23. Juni 2016 – Herr der Fliegen

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08.00 Uhr Ich werde durch aggressives Telefonklingeln geweckt. Gähnend halte ich mir den Hörer ans Ohr und bin überrascht, zur frühen Stunde Edelberts Stimme zu hören. Der gute Mann redet ohne Unterlass auf mich ein und erzählt, dass er gestern Abend in einem Innenstadtgeschäft eine DVD gekauft hat. Als ich genauer nachfrage, rückt mein Bekannter mit der Wahrheit heraus und unterbreitet, dass er 8 Dollars in die Literaturverfilmung “Lord of the Flies” (auf deutsch: Herr der Fliegen) investiert hat. Ich schnalze mit der Zunge und gebe zu Protokoll, dass wir uns dieses Meisterwerk am Abend zu Gemüte führen könnten. Edelbert ist einverstanden und verspricht, gegen 17 Uhr zum Abendessen vorbeizukommen – wie schön.


Lord of the Flies

08.30 Uhr Nachdem ich im Ferienhaus angerufen und meine Verwandten zum Filmabend eingeladen habe, hüpfe ich aus dem Bett und absolviere die Morgengymnastik. Nebenher tratsche ich mit Herrn Booth und merke an, dass ich am Abend Gäste erwarte. Der Vietnamveteran winkt gelangweilt ab und entgegnet, dass er seine Frau zum Bowling (löblich: Kegeln) ausführen und frühestens gegen Mitternacht im Willoughby Drive zurück sein wird.
09.00 Uhr Im Anschluss lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und navigiere mit dem praktischen iPad durch das weltweite Internetz. Unter anderem mache ich mich über den besagten Film schlau und lerne, dass Harry Hook den Romanerfolg aus der Feder William Goldings im Jahre 1990 in die Lichtspielhäuser gebracht hat.
10.00 Uhr Als ich mich nach dem Badespass an den Küchentisch setze und in Hund Dixons Gesellschaft das Frühstück einnehme, stösst plötzlich Frau Pontecorvo die Terrassentüre auf. Die Perle legt beste Laune an den Tag und sagt, dass sie gleich zum Frisör und am Abend mit Freundinnen ins Kino gehen wird. Ich beisse kraftvoll in eine gebutterte Weissbrotscheibe und informiere, dass mir am Abend Georg, Maria und Edelbert bei einem feuchtfröhlichen Filmabend Gesellschaft leisten werden. Meine Nachbarin wird augenblicklich hellhörig und sagt, dass sie unter diesen Umständen den Lichtspielhausbesuch sausen lassen wird – das hat gerade noch gefehlt.

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Ich schoppe bei PUBLIX ab

11.00 Uhr Weil im Wohnzimmerschrank kaum noch Knabbereien vorrätig sind, entschliesse ich mich, zum PUBLIX zu rasen. Ruckzuck verabschiede ich Frau Pontecorvo und mache es mir zur Aufgabe, Dixon auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV zu heben. Danach presche ich mit quietschenden Pneus von dannen und steuere die zwei Meilen entfernte Markthalle an.
11.15 Uhr Am Ziel angekommen, verfrachte ich vitaminreiche Lay’s Kartoffelchips, M&Ms, Oreo Kekse sowie Willy Wonka Laffy Taffy Nougatriegel in den Einkaufswagen. Zudem werde ich am Saucenregal vorstellig und lege zwei Gläser Onion Dip (löblich: Zwiebeltunke) zu den anderen Waren.

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Käseburger sind sehr vitaminreich

12.00 Uhr Nach dem Bezahlvorgang schlendere ich mit Dixon in die benachbarte Dairy Queen (löblich: Molkerei Königin) Gaststätte und stärke mich mit saftigen Käseburger und röschen Fritten – schmeckt gar nicht schlecht.
13.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann aus den schweren Kuhjungenstiefel schlüpfen. Da ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, falle ich spornstreichs aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meinem kürzlich zu Ende gegangenen Heimatbesuch.
14.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze den bewölkten Nachmittag, um die Anschnurarbeit zu erledigen. Während ich mich am Schreibtisch niederlasse und Depeschen besorgter Heimseitenbesucher studiere, fröne ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Natürlich versorgt mich der Moderator auch heute mit angesagten Schlägen (unlöblich: Hits) – das macht Spass.
15.00 Uhr Nach der Arbeit begebe ich mich fingerschnippend in die Küche und mache mir Gedanken bezüglich des Abendessens. Um nicht stundenlang am Herd stehen zu müssen, hole ich eine Dose Thunfisch aus dem Eiskasten und zaubere im Handumdrehen ein leckere Nudelsauce. Ferner schneide ich ein französisches Langbrot in mundgerechte Scheiben und garniere das Brot mit Pesto aus dem Glas – wie das duftet.
15.45 Uhr Als nächstes baue ich die Leinwand auf der fliegenvergitterten Terrasse auf und verbinde den Filmprojektor fachmännisch mit dem DVD Abspielgerät. Darüber hinaus nehme ich den Beamer in Betrieb und bringe die Linse mit einem Mikrofasertuch auf Hochglanz – da kommt besonders grosse Freude auf.

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Teigwaren schmecken prima

16.30 Uhr Nachdem ich den Terrassentisch mit Gläser eingedeckt habe, setze ich Wasser auf und koche italienische Teigwaren aus dem Hause BARILLA auf. Ganz nach dem Rezept meiner Mutter, gebe ich einen Schuss Olivenöl sowie eine Prise Salz ins Nudelwasser.
17.00 Uhr Pünktlich auf die Minute treffen die Gäste ein. Ich begrüsse meinen braungebrannten Bruder per Handschlag und vernehme, dass er den Nachmittag mit Herrn Wang auf dem Golfplatz verbracht hat. Gutgelaunt versorge ich die Leute mit Schaumwein und nehme mir das Recht heraus, ihnen Plätze am Esstisch zuzuweisen.
17.45 Uhr Während wir das feine Abendessen geniessen, kommt Edelbert auf das anstehende Filmvergnügen zu sprechen und beteuert, dass der Lichtspielhauserfolg “Lord of the Flies” aus dem Jahre 1990 mit vielen Preisen bedacht wurde. Ich reibe mir etwas Parmesan über die dampfenden Nudeln und werfe ein, dass William Golding im Jahre 1954 die Romanvorlage zu diesem Hollywoodstreifen geliefert hat. Der Professor nickt eifrig und sagt, dass der englische Autor mit seiner Novelle die Gewaltbereitschaft des Menschen thematisiert hat und schlussendlich mit einem Nobelpreis bedacht wurde – das soll mir auch Recht sein.

18.45 Uhr Kurz vor dem Siebenuhrläuten fülle ich Knabbereien in lustige Holzschalen und lege die silberne Filmscheibe ins Abspielgerät. Wenig später flimmern bunte Bilder über die Leinwand und wir werden Zeugen, wie jugendliche Militärkadetten einen Flugzeugabsturz überleben und sich auf einer einsamen Insel durchschlagen müssen – da kommt Spannung auf.
20.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 8 zugeht, endet der langweilige Film. Ich seufze laut und lasse die anderen wissen, dass dieses krude Machwerk zu den schlechtesten Filmen aller Zeiten zählt. Auch Georg schimpft wie ein Rohrspatz und meint, dass der Regisseur seinen Beruf verfehlt hat. Letztendlich trinken wir noch ein Gläschen Wein und verabreden, dass wir morgen zum “Coastland Center” krusen könnten, um nach Schnäppchen Ausschau zu halten.
21.00 Uhr Nachdem sich die Gäste verabschiedet habe, räume ich das Geschirr in die Spüle und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.