13. Juli 2016 – Everglades City

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08.00 Uhr Beschwingt durch ein prima Brandy Clark Lied hüpfe ich aus dem Bett und kann es kaum noch erwarten, mit meiner lieben Familie die Everglades zu besuchen. Da auch Edelbert mitkommen möchte, greife ich spornstreichs zum Telefon und rufe meinen Bekannten an. Als sich der schlaue Mann endlich meldet, teile ich ihm mit erhobenen Zeigefinger mit, dass wir uns pünktlich um 10 Uhr im Willoughby Drive treffen werden. Der Professor schnalzt mit der Zunge und verspricht, pünktlich vor Ort zu sein – das will ich doch hoffen.
09.00 Uhr Nachdem ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad entspannt habe, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Ferner gebe ich dem Rüden zu verstehen, dass wir heute in die Wildnis krusen und spannende Abenteuer erleben werden. Der Fellträger fiept ausgelassen und stürzt sich ausgehungert auf seine Brotzeit. Währenddessen brühe ich Kaffee auf und nehme mit vitaminreichen KELLOGGS Zerealien Vorlieb – das tut gut.

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Zerealien – schmeckt gar nicht schlecht

09.30 Uhr Nach der Jause bestücke ich die Geschirrspülmaschine mit schmutzigen Tellern und mache es mir zur Aufgabe, zum Nachbarhaus zu schlendern. Ich treffe Frau Pontecorvo zeitungslesend auf der Veranda an und schlage vor, dass sie uns in die Everglades begleiten kann. Leider winkt die Perle prompt ab und meint, dass sie bei dieser Affenhitze ganz bestimmt keine Wanderung unternehmen wird. Ich seufze laut und ziehe es vor, kehrt zu machen und den Ölstand meines PS-strotzenden Chevrolets zu überprüfen.
10.00 Uhr Wenig später kommt Edelberts schneeweisser JEEP vor meinem Zuhause zum halten. Wie es sich gehört, reiche ich dem Professor die Hand und informiere, dass ich startklar bin. Mein Bekannter blickt skeptisch auf seine Armbanduhr und sagt, dass meine Verwandten wieder einmal auf sich warten lassen – wo soll das noch hinführen.
10.15 Uhr Fünfzehn Minuten später trudeln Georg, Maria, Amanda, James und David im Willoughby Drive ein. Mein Bruder schimpft wie ein Rohrspatz und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er von seiner Ehefrau am Morgen genötigt wurde, die Innenraumfilter der Zentralklimaanlage zu wechseln. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und schlage vor, dass wir gleich losfahren sollten. Ruckzuck helfe ich Hund Dixon auf die Ladefläche des Chevrolets und lade James und Edelbert ein, bei mir zuzusteigen.
10.45 Uhr Anschliessen brechen wir mit zwei Autos in Richtung Südosten auf. Um schneller voran zu kommen, biegen wir bald auf den Highway 41 auf und haben während der sechzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt das Vergnügen, unter anderem durch den Collier Seminole State Park zu kommen. James macht grosse Augen und beteuert, dass er in dieses düstere Sumpfgebiet keinen Fuss setzen würde – wie wahr.
11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit erreichen wir die Kleinstadt Carnestown und verlassen den Highway, um auf der Country Road (löblich: Gemeindestrasse) 29 nach Everglades City weiterzurasen – da kommt Freude auf.

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Willkommen in Everglades City

12.15 Uhr Endlich tut sich das Willkommensschild der 400 Einwohner zählenden Gemeinde “Everglades City” am Strassenrand auf. Ich drossle die Geschwindigkeit und fasse den Entschluss, das Auto vor dem einladenden “Oyster House Restaurant” zu parken. Mein Bruder tut es mir gleich und meint, dass ein reichhaltiges Mittagessen nicht schaden kann – dem ist nichts hinzuzufügen.
12.45 Uhr Hungrig und durstig betreten wir die Gaststätte und bemerken, dass wir die einzigen Gäste sind. Trotzdem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und ordern bei einer überaus freundlichen Kellnerin durstlöschende Zitronenlimonade sowie die Tageskarten.
13.15 Uhr Während ich einen Jumbo Hot Dog (löblich: Heissen Hund) ordere, nehmen meine Begleiter mit frittierten Austern und Kartoffelstäben Vorlieb. Nebenher tratsche ich angeregt mit Amanda und bemerke, dass sich James Ehefrau einen Sonnenbrand eingefangen hat. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und lasse Amanda wissen, dass man sich in Südflorida stets mit einer Sonnenschutzsalbe einreiben sollte.
14.00 Uhr Redlichst gestärkt verlassen wir das Wirtshaus und laufen bei schweisstreibenden Temperaturen zum benachbarten “Observation Tower” (löblich: Aussichtsturm). Nachdem wir dem Besitzer etwas Kleingeld zugesteckt haben, erklimmen wir den 25 Meter hohen Holzturm und blicken fasziniert in Richtung der Ten Thousand Islands (löblich: 10.000 Inseln). David ist hellauf begeistert und macht sich daran, die unzähligen Inseln abzuzählen. Ich streiche dem Buben durchs Haar und gebe vor, dass die Inselgruppe von Mangroven bedeckt ist und Heimat von Schlangen und Alligatoren ist. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und fügt an, dass um die Inselgruppe auch die Karibik-Seekuh heimisch ist – wie aufregend.

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Diese Idylle muss man erlebt haben

15.00 Uhr Als nächstes überqueren wir die Smallwood Bridge und steuern die Autos auf die Chokoloskee Insel, die bereits vor knapp 2.000 Jahren von Indianern bewohnt war. Wir krusen kreuz und quer durch die Gemeinde und nehmen uns das Recht heraus, vor dem im Jahre 1906 eröffneten “Smallwood Store” anzuhalten. Voller Vorfreude eilen wir in das angeschlossene Museum und lesen am Eingang, dass die Ausstellungshalle im Jahre 1974 in das “National Register of Historic Places” (löblich: Nationale Register der historischen Plätze) aufgenommen wurde.
15.30 Uhr Beeindruckt tauchen wir in die Welt der ersten europäischen Siedler ein und lernen, dass die Chokoloskee Insel um das Jahr 1900 von Pelzjägern besiedelt wurde. Zudem erfahren wir, dass bereits 2.000 Jahren vorher, die hier ansässigen Indianer Kanäle gebaut und der Landwirtschaft gefrönt haben – wie aufregend.
16.30 Uhr Nachdem wir unsere ausgetrockneten Hälse mit eiskaltem Diät Cola gespült haben, verschaffen wir Dixon etwas Auslauf. Bei sengender Hitze laufen wir zur Chokoloskee Bay und werfen dem Rüden Stöckchen zu. Maria blickt unterdessen aufs glitzernde Wasser und sagt, dass sich die Bürger glücklich schätzen können, in diesem Paradies zu leben. Selbstverständlich nehme ich meiner Schwägerin schnell den Wind aus den Segeln und weise auf die Tatsache hin, dass dieses Eiland während der Hurrikan-Saison stets überflutet wird.

17.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimreise anzutreten. Ich trete das Gaspedal bis zum Anschlag durch und schicke mich an, den Chevrolet auf schwindelerregende 65 Meilen pro Stunde zu beschleunigen. Unterdessen dreht James am Frequenzrad des Radios und freut sich, als plötzlich das schöne Jon Pardi Lied “Dirt on my Boots” (löblich: Dreck an meinen Stiefeln) aus den Lautsprechern dröhnt – da kommt besonders grosse Freude auf.
18.15 Uhr Zuhause angekommen, wünsche ich Edelbert und meinen Verwandten einen schönen Abend. Danach schleppe ich mich völlig erschöpft in die kleine Villa und richte ich mir eine herzhafte Wurst- und Käseplatte an.
19.00 Uhr Nach den FOX Nachrichten wechsle ich auf den Spartenkanal “USA Network” und gebe mich dem Serienstart der zweiten Staffel der preisgekrönten Serie “Mr. Robot” hin. Das mehrteilige Fernsehspiel handelt von einem gewieften Heimrechnerspezialisten, der das internationale Finanzsystem aus den Angeln hebt.
21.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich seinem Ende zu. Ich schalte die Glotze aus und scheuche Hund Dixon gähnend ins Schlafzimmer. Gute Nacht.