08.00 Uhr Die 17. Woche des Jahres beginnt und ich fühle mich prima. Wie es sich für einen sportbegeisterten Rentner gehört, rolle ich mich aus dem Wasserbett und läute den sonnigen Montag mit dem Frühsport an der frischen Luft ein. Nebenbei mache ich mir eigene Gedanken und komme zu dem Schluss, dass ich in elf Wochen nach Albany ausfliegen und spannende Abenteuer auf dem Appalachian Trail erleben werde.
Der Appalachian Trail
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Hund Dixon folgt mir brav in die Nasszelle und zögert nicht, sich auf dem kühlen Fliesenboden auszuruhen. Ich wasche mir ordentlich die Haare und erkläre dem Vierbeiner, dass wir nach dem Frühstück ein Sportgeschäft ansteuern und nach bequemen Wanderschuhen Ausschau halten werden.
09.30 Uhr Bevor ich losfahre, nehme ich jedoch ein gesundes Frühstück ein. Ich labe mich an vitaminreichen “Kelloggs Frosted Flakes” und lasse Dixon wissen, dass er uns im Juli natürlich in die “Green Mountains” begleiten darf. Der Rüde wird sogleich hellhörig und kann es kaum noch erwarten, in den Wäldern von Vermont lustige Eichhörner zu jagen – da kommt besonders grosse Freude auf.
10.00 Uhr Nachdem ich den Küchentisch mit einem nassen Lappen abgewischt habe, scheuche ich das Haustier zum Auto und schicke mich an, hupend aus der Garage zu rollen. Dummerweise stellt sich mir Frau Pontecorvo in den Weg und möchte wissen, wohin ich fahre. Ich stehe der Alten Rede und Antwort und informiere, dass ich mich in der Stadt nach Wanderschuhen umsehen werde. Zu allem Überfluss steigt die kleine Frau zu und meint, dass sie mich kurzerhand begleiten wird – wie unlöblich.
10.30 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und steuere das “Naples Outfitters” Fachgeschäft an der 10. Strasse an. Während der kurzweiligen Reise frönen wir den Klängen der Darius Rucker Kompaktscheibe “Southern Style” und kommen überein, dass dem Sänger ein Meisterwerk gelungen ist.
Darius Rucker – Southern Style
10.45 Uhr Nach 13 Meilen komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem Geschäft zum Stehen. Voller Elan gleite ich vom Fahrersitz und lasse es mir als Kavalier der alten Schule nicht nehmen, meiner Begleiterin beim Aussteigen behilflich zu sein. Danach laufen wir mit Dixon im Schlepptau in den Flachbau, um die feilgebotenen Schuhe in Augenschein zu nehmen. Prompt gesellt sich ein bierbäuchiger Verkäufer an unsere Seite und lotet aus, ob er uns behilflich sein kann. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich bequeme Wanderschuhe benötige. Der Heini überlegt nicht lange und animiert mich, meine Dollars in ein Stiefelpaar aus dem Hause GRISPORT zu investieren. Darüber hinaus erfahre ich, dass diese Schuhe aus Leder gefertigt und zu 100% wasserabweisend sind. Ferner fährt der Verkäufer über die verarbeiteten Nähte und beteuert, dass dieses Schuhwerk nicht nur von erfahrenen Wanderern, sondern auch von Bergsteigern empfohlen wird.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten schlüpfe ich aus den modischen Flip Flops und nehme mir das Recht heraus, die GRISPORT Schuhe anzuprobieren. Weil sie wie angegossen passen, zücke ich meine prall gefüllte Geldbörse und erwerbe ausserdem preiswerte Sportsocken mit rutschfester Sohle.
11.45 Uhr Nachdem ich die Rucksäcke beäugt habe, verlassen wir den Laden und fassen den Entschluss, nach Süden zu rasen und ins “Olive Garden” Restaurant einzukehren – man gönnt sich ja sonst nichts.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, finden wir uns im gutbesuchten Italiengasthaus wieder und werden von einer freundlichen Kellnerin zu einem Tisch mit Ausblick auf das benachbarte “La Quinta Inn” Motel geführt. Mit knurrendem Magen werfe ich einen Blick auf die Speisekarte, um als Vorspeise “Bruschetta Caprese” zu ordern. Zudem schlagen wir und die Bäuche mit “Classic Calamari” sowie köstlichen Mango Smoothies voll.
13.00 Uhr Redlichst gestärkt schleppen wir uns zum Auto und treten die Heimreise an. Ich beschleunige den SUV auf schwindelerregende 45 Meilen pro Stunde und gebe zu Protokoll, dass ich gleich platzen werde. Meine Bekannte gibt mir Recht und sagt, dass sie sich zu Hause erst einmal ausruhen muss – wie wahr.
Mein Zuhause unter Palmen
13.45 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, stosse ich die Haustüre auf und fülle gesundes ROYAL CANIN Trockenfutter in Dixons Napf. Anschliessend falle ich aufs Kanapee und döse prompt ein.
14.45 Uhr Nach der wohlverdienten Pause setze ich mich an den Schreibtisch und rufe Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab. Natürlich nehme ich alle Nachrichten sehr ernst und rate verzweifelten Eltern, mit der Jugend nicht zu zimperlich umzugehen – wo kämen wir denn da hin.
15.45 Uhr Ich beende die schweisstreibende Beratungsstunde und fordere den Vierbeiner auf, mit mir Spazieren zu gehen. Pfeifend schlendere ich durch das idyllisch gelegene Wohngebiet und bemerke, dass sich mittlerweile dunkle Gewitterwolken am Himmel zusammengebraut haben – wie unlöblich.
Dixon freut sich über Kauknochen
16.45 Uhr Gerade als es zu regnen beginnt, treffe ich wieder daheim ein. Ich wische mir die Regentropfen aus dem Gesicht und ziehe es vor, Dixon einen Kauknochen ins Maul zu stecken. Anschliessend begebe ich mich in die Küche und richte eine kalte Brotzeitplatte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo, würzigem Cheddar und Gewürzgurken aus dem Glas an.
17.45 Uhr Zu guter Letzt lasse ich den nervenaufreibenden Tag im klimatisierten Wohnzimmer ausklingen. Unter anderem folge ich interessiert den Nachrichten auf FOX und telefoniere mit Edelbert. Der Professor legt beste Laune an den Tag und berichtet, dass er heute Frau Brandie Cream getroffen hat – das soll mir auch Recht sein.
18.30 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich zeitnah auf den Film- und Serienkanal AMC um, wo just im Moment der nervenaufreibende Langfilm “Armageddon” anläuft. Ich öffne eine Packung Erdnüsse und werde Zeuge, wie ein Astronom einen Asteroiden entdeckt, der geradewegs auf die Erde zusteuert – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und reguliere die Klimaanlage. Im Anschluss lotse ich Dixon ins Schlafzimmer und lege mich ins Bett. Gute Nacht.