3. August 2016 – Reiseplanung

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich rolle mich aus dem Wasserbett und werde Zeuge, wie sich Dixon einen meiner Hausschuhe schnappt. Selbstverständlich rufe ich den Rüden zur Ordnung und gebe zu Protokoll, dass ich ihn bei weiteren Verfehlungen in den Everglades aussetzen werde – alles kann man sich schliesslich auch nicht gefallen lassen.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik kehre ich schwitzend in die kleine Villa zurück und komme zu dem Schluss, dass auch heute eine brütende Hitze vorherrscht. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und läute den Morgen mit einem erfrischenden Wirbelbad ein. Nebenher telefoniere ich mit Prof. Kuhn und erfahre, dass er am gestrigen Abend bei Familie Satesh eingeladen war. Edelbert schwärmt in den höchsten Tönen und berichtet, dass Frau Satesh ein indisches Reisgericht aufgetischt hat. Ferner lädt mich mein Bekannter ein, in die Stadt zu kommen, um in seiner Stadtwohnung das Frühstück einzunehmen – wie schön.
09.30 Uhr Um mich nicht zu verspäten, hüpfe ich aus der Wirbelbadewanne und erkläre dem Vierbeiner, dass wir nun die “Biscotti Farrugia” Italienbäckerei ansteuern und anschliessend Edelbert besuchen werde. Das lustige Haustier ist ganz aus dem Häuschen und rennt wie von der Tarantel gestochen zum Chevrolet Suburban.
10.00 Uhr Während der kurzweiligen Ausfahrt betätige ich den Scheibenwischer und ärgere mich über das verschmutzte Auto. Da ich jedoch keine Millionen auf dem Konto habe, verzichte ich auf eine Wagenwäsche und nehme mir vor, am Wochenende selbst zum Schwamm zu greifen – was muss ich denn noch alles ertragen.

cannoli
Cannolis schmecken prima

10.30 Uhr Nachdem ich in der Bäckerei vier Croissants (löblich: französische Hörnchen), zwei mit Erdbeeren und Sahne gefüllte Cannolis sowie eine Tüte Mandelmakronen eingekauft habe, setze ich die Reise fort und finde mich bald vor Edelberts Wohnhaus im Stadtzentrum wieder. Wie nicht anders zu erwarten, begrüsst mich der schlaue Mann herzlich und meint, dass wir wegen des subtropischen Klimas die wichtigste Mahlzeit des Tages in der guten Stube einnehmen sollten. Ich nicke eifrig und überreiche Edelbert die eingekauften Backwaren.

minneapolis
Hurra, wir fliegen nach Minneapolis

11.00 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse und meinen trockenen Hals mit Bohnentrunk durchspüle, kommt Edelbert auf unsere Forschungsreiche nach Minneapolis zu sprechen und beteuert, dass wir in der grössten Stadt des Bundesstaates Minnesotas unbedingt das im Jahre 2003 eröffnete “Mill City Museum” besichtigen sollten. Ich gebe mich ahnungslos und bringe heraus, dass Besucher in der Ausstellungshalle einen Einblick über die Geschichte des Mühlenwesens erlangen und landwirtschaftliche Maschinen beäugen können – das hört sich spannend an.
12.00 Uhr Wenig später wird Dixon unruhig und scharrt mit seinen Pfoten an der Haustüre. Ich nehme einen letzten Schluck Kaffee und lasse Edelbert wissen, dass der Hund einen Spaziergang unternehmen möchte. Der Professor freut sich und folgt uns spornstreichs nach draussen. Bei schweisstreibenden Temperaturen schlendern wir zur 5th Avenue South und nehmen uns das Recht heraus, zwei Weicheis in der Waffel zu kaufen – das tut gut.

softeis
Eine leckere Nachspeise

12.30 Uhr Nebenher werfen wir prüfende Blicke in die Schaufenster der Ladenketten und bemerken, dass viele Händler während der heissen Jahreszeit Preisrabatte bis zu 50% gewähren – das soll uns auch Recht sein.
13.15 Uhr Zurück am Auto, reiche ich Edelbert die Hand und bedanke mich artig für das reichhaltige Frühstück. Danach presche ich hupend von dannen und entschliesse mich, einen Abstecher zum PUBLIX Supermarkt zu machen, um Getränke, Obst sowie weitere Produkte des täglichen Bedarfs zu besorgen.
13.45 Uhr Kurz vor dem Zweiuhrläuten betrete ich die klimatisierte Markhalle und mache es mir zur Aufgabe, Waren in einen Einkaufswagen zu verfrachten. Darüber hinaus mache ich auch am DVD Regal halt und ringe mich dazu durch, 12 Dollars in den preisgekrönten Kriminalfilm “Bridge of Spies” (löblich: Brücke der Spione) zu investieren – man gönnt sich ja sonst nichts.

14.30 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann die Lebensmittel in den Eiskasten räumen. Im Anschluss fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und falle dann fix und foxi aufs Kanapee.
15.30 Uhr Leider wird die Ruhe bald durch einen Telefonanruf gestört. Ich nehme das Gespräch an und bin überrascht, Georg am Rohr zu haben. Mein Bruder wünscht mir einen guten Tag und plappert, dass er vor wenigen Minuten am Lake Simcoe eingetroffen ist. Mein Bruder versorgt mich mit Fakten und sagt, dass es in Gilford Beach mit 23°C angenehm warm ist und er den Nachmittag nutzen möchte, um mit James und David Fische zu fangen. Ich wische mir die Schweissperlen von der Stirn und entgegne, dass ich sogar im klimatisierten Haus aus dem Schwitzen kaum noch herauskomme.
16.00 Uhr Ich beende das Gespräch und nehme die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb. Ausserdem setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Während sich Dixon ausruht, studiere ich Anfragen besorgter Eltern und registriere, dass es die verlotterte Jugend immer bunter treibt.
17.00 Uhr Um keine viereckigen Augen zu bekommen, beende ich die Arbeit und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Zungeschnalzend erwärme ich gesundes Buttergemüse in einer teflonbeschichteten Pfanne und brate mit ein kleines Schnitzel (unlöblich: Steak) heraus – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine eingestellt habe, mache ich es mir fernsehschauend im Wohnzimmer gemütlich. Ich folge den FOX Nachrichten und lerne, dass Präsident Barack Obama morgen seinen 55. Geburtstag mit einem Empfang in der Hauptstadt Washington DC feiern wird – das ist prima.

19.00 Uhr Da im Fernsehen nur Dummsinn gezeigt wird, verfrachte ich die DVD ins Abspielgerät und tauche in das gefährliche Leben des amerikanischen Anwalts James Donovan ein, der vom CIA beauftragt wird, sich um die Freilassung eines amerikanischen Piloten aus russischer Gefangenschaft zu kümmern – wie aufregend.
21.15 Uhr Nach einhundertdreissig Minuten flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich zucke mit den Schultern und erkläre Dixon mit erhobenen Zeigefinger, dass dieser Streifen ganz und gar nicht nach meinem Geschmack war. Schlussendlich reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.