5. Juni 2015 – Bauchweh

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08.00 Uhr Ich öffne die Augen und fühle mich schlecht. Mit stechenden Magenschmerzen schleppe ich mich in die Küche und genehmige mir eine PRILOSEC Tablette. Ausserdem nehme ich einen kräftigen Schluck aus einer Coca Cola Flasche und lasse Hund Dixon wissen, dass ich das gestrige Abendessen im “Capital Grille” gar nicht gut vertragen habe. Missmutig nehme ich das Telefon von der Basisstation und rufe bei meinen Verwandten an, um ihnen mitzuteilen, dass ich mir eine Lebensmittelvergiftung zugezogen habe. Georg kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und meint, dass ich höchstwahrscheinlich zu viel gegessen habe – papperlapapp.
08.30 Uhr Nachdem ich Dixon in den Garten gelassen habe, ziehe ich mich ins Badezimmer zurück. Wie es sich für einen seriösen Rentner gehört, nehme ich ein prima Wirbelbad mit Eukalyptusöl. Während meine alten Knochen vom Sprudelwasser umspült werden, rufe ich in der alten Heimat an und erkläre meiner Mieterin, dass die gewünschten Radieschensamen noch immer nicht angekommen sind. Sandra schiebt jede Schuld von sich und beteuert, dass sie das Paket vor zehn Tagen zur Post gebracht hat – das kann jeder behaupten.

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Keine Radieschen im Sonnenscheinstaat

09.30 Uhr Verärgert steige ich aus der Wirbelbadewanne und nehme mir das Recht heraus, vier Eier in eine Pfanne zu schlagen und ein prima Omelette zu zaubern. Zum Frühstück gibt es ausserdem einen Becher Bohnentrunk, frischgepressten O-Saft, luftgetrocknete Salami sowie gebutterte Weissbrotscheiben.
10.15 Uhr Als ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages zu Gemüte führe, pocht plötzlich Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und erkundigt sich, ob sie mir Gesellschaft leisten darf. Natürlich winke ich demonstrativ ab und erkläre der Dame, dass ich Bauchschmerzen habe. Meine Nachbarin macht grosse Augen und sagt, dass deftiges Essen zu einer Übersäuerung des Magens führen kann. Ich lache nur und entgegne, dass ich auf gesundes Essen sehr grossen Wert lege. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, deute ich auf die Salami und informiere, dass in Fleischerzeugnissen Mineralstoffe und Vitamine zu finden sind.
11.00 Uhr Nach einer dreiviertel Stunde beende ich meinen Monolog und spüle meine ausgetrocknete Kehle mit brühfrischem Bohnentrunk durch. Zu allem Überfluss meldet sich mein Gast erneut zu Wort und unterbreitet, dass auch Kaffee viele Bitterstoffe enthält – wie unlöblich.

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Wir trinken Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

11.30 Uhr Weil ich keine Lust habe, mit Frau Pontecorvo zu streiten, räume ich wortlos den Tisch ab und greife zum Autoschlüssel. Meine Nachbarin seufzt laut und sagt, dass sie unter diesen Umständen nach Hause gehen wird. Ich nicke eifrig und scheuche Dixon kurzerhand zum Auto, um einen Ausflug in die Stadt zu unternehmen.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten parke ich den PS-strotzenden SUV direkt vor Edelberts Wohnkomplex. Der schlaue Mann begrüsst mich herzlich und erkundigt sich, ob ich neben meinem Haustier auch Durst mitgebracht habe. Bevor ich antworten kann, holt mein Bekannter zwei Flaschen Bud Light (löblich: Leicht) aus dem Eiskasten und fordert mich auf, im klimatisierten Wohnzimmer Platz zu nehmen.
12.30 Uhr Während ich genüsslich an der braunen Flasche nippe, nehme ich Edelberts Bücherregal in Augenschein und erspähe inmitten der unzähligen Publikationen eine Biografie über den bekannten deutschen Komiker Heinz Erhardt. Edelbert serviert Sandwiches (löblich: belegte Brote) und sagt, dass der Komödiant heute vor 36 Jahren gestorben ist. Ich blicke traurig drein und lasse den Professor wissen, dass sich Heinz Erhardt mit seinen lustigen Gedichten unsterblich gemacht hat.

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Heinz Erhardt ist vor 36 Jahren gestorben

13.30 Uhr Nach dem zweiten Bier klatsche ich in die Hände und rege einen Spaziergang entlang der 5th Avenue an. Edelbert ist einverstanden und meint, dass er mir ein Eis in der Waffel spendieren wird – das ist phantastisch.
14.15 Uhr Wir folgen der Haupteinkaufsstrasse gen Westen und plaudern über das morgige Champions League Finalspiel im Berliner Olympiastadion. Während Dixon sein Beinchen an einer hochgewachsenen Palme hebt, erzählt Edelbert, dass das Endspiel exklusiv auf FOX SPORT zu sehen ist. Ich schnalze mit der Zunge und erwähne, dass ich den Bezahlsender empfangen kann. Mein Bekannter ist begeistert und verspricht, pünktlich um 15 Uhr auf der Matte zu stehen – das soll mir Recht sein.

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Morgen schauen wir Fussball

15.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Zelte im Zentrum abzubrechen und nach Hause zu fahren. Ich verabschiede mich von Edelbert und hüpfe dann ins Auto, um mit durchdrehenden Pneus stadtauswärts zu rasen. Nebenher lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das Vergnügen, eine schönes Lied der aus Idaho stammenden Sängerin Eilen Jewell zu hören.
16.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, schlüpfe ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und bette mich auf dem Sofa zur Ruhe. Nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meiner letzten Kulturreise in den grossen Apfel.
17.00 Uhr Während Dixon im Garten spielt, mache ich mich in der Küche nützlich und nehme mir Frau Pontecorvos Kritik bezüglich meiner Ernährungsgewohnheiten zu Herzen. Anstatt kalorienreiche Kartoffelspalten aufzubacken, nehme ich mit einer Portion Spinat Vorlieb. Dazu gibt es Rühreier mit gesundem Speck – das schmeckt.
18.00 Uhr Nach dem spärlichen Abendessen schenke ich mir ein bayerisches Vollbier ein und fröne den Abendnachrichten auf FOX – da kommt Freude auf.

19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: beste Sendezeit) schalte ich auf NBC um und erfreue mich an einigen Episoden der spannenden Gruselserie “Hannibal”. Ich tauche kartoffelchipsknabbernd in das Leben des FBI Agenten Will Graham ein, der einen gefährlichen Massenmörder zur Strecke bringen muss – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung betätige ich den AUS Knopf auf der Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.