08.00 Uhr Ein neuer Tag bricht an und ich hüpfe voller Elan aus dem Bett, um den sonnigen Freitag mit der Morgengymnastik zu beginnen. Als ich einen Purzelbaum schlage und die Melodie von der “launischen Forelle” summe, kommt Frau Pontecorvo dazu und behauptet, dass ich eine unverwechselbare Stimme habe. Ich schlage in die gleiche Kerbe und entgegne, dass ich trotzdem keine Karriere als Gesangsstern anstreben werde.
08.30 Uhr Weil das Thermometer kurz vor dem explodieren ist, fasse ich den Entschluss, schnell in die kleine Villa zurückzukehren und die Seele bei einem Wirbelbad baumeln zu lassen. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und gebe bekannt, dass ich der Affenhitze ein Schnippchen schlagen und keinen Finger krümmen werde. Der schlaue Mann gibt mir recht und kündigt an, dass er sich heute um den Haushalt kümmern und am Nachmittag mit seinem Sohn Peter skypen wird – das soll mir auch Recht sein.
Mein Zuhause unter Palmen
09.30 Uhr Nachdem ich mich angezogen habe, eile ich zum Nachbarhaus und lade mich bei Frau Pontecorvo zum Frühstück ein. Die Perle versorgt mich mit vitaminreichen Rühreiern und erzählt, dass die gleich zum Schönheitssalon krusen und sich aufsteilen lassen wird. Ich zucke mit den Schultern und stelle klar, dass mich der Herrgott mit natürlicher Schönheit bedacht hat und ich deswegen auf sündteure Pflegeprodukte verzichten kann. Anstatt eifrig zu nicken, straft mich die kleine Frau mit bösen Blicken ab und wendet sich der Tageszeitung zu.
10.00 Uhr Als ich mir eine zweite Portion Eier genehmige, kündigt der WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Morgenmoderator plötzlich ein neues Dwight Yoakam Lied an. Ich wippe zufrieden mit dem Fuss und lerne, dass der 59jährige heute sein neues Studioalbum “Swimmin’ Pools, Movie Stars” (löblich: Schwimmbecken, Filmsterne) veröffentlichen wird. Ferner bringe ich heraus, dass der gute Mann etliche Eigenkompositionen neu arrangiert und mit befreundeten Künstlerkollegen aufgenommen hat – das ist prima.
Dwight Yoakam – Swimmin’ Pools, Movie Stars …
10.45 Uhr Weil ich handgemachte Musik sehr zu schätzen weiss, wische ich mir den Mund an der Serviette ab und gebe Frau Pontecorvo zu verstehen, dass ich augenblicklich zum WAL MART rasen und mir den besagten Silberling kaufen werde. Noch bevor meine Nachbarin Worte findet, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und scheuche Hund Dixon zum Auto, um in einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt zur Markthalle am Juliet Boulevard zu gleiten. Weil auf den Strassen dichter Verkehr herrscht, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und lasse es mir ausserdem nicht nehmen, in regelmässigen Abständen zu hupen.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten betrete ich die Filiale und eile wildgestikulierend zur Musikabteilung im hinteren Teil des klimatisierten Flachbaus. Ruckzuck fische ich mir ein Exemplar aus dem Regal und bemerke, dass in den letzten Wochen weitere Scheiben bekannter Interpreten auf den Markt gekommen sind. Ich lege den Zeigefinger an die Unterlippe und zögere nicht, auch das neue Chely Wright Werk “I Am The Rain” (löblich: Ich bin der Regen), die Liedersammlung der Frauencombo “Trio” sowie eine Kompilation aus sämtlichen Richard Wagner Opern in den Einkaufswagen zu legen. Ich freue mich sehr und erkläre Dixon, dass ich diese Sammlung Edelbert am Sonntag anlässlich seines Geburtstags überreichen werde.
12.30 Uhr Nachdem ich die Musikscheiben an der Kasse Nummer 7 bezahlt habe, kehre ich zum KFZ zurück und stecke den Dwight Yoakam Silberling in die Musikanlage. Anschliessend drücke ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und kruse kurzentschlossen eine McDonalds Gaststätte am Tamiami Trail an. Hungrig und durstig rolle ich zum Drive Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter und ordere zwei Chicken Sandwiches (löblich: Hühnerbrote), French Fries (löblich: französische Fritten) sowie einen grossen Becher Dr. Pepper Brause. Da Hund Dixon unentwegt fiept, fordere ich die übergewichtige Dame am Essenschalter auf, zusätzlich einen Hamburger in die Tüte zu stecken – was das wieder kostet.
13.15 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann die Brotzeit im kühlen Wohnzimmer verzehren. Nebenher fröne ich stimmungsvollen Dwight Yoakam Klängen und lasse den Vierbeiner wissen, dass der aus Kentucky stammende Musiker auch in Hollywood Karriere gemacht hat. Ich schnippe mit den Fingern und gebe zu Protokoll, dass Herr Yoakam erstmals im Jahre 1992 im spannenden Kriminalfilm “Red Rock West” in Erscheinung trat.
Besonders modische Flip Flips
14.00 Uhr Nach der Brotzeit schlüpfe ich aus den Flip Flops und bette mich auf dem Sofa zur Ruhe. Bereits nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und träume von meiner Reise durch Minnesota – das war eine Gaudi.
15.00 Uhr Um den Nachmittag sinnvoll zu gestalten, komme ich in die Gänge und kümmere mich um Belange verzweifelter Heimseitenbesucher. Auch heute helfe ich, wo ich nur kann und rate einer Mutter aus Schwandorf, ihrem Sohn Schnellessrestaurantbesuche zu verbieten. Wie jeder weiss, sind Kartoffelstäbe, Hühnerklumpen und fettige Burger sehr ungesund und können sogar Gehirnbrand auslösen – wie schrecklich.
16.00 Uhr Ich beende die Beratungsstunde und mache es mir auf der Terrasse bequem, um dem nagelneuen Chely Wright Album zu lauschen – was kann es schöneres geben.
17.00 Uhr Da Dixon selbständig Gassi gegangen ist, verzichte ich auf einen Spaziergang und ziehe mich in die Küche zurück, um eine Tiefkühlpizza aus dem Eiskasten zu holen. Danach verfrachte ich die italienische Spezialität in den Backofen und zaubere im Handumdrehen einen gesunden Tomatensalat – wie schön.
18.00 Uhr Redlichst gesättigt nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und rufe Dixon ins Haus. Zudem schalte ich die Glotze ein und mache mich bei den FOX Nachrichten über die Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit gebe ich mich der AMAZON Serie “Mad Dogs” hin und erfreue mich an den haarsträubenden Abenteuern ehemaliger College Freunde in zentralamerikanischen Belize. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und werde Zeuge, wie die vier Deppen immer tiefer ins Schlamassel geraten.
21.00 Uhr Nach zwei Folgen betätige ich den AUS Knopf auf der neumodernen Fernbedienung und führe Hund Dixon noch einmal in den Garten. Zu guter Letzt trinke ich einen Schluck Cola und gehe erschöpft zu Bett. Gute Nacht.