15. Februar 2017 – ECHO

08.00 Uhr Auch heute strahlt die Sonne vom Himmel und lässt die Anzeige des Thermometers auf angenehme 77°F (25°C) ansteigen. Weil Tageslicht nicht nur den Stoffwechsel, sondern auch die Stimmung anregt, eile ich in den Garten und ertüchtige mich redlichst. Leider kommt bald Herr Booth daher und berichtet, dass er gestern eine neue Zündkerze für seinen Rasenmäher gekauft hat. Der gute Mann bedankt sich und verspricht, dass er in der nächsten Woche meinen Rasen mähen wird. Ich winke gelangweilt ab und erinnere daran, dass ich einen Gärtner eingestellt habe, der sich einmal pro Woche um den Garten kümmert.


Herr Booth hat eine neue Zündkerze gekauft

08.30 Uhr Während Hund Dixon zum Teich rennt, kehre ich ins Haus zurück und lasse mir ein Wirbelbad einlaufen. Nebenher blättere ich in der Zeitung und überfliege einen aufschlussreichen Artikel, der sich mit dem Unternehmen Amazon.com beschäftigt. Ich mache grosse Augen und lerne, dass das Internetzkaufhaus am 3. April 1995 sein erstes Buch an einen Programmierer namens John Wainwright versendet hat. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und erfahre weiter, dass Amazon im Jahre 2015 einen weltweiten Umsatz von rund 107 Milliarden Dollars erwirtschaften konnte – wie aufregend.
09.30 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich an den Frühstückstisch und komme zu dem Schluss, dass man sich ab und zu etwas leisten sollte. Deswegen segle ich mit dem iPad auf die Amazon Heimseite und halte nach Schnäppchen Ausschau. Bereits nach wenige Augenblicken werde ich auf den interaktiven Lautsprecher “ECHO” aufmerksam und lese, dass besagtes Gerät Musik abspielen und sogar die Wettervorhersage wiedergeben kann. Ruckzuck betätige ich den KAUFEN Knopf und freue mich, schon morgen einen ECHO mein Eigen nennen zu dürfen.


Amazon ECHO

10.15 Uhr Wenig später klingelt es an der Pforte und ich kann Edelbert Willkommen heissen. Der schlaue Mann schnippt mit den Fingern und lädt mich ein, ihn zum Supermarkt zu begleiten. Da im Kühlschrank gähnende Leere vorherrscht, schlüpfe ich spornstreichs in die Flip Flops und rufe nach Dixon. Im Anschluss hüpfe ich ausgelassen in den Chevrolet und folge Edelberts JEEP zur drei Meilen entfernten PUBLIX Markthalle.


Flip Flops sind sehr bequem

11.00 Uhr Am Ziel angekommen, machen wir einer Kundin den Einkaufswagen streitig und schlendern durch die breiten Gänge des klimatisierten Supermarkts. Während wir Waren des täglichen Bedarfs auswählen, verweise ich auf den ECHO Lautsprecher und gebe zu Protokoll, dass es mir ab morgen möglich sein wird, auf eine sprachgesteuerte Musikanlage zurückgreifen zu können. Selbstverständlich komme ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus und verrate, dass man mit dem ECHO Millionen Lieder aus dem Amazon Angebot anhören kann. Mein Bekannter staunt nicht schlecht und meint, dass er eventuell auch auf das Angebot eingehen und dem weltgrössten Internetzkaufhaus 179 Dollars bescheren wird – das ist phantastisch.
12.00 Uhr Nachdem wir die Einkaufstüten verstaut haben, kehren wir in die gutbesuchte “New York Pizza & Pasta” Gaststätte ein. Die Wirtin begrüsst uns herzlich und verwöhnt mit hausgemachten Bruschettas. Wir beissen kraftvoll zu und ölen unsere staubtrocknen Kehlen mit eiskaltem Diät Cola – das tut gut.
12.30 Uhr Als die Hauptgerichte serviert werden, kommt Edelbert auf die Flüchtlingskrise zu sprechen und vertellt, dass sich die in Deutschland gesetzlich pflichtversicherten Menschen auf höhere Beiträge einstellen müssen. Ich werde augenblicklich hellhörig und bringe heraus, dass Mitglieder der Krankenkassen einen Teil der gesundheitlichen Versorgung der illegalen Einwanderer abdecken müssen. Ich rolle mit den Augen und hoffe, dass Frau Merkel bei der kommenden Bundestagwahl für ihre Vergehen abgestraft werden wird.
13.15 Uhr Als es ans Bezahlen geht, zückt der Professor seine Geldbörse und sagt, dass er selbstverständlich für Speis und Trank bezahlen wird. Ich atme tief durch und kehre mit Dixon im Schlepptau zum Auto zurück. Danach wünsche ich Edelbert einen schönen Nachmittag und kruse radiohörend nach Hause.
14.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schleppe ich die Einkaufstüten ins Haus und registriere, dass Frau Gomez während meiner Abwesenheit zugegen war und die Hausarbeit erledigt hat. Da nun himmlische Ruhe herrscht, falle ich aufs Kanapee und döse prompt ein.


Mein Zuhause unter Palmen

15.00 Uhr Dummerweise pocht alsbald Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und überrascht mich mit einem Schokoladenkuchen. Weil mir ein gutes Nachbarschaftsverhältnis am Herzen liegt, bitte ich die Dame herein und nehme die Kaffeemaschine in Betrieb. Ferner hole ich zwei Teller hervor und sprühe Sahne darauf.
15.30 Uhr Während wir das Kaffeekränzchen auf der Terrasse abhalten, versorge ich meinen Gast mit Infos und unterbreite, dass ich mir etwas Besonderes geleistet und bei Amazon einen ECHO bestellt habe. Um meine Nachbarin einen genaueren Einblick zu gewähren, klappe ich das iPad auf und erwähne, dass der 23 Zentimeter hohe Lautsprecher per WiFi mit dem Internetz verbunden ist und jederzeit Musik abspielen kann.
16.30 Uhr Nachdem ich weitere Details preisgegeben habe, nimmt Frau Pontecorvo einen letzten Schluck aus dem Kaffeebecher und sagt, dass sie nun nach Hause gehen und sich ebenfalls einen ECHO bestellen wird – wie schön.


Meine praktische Schwarzbeere

17.00 Uhr Pünktlich zum Fünfuhrläuten nehme ich die Schwarzbeere zur Hand und kontaktiere die Domino’s Heissleine (unlöblich: Hotline), um mir eine vitaminreiche Schinkenpizza sowie einen gemischten Salat zu bestellen.
17.45 Uhr Fünfundvierzig Minuten später wird das Abendessen endlich geliefert. Ich nehme die Speisen nörgelnd an und erkläre dem Lieferheini, dass er zu spät gekommen ist und kein Trinkgeld erwarten kann. Bevor der Depp Widerworte findet, knalle ich die Haustüre zu und verzehre die Pizza in der guten Stube – das schmeckt.
18.30 Uhr Nachdem ich die fettige Pizzaschachtel in der Mülltonne der Nachbarn entsorgt habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich schenke mir ein Budweiser ein und fröne den Nachrichten auf FOX, um mich über die Geschehnisse in der Welt schlau zu machen.

19.30 Uhr Zur Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) wechsle ich auf HBO, wo just im Moment der Krimi “Criminal” (auf deutsch: Das Jerico Projekt) anläuft. Ich lehne mich entspannt zurück und werde Zeuge, wie ein CIA Agent in London lebensgefährlich verletzt wird. Schlussendlich tritt ein schlauer Neurowissenschaftler auf den Plan, die Erinnerungen des Spions in das Gehirn eines Meuchelmörders einzupflanzen – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach einhundertzwanzigminütigem Nervenkitzen, beende ich den Fernsehabend und scheuche Hund Dixon noch einmal durch den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.