08.00 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Telefonschellen geweckt. Verwundert nehme ich das Gespräch an und habe das zweifelhafte Vergnügen, Edelberts Stimme zu hören. Mein Bekannter plappert in einer Tour und erinnert, dass wir heute Flüge nach Toronto buchen sollten. Da wir auch heuer das Weihnachtsfest in Ontario verbringen wollen, willige ich ein und fordere den Professor auf, zum Frühstück vorbei zu kommen.
08.30 Uhr Kopfschüttelnd rolle ich mich aus dem Bett und ziehe es vor, Hund Dixon in den Garten zu lassen. Anschliessend verabschiede ich mich ins Badezimmer und lasse die Wanne mit Wasser volllaufen. Nebenher rufe ich bei Sandra an und informiere, dass wir gleich Nägel mit Köpfen machen und unsere Reise in den hohen Norden buchen werden. Das unterbelichtete Kind ist begeistert und vertellt, dass es bereits einen Direktflug reserviert und am 23. Dezember in der Metropole am Ontario See eintreffen wird – das soll mir Recht sein.
Weihnachten verbringe ich in Toronto
9.30 Uhr Gegen halb Zehn steige ich aus der Wanne und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Danach mache ich mich in der Küche nützlich und nehme die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb. Dummerweise pocht bald Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und lotet aus, ob sie mir bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leisten darf. Obgleich ich mit dem Kopf schüttle und auf Edelberts Kommen verweise, lässt die Gute nicht locker und nimmt eine Tasse aus dem Küchenschrank – wie unlöblich.
10.00 Uhr Wenig später trifft auch Edelbert in der kleinen Villa ein und überrascht uns mit lustigen Cannolis aus der Biscotti Farrugia Italienbäckerei. Natürlich rücke ich meinem besten Freund einen Stuhl zurecht und halte ihn an, sich köstliche Rühreier auf einen Teller zu laden. Der Professor leckt sich die Lippen und erzählt, dass er in der Backstube unseres Vertrauens Herrn und Frau Porello getroffen hat. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass die beiden zur Jahresmitte umgezogen sind und nun eine schicke Luxusvilla am Haldeman Creek bewohnen. Laut seufzend giesse ich mir brühfrischen Bohnentrunk nach und weise auf die Tatsache hin, dass Herr Porello ein hochrangiges Mafiamitglied ist, der seine Brötchen mit illegalen Sportwetten, Zinswucher und Erpressung verdient.
Cannolis schmecken prima
10.45 Uhr Während Frau Pontecorvo den Esstisch abräumt, lotse ich Edelbert zum Schreibtisch und mache es mir zur Aufgabe, den Heimrechner in Betrieb zu nehmen. Im Anschluss navigiere ich durchs Internetz und lande alsbald auf der Heimseite des Reisevermittlers EXPEDIA. Prof. Kuhn deutet auf den Bildschirm und legt mir nahe, den Mauszeiger auf das Auswahlfeld “Flights” (löblich: Flüge) zu bewegen. Ich komme der Bitte anstandslos nach und erkenne, dass “WestJet” einen Direktflug von Fort Myers nach Toronto zu 179 Dollars anbietet. Selbstverständlich nehmen wir das Angebot an und können es kaum noch erwarten, am Morgen des 19. Dezember nach Toronto auszufliegen – das wird phantastisch.
11.30 Uhr Als nächstes spendiere ich den Anwesenden eisgekühlte Hopfenkaltschalen und kontaktiere kurzentschlossen die WestJet Heissleine (unlöblich: Hotline), um mich nach einer Tiertransportbox zu erkundigen. Eine freundliche Telefonistin nimmt sich meiner Problemen an und rechnet vor, dass der Transfer eines mittelgrossen Hundes mit lediglich 99 Dollars zu Buche schlägt – wie schön.
Georg kauft ein Wohnmobil
12.30 Uhr Nachdem ich die Buchung bestätigt habe, setze ich mich zu meinen Bekannten auf die Terrasse und öle meine staubtrockene Kehle ebenfalls mit einem süffigen Bier. Ferner verweise ich auf unsere Autofahrt entlang der Ostküste und merke an, dass es ein Spass werden wird, mit Sandra durch Manhattan zu krusen. Edelbert gibt mir Recht und schlägt vor, dass wir den Aufenthalt zum Anlass nehmen könnten, um ins Theater zu gehen.
13.00 Uhr Da ich ein perfekter Gastgeber bin, serviere ich vitaminreiche Sandwiches (löblich: belegte Brote) und wünsche einen guten Appetit. Frau Pontecorvo beisst kraftvoll zu und beteuert, dass sie Weihnachten bei Frau Blanche in Jacksonville verbringen wird.
13.45 Uhr Nachdem ich von Edelbert erfahren habe, dass am Abend die dritte und letzte Präsidentschaftsdebatte stattfinden wird, sorge ich in der Küche für Sauberkeit. Ausserdem verabschiede ich die Gäste und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit Trockenfutter zu befüllen. Im Anschluss falle ich aufs Sofa und döse schnell ein – das tut gut.
14.45 Uhr Um die Nachmittagsstunden sinnvoll zu gestalten, scheuche ich den Vierbeiner hinaus und unternehme einen Spaziergang. Nebenbei pfeife ich die Melodie von der launischen Forelle und sehe mich bald mit dem rollbrettfahrenden Nachbarsbuben Francis konfrontiert. Der Junge hüpft elegant von seinem Skateboard und plappert davon, dass er heute schulfrei hat. Ich werfe dem Heini skeptische Blicke zu und fordere ihn auf, nach Hause zu gehen und seine Nase in ein Erdkundebuch zu stecken.
Mein Zuhause unter Palmen
16.00 Uhr Völlig verschwitzt stosse ich die Pforte zur Villa auf und schleppe mich mit letzter Kraft zum Eiskasten, um einen Schluck Cola zu trinken. Zudem kredenze ich Dixon einen Kauknochen und mache es mir auf dem Kanapee bequem. Als ich tief durchatme surrt plötzlich das Telefon und ich sehe mich genötigt, abermals mit Sandra sprechen zu müssen. Die Maid löchert mich mit Fragen und möchte wissen, ob ich mittlerweile gebucht habe. Ich stimme zu und gebe bekannt, dass ich am 19. Dezember gegen 15 Uhr in Toronto ankommen werde.
17.00 Uhr Um nicht zu verhungern, beende ich das Telefonat und schiebe eine Tiefkühlpizza ins Backrohr. Darüber hinaus schneide ich eine Gurke in mundgerechte Stücke und zaubere im Handumdrehen einen schmackhaften Beilagensalat.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und fröne auf FOX der dritten Präsidentschaftsdebatte. Ich öffne eine Packung Lay’s Kartoffelchips und lerne, dass das Treffen der beiden Politiker heute in der Universität von Nevada in Las Vegas, NV stattfindet – wie aufregend.
Die dritte Präsidentschaftsdebatte
20.00 Uhr Endlich ist es soweit und die Kontrahenten werden vom FOX Nachrichtensprecher Chris Wallace herzlich begrüsst. Ich lehne mich zurück und werde Zeuge, wie Donald Trump keine Möglichkeit auslässt, seine Kontrahentin scharf zu attackieren – da kommt besonders grosse Freude auf.
21.30 Uhr Neunzig Minuten später geht die Debatte zu Ende. Ich nippe ein letztes Mal am Rotweinglas und lege mich dann schlafen. Gute Nacht.