die anstehende Reise in den goldenen Westen reserviert haben. Ruckzuck greife ich zum Telefon und rufe bei Edelbert an, um ihn zum Frühstück in die kleine Villa einzuladen. Edelbert plappert ohne Unterlass und verspricht, einen Zwischenstopp in der Biscotti Farrugia Italienbäckerei einzulegen und vitaminreiche Cannolis mitzubringen – wie schön.
08.30 Uhr Nachdem ich mit Georg und Maria telefoniert habe, ziehe ich mich ins Badezimmer zurück. Voller Vorfreude lasse ich Wasser in die Wanne einlaufen und kann es kaum noch erwarten, in fünf Tagen nach San Franzisko auszufliegen – das wird eine Gaudi.


Bald fliege ich nach Kalifornien aus

09.30 Uhr Just als ich aus der Wirbelbadewanne steige und in legere Kleidung schlüpfe, fährt der Pritschenwagen meines Gärtners vor. Ich schlüpfe spornstreichs in die Flip Flops und lasse es mir nicht nehmen, dem Muskelprotz etliche grüne Scheine zuzustecken. Ferner lasse ich Herrn Leonardo wissen, dass er beste Arbeit abliefert und sich von den fünf Dollars ein leckeres Eis kaufen sollte. Der Knecht strahlt über das ganze Gesicht und entgegnet, dass er die Moneten selbstverständlich seiner Familie in Mexiko zuschicken wird – das soll mir auch Recht sein.
10.00 Uhr Wenig später treffen endlich Edelbert und meine Verwandten ein. Ich begrüsse die lieben Leute herzlich und schlage vor, dass wir das Frühstück auf der schattigen Terrasse einnehmen könnten. Anschliessend fülle ich duftenden Bohnentrunk in eine Porzellankanne und mache es mir zur Aufgabe, schmackhafte Rühreier vorzubereiten – da kommt besonders grosse Freude auf.
10.30 Uhr Während wir gemütlich beisammensitzen und kraftvoll zubeissen, berichtet mein Bruder von seinem Wochenendausflug zum “Gatorland” Reptilienpark und sagt, dass er nicht nur gefährliche Krokodile, sondern auch Würgeschlangen, bissige Schildkröten und giftige Eidechsen gesehen hat. Maria nickt eifrig und beteuert, dass es besonders in den Everglades zahlreiche Gattungen gibt, denen man besser aus dem Weg gehen sollte. Ferner erfahren wir, dass meine Verwandten den gestrigen Tag ausgenutzt haben, um in der Nähe der Kleinstadt Arcadia eine Orangenplantage zu besuchen – das hört man gerne.


Georg und Maria besuchten eine Orangenplantage

11.00 Uhr Nachdem die lieben Leute ausgeplaudert haben, melde ich mich zu Wort und erinnere Edelbert, dass wir noch immer keinen Mietwagen gebucht haben. Der schlaue Mann schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und meint, dass wir uns schleunigst an den Heimrechner setzen sollten. Ich schlage in die gleiche Kerbe und hole augenblicklich das praktische iPad hervor. Mit flinken Fingern tippe ich die Adresse des Autovermieters ALAMO in die Suchmaske des Internetzbrausers und bringe heraus, dass ein Chevrolet Tahoe mit knapp 400 Dollars zu Buche schlagen wird. Weil wir Gott sei Dank nicht auf den Taler achten müssen, gehen wir prompt auf den Handel ein und legen fest, dass wir das Auto am kommenden Sonntag gegen 15:00 Uhr abholen werden – wie aufregend.
11.30 Uhr Im Anschluss informieren wir uns auf Expedia.com über das Motelangebot in San Franzisko und kommen überein, dass wir die erste Nacht im Zentrum der Grossstadt verbringen sollten. Wir fackeln nicht lange und ordern zwei lustige Zimmer in einem neugebauten “Motel 6” an der Geary Strasse. Ich schnippe zufrieden mit den Fingern und belehre, dass nicht nur die Fisherman’s Wharf, sondern auch die “Cathedral of Saint Mary” (löblich: Kathedrale der heiligen Maria) bequem zu Fuss zu erreichen ist. Edelbert stimmt zu und kündigt an, dass wir am ersten Abend etwas Sightseeing betreiben könnten – darauf freue ich mich jetzt schon.


Die Berkeley Universität wartet auf uns

12.30 Uhr Nachdem wir Nägel mit Köpfen gemacht haben, köpfen wir etliche Flaschen Bier und spülen unsere trockenen Kehlen mit süffigem Hopfensaft durch. Nebenbei treiben wir unsere Planungen voran und vereinbaren, dass wir am kommenden Montag zur Berkeley Universität krusen und Prof. Dr. Tyrus Boetticher treffen werden. Mein Bekannter ist ganz aufgeregt und meint, dass der 63jährige Gelehrte ein lustiger Zeitgenosse ist – jaja.
13.30 Uhr Da Georg und Maria am Nachmittag Herrn und Frau Porello zum Kaffeekränzchen eingeladen haben, bringe ich sie zur Türe und wünsche schöne Stunden. Anschliessend hole ich zwei weitere Flaschen Budweiser aus dem Eiskasten und gebe Edelbert zu verstehen, dass man bei dieser Affenhitze sehr viel trinken muss.


Das Bier fliesst in Strömen

14.00 Uhr Nachdem sich auch der Professor verabschiedet hat, rufe ich Dixons ins Haus und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Sorgsam nehme ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher in Augenschein und rate einem 44jährigen Vater aus Ravensburg, seinem 15jährigen Sohn Leon Lichtspielhause strikt zu untersagen – wo kämen wir denn da hin.
15.00 Uhr Sechzig Minuten später gehe ich fix und foxi von der Leine und bette mich auf dem Wohnzimmerkanapee zur Ruhe. Im Handumdrehen schlummere ich ein und sehe mich im Traum an der Fisherman’s Wharf stehen.


Die Fisherman’s Wharf

16.00 Uhr Um Dixon etwas Gutes zu tun, hüpfe ich vom Sofa und breche zu einem Spaziergang auf. Während der Rüde ausgelassen im kniehohen Gras schnüffelt, schlendere ich zum nahegelegenen La Playa Golfplatz und erfreue mich an den wärmenden Sonnenstrahlen, die Petrus zur Erde schickt. Darüber hinaus rufe ich in der alten Heimat an und tratsche angeregt mit Mieterin Sandra. Das Kind gibt sich jedoch kurzangebunden und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie gerade die neuen Folgen der bayerischen Serie “Dahoam is dahoam” in der BR-Mediathek anschaut – so ein Schmarrn.
17.00 Uhr Zuhause angekommen, begebe ich mich schnurstracks in die Küche und richte mir eine zünftige Wurstplatte an. Dazu gibt es einen Schoppen Rotwein aus dem goldenen Kalifornien – das schmeckt.


Nicht nur Bier ist sehr gesund

18.00 Uhr Nachdem ich fünf Wurstbrote und gut ein Dutzend Gewürzgurken aus dem Glas verzehrt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des langen Tages über. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und informiere mich bei den FOX Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Danach greife ich auf das NETFLIX Angebot zurück und gebe mich dem Fernsehspiel “Fargo” hin. Die dritte Staffel dieses Serienerfolgs ist im Jahre 2010 angesiedelt und erzählt von einem erfolgreichen Immobilien- und Parkplatzmogul – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Als der Abspann der dritten Episode über den Bildschirm flimmert, beende ich den Fernsehabend und wünsche Dixon süsse Träume. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre und gehe zu Bett. Gute Nacht.