08.00 Uhr Ich hüpfe zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik aus dem Bett und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Danach ertüchtige ich mich auf der Terrasse und bemerke, dass nicht nur die Petersilie, sondern auch die Radieschen abgeerntet werden müssen – wie aufregend.
Der weltbeste Radiosender: WCKT CAT COUNTRY
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik ziehe ich mich ins Bad zurück und entspanne mich redlichst. Während meine eingerosteten Glieder vom Sprudelwasser umspült werden, mache ich es mir zur Aufgabe, mit dem iPad die WINN DIXIE Preisschnäppchen in Augenschein zu nehmen. Unter anderem erfahre ich, dass gesunde Spare Rips in sämtlichen Filialen besonders günstig zu haben sind. Umgehend nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe bei Edelbert an. Der schlaue Mann meldet sich prompt und entgegnet, dass er mich heute leider nicht zum Supermarkt begleiten kann. Als ich genauer nachfrage, vernehme ich, dass Edelbert heute Vormittag zum Zahnarzt gehen wird – wie schade.
09.30 Uhr Nach sechzig Minuten steige ich aus der Wanne und registriere, dass Frau Gomez mittlerweile eingetrudelt ist. Ich wünsche der Reinigungsfachfrau einen guten Morgen und stelle klar, dass am Freitag mein Bruder in Florida eintreffen wird. Darüber hinaus deute ich in Richtung Terrasse und bitte die Zugehfrau, den Grillrost zu reinigen und den Terrassenboden auf Hochglanz zu bringen. Ausserdem gebe ich zu Protokoll, dass ich meine Verwandten am Wochenende zu einer Grillfeier einladen werde – das wird phantastisch.
10.00 Uhr Endlich kann ich es mir in der Küche bequem machen und die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehmen. Bei dieser Gelegenheit mache ich mir meine eigenen Gedanken und kläre den Vierbeiner über die Tatsache auf, dass ich am Samstag nicht nur vitaminreiches Grillfleisch auftischen, sondern die Gäste auch mit einer extraordinäre Süssspeise überraschen werde.
10.30 Uhr Während Frau Gomez auf den Knien über den Terrassenboden rutscht und für Sauberkeit sorgt, verabschiede ich mich nach draussen. Als vorbildlicher Tierfreund helfe ich dem Vierbeiner auf die Ladefläche des Chevrolets und schicke mich an, zum Supermarkt meines Vertrauens zu rasen.
Dixon – mein braves Haustier
11.15 Uhr Am Ziel angekommen, lasse ich den Motor laufen und mache einer kreischenden Seniorin (91) einen Einkaufswagen streitig. Danach laufe ich zielstrebig in den Flachbau und lade Waren des täglichen Bedarfs in das klapprige Gefährt. Ferner sehe ich mich in der Obstabteilung um und ringe mich dazu durch, eine Ananas sowie Pfirsiche aus dem Nachbarstaat Georgia auszuwählen.
12.00 Uhr Nachdem ich köstliche T-Bone Steaks (löblich: T Knochen Schnitzel) sowie vier Pfund Spare Rips besorgt habe, schlendere ich zur Kasse und händige einer Mitarbeiterin meine praktische Meisterkarte (unlöblich: Mastercard) aus. Die dunkelhäutige Maid schiebt die Plastikkarte fachmännisch durch den Kassenschlitz und rechnet vor, dass nun 93,45 Dollars von meinem Konto abgebucht werden – wie unlöblich.
Plastikgeld ist unlöblich
12.30 Uhr Da mein Magen knurrt, verstaue ich die Einkaufstüten auf dem Rücksitz des SUV und rase kurzentschlossen zum “Bob Evans” Restaurant am Northbrooke Drive. Ich parke das Auto direkt vor dem Eingang und bestelle bei einer Kellnerin mit Pferdeschwanz einen “Farm Burger” (löblich: Bauernhof Burger) mit Kartoffelstäben und Salat – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
13.30 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, surrt plötzlich das Telefon. Der Professor begrüsst mich herzlich und bestätigt, dass er sich nach langem Warten endlich der Zahnbehandlung unterziehen konnte. Mein Bekannter nölt in einer Tour und erzählt, dass Zahnarzt Dr. Petrelly nicht nur den Zahnstein entfernt hat, sondern auch eine Wurzelbehandlung durchführen musste – wie furchtbar.
14.15 Uhr Redlichst gestärkt bezahle ich die Rechung in Bar und trete dann zu prima WCKT CAT COUNTRY Radioklängen die Heimreise an. Ich setze zu waghalsigen Überholmanövern an und nehme mir ausserdem das Recht heraus, in regelmässigen Abständen laut zu hupen – da kommt Freude auf.
15.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, falle ich erschöpft aufs Sofa und lege die Beine hoch. Nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meiner spannenden Appalachian Trail Wanderung – das war ein Vergnügen.
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre wegen der grossen Hitze wenig Lust, die Anschnurseelsorge zu erledigen. Stattdessen köpfe ich eine Flasche Schaumwein und setze mich ins Wohnzimmer, um bei Georg und Maria in Kanada anzurufen. Schon bald habe ich meinen Bruder dran und lasse ihn wissen, dass ich am Samstag eine Grillfeier ausrichten werde. Mein Verwandter ist begeistert und erinnert, dass er Tags zuvor gegen 23 Uhr in Naples ankommen wird.
Ich ernte die Petersilie ab
16.30 Uhr Nach dem Gespräch eile ich mit einem scharfen Messer hinaus und beginne, die Petersilie abzuernten. Währenddessen stattet Dixon dem Nachbarshund einen Besuch ab und zögert nicht, Joey über das satte Grün zu jagen. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und pflücke Radieschen von den Stauden.
17.00 Uhr Nachdem ich die Petersilie in Plastikdosen verstaut habe, mache ich mich in der Küche nützlich. Ich verfrachte eine TOMBSTONE Thunfischpizza in den Backofen und zaubere zudem einen schmackhaften Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.
18.00 Uhr Nach der Hausarbeit gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und schaue fern. Unter anderem informiere ich mich auf FOX über die aktuellen Geschehnisse und lerne, dass morgen der “Constitution Day and Citizenship Day” (löblich: Verfassungs- und Bürgerschaftstag) gefeiert wird – wie schön.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich auf den Filmkanal HBO und gebe mich dem abendfüllenden Spielfilm “Night Moves” (löblich: Nachtzüge) hin. Das preisgekrönte Meisterwerk aus dem Jahre 2013 erzählt von drei Umweltaktivisten, die einen Staudamm in Oregon sprengen wollen.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und lösche sämtliche Lichter. Im Anschluss streichle ich Dixon über den Kopf und lege mich schlafen. Gute Nacht.