2. Dezember 2016 – Im Lowbank Drive

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08.00 Uhr Ich rolle mich gähnend aus dem Bett und registriere, dass die Klimaanlage viel zu kalt eingestellt ist. Weil auch Hund Dixon fröstelt, drehe ich spornstreichs an der Steuereinheit und vergesse auch nicht, die Terrassentüre zu öffnen. Danach lockere ich meine eingerosteten Muskeln im Freien und freue mich, einen Montezumavogel im Garten zu entdecken. Ich reibe mir die Augen und gebe meinem tierischen Mitbewohner zu verstehen, dass dieser Singvogel ursprünglich aus Mittelamerika stammt.

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Ein lustiger Vogel aus Mittelamerika

08.45 Uhr Als ich in die gute Stube zurückkehre, schellt plötzlich das Telefon. Ich nehme das Gespräch neugierig an und bin überrascht, Georgs Stimme zu hören. Der gute Mann kommt ohne Umschweife auf den Grund seines Anrufs zu sprechen und bittet mich, im Laufe des Tages zum Ferienhaus zu krusen. Als ich genauer nachfrage, verrät mein Bruder, dass gestern ein Schwimmbeckenfachmann im Lowbank Drive zugegen war, um das Becken zu reinigen. Selbstverständlich nicke ich eifrig und verspreche, dass ich gleich losfahren werde.
09.15 Uhr Nachdem ich mit Georg geplaudert und ihn über meine bevorstehende Reise nach Pompano Beach in Kenntnis gesetzt habe, beende ich das Telefonat und verabschiede mich ins Bad. Gutgelaunt lasse ich lauwarmes Wasser in die Wirbelbadewanne laufen und nutze die Gelegenheit, um in der Tageszeitung zu blättern.
10.15 Uhr Als der Zeiger meiner geschmackvollen Wanduhr auf Viertel nach 10 zugeht, nehme ich am Küchentisch platz, um mir ein kleines Frühstück munden zu lassen. Ich verzehre vitaminreiche Rühreier mit Speckstreifen sowie im Ofen aufgebackene Hörnchen (unlöblich: Croissants) und nehme mir das Recht heraus, beim Professor anzurufen. Edelbert meldet sich nach dem zweiten Tuten und zeigt sich prompt bereit, mich im Ferienhaus zu treffen. Ich reibe mir die Hände und unterbreite, dass wir im Urlaubsdomizil meiner Verwandten nach dem Rechten sehen und anschliessend in den “Boston Beergarden” (löblich: Boston Biergarten) einkehren sollten – da kommt Freude auf.
11.00 Uhr Pünktlich zum Elfuhrläuten leere ich das Kaffeehaferl und rufe Hund Dixon auf, mir zum Auto zu folgen. Der Rüde gehorcht aufs Wort und rennt kläffend hinaus. Ruckzuck hieve ich ihn auf die Ladefläche und schicke mich an, hupend aus dem Wohngebiet zu preschen – was kann es schöneres geben.

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Das Ferienhaus meines Bruders

11.30 Uhr Dreissig Minuten später komme ich vor der Villa meiner Familie zum Halten. Ich schwinge mich sportlich vom Fahrersitz und freue mich, Herrn Wang im Nachbargarten anzutreffen. Der Motelbesitzer begrüsst mich herzlich und lotet aus, ob ich ihm einen Überraschungsbesuch abstatten wollte. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass ich von meinem Bruder beauftragt wurde, das Schwimmbecken in Augenschein zu nehmen. Herr Wang deutet nach nebenan und sagt, dass gestern Nachmittag ein Reinigungsheini vor Ort war, um abgefallene Palmwedel aus dem Wasser zu fischen.
12.00 Uhr Während wir angeregt plaudern, trifft auch Edelbert im Lowbank Drive ein. Mein Bekannter lüftet seine MIAMI DOLPHINS Kappe und vertellt, dass er grossen Durst mitgebracht hat. Bevor ich antworten kann, winkt uns Herr Wang in sein bescheidenes Eigenheim und versorgt uns mit eiskalten Hopfenkaltschalen und köstlichen Wurstbroten – schmeckt gar nicht schlecht.

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Ich proste Herrn Wang redlichst zu

12.30 Uhr Ich spüle mir den trocknen Hals durch und erzähle Herrn Wang, dass wir am Montag nach Pompano Beach krusen werden. Edelbert schwärmt ebenfalls in den höchsten Tönen und meint, dass die Kleinstadt im Broward County über kilometerlange Standstrände und einen wunderschönen Leuchtturm verfügt – wie schön.
13.30 Uhr Nach dem dritten Bier schlendern wir nach nebenan und stellen wohlwollend fest, dass der Schwimmbadfachmann beste Arbeit abgeliefert und nicht nur das Becken gesäubert, sondern auch sämtliche Filter ausgewechselt hat. Zudem sehen wir uns in der Villa um und kommen überein, dass schnellstmöglich Frau Gomez anrücken und den Staubwedel schwingen sollte.
14.00 Uhr Schlussendlich schütten wir Hände und bedanken uns für die Brotzeit. Im Anschluss lotse ich Dixon zum Auto und rase entspannt nach Hause. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
14.45 Uhr Fix und foxi treffe ich im Willoughby Drive ein und fülle den Napf meines Haustieres mit ROYAL CANIN Trockenfutter auf. Danach falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke genüsslich die Beine aus.
15.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und erkenne beim Blick auf meine Armbanduhr, dass es für das Abendessen noch zu früh ist. Um keine Langeweile zu bekommen, eile ich zum Nachbarhaus und lade mich bei Frau Pontecorvo zum Kaffeekränzchen ein. Die Dame fährt selbstgebackenen Pfirsichkuchen mit Schlagobers auf und berichtet, dass sie am Vormittag im Zentrum abgeschoppt hat. Zu allem Überfluss präsentiert die Alte ein blaues Strandkleid und kündigt an, dass sie sich morgen mit Freundinnen im Lichtspielhaus treffen und diesen Fummel tragen wird. Ich zucke mit den Schultern und ringe mich dazu durch, noch ein Stück Kuchen zu essen.

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Der Kuchen schmeckt gar nicht schlecht

16.45 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und mache mich in der Küche nützlich. Ich hantiere fachmännisch mit der Bratpfanne und zaubere im Handumdrehen vitaminreiche Bratkartoffeln mit Spiegeleiern – wie gut das duftet.
17.30 Uhr Nach der Jause nehme ich die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb und verabschiede mich in den Feierabend. Um endlich zur Ruhe zu kommen, lege vor der Glotze die Beine noch und schaue mir die Nachrichten sowie eine lehrreiche Politiksendung auf FOX an.
19.00 Uhr Gelangweilt wechsle ich auf HBO und fröne dem Gruselfilm “Lights Out” (löblich: Lichter aus). Das krude Machwerk des schwedischen Regisseurs David F. Sandberg handelt von den Halbgeschwistern Rebecca und Martin, die von einem unheimlichen Wesen heimgesucht werden – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
20.30 Uhr Als nach neunzig Minuten der Abspann über den Bildschirm flimmert, beende ich den Fernsehabend und begleite Dixon an die frische Luft. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.