3. Dezember 2014 – Ein Portrait für Herrn Erich

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und freue mich, als Hund Dixon ans Bett kommt. Natürlich streichle ich dem Racker über den Kopf und gebe zu Protokoll, dass ich gleich aufstehen und an meiner Auftragsarbeit weiterarbeiten werde. Immerhin habe ich Herrn Erich (91) versprochen, spätestens bis zum Freitag das Gemälde seiner Frau nach München zu schicken – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.

dixon
Hund Dixon ist sehr brav

08.30 Uhr Bevor ich mit dem Werk beginne, lasse ich die Seele bei einem löblichen Wirbelbad baumeln. Nebenbei navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und lerne, dass General George Custer am Freitag Geburtstag feiern würde. Wie jeder weiss, ist der stolze Soldat als “Held der Prärie” in die amerikanischen Geschichtsbücher eingegangen und zählt noch heute zu den herausragendsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts.
09.30 Uhr Just als ich mich ankleide, poltert Frau Gomez zur Haustüre herein. Meine Zugehfrau wünscht mir einen guten Morgen und plappert davon, dass sie die Betten beziehen und ausserdem Wäsche waschen wird. Ich nicke eifrig und erkläre der Perle, dass ich viel um die Ohren habe und nach dem Frühstück mit dem Malen beginnen werde. Bevor ich mich versehe, nimmt die kleinwüchsige Mexikanerin meine Malversuche in Augenschein und bricht in schallendes Gelächter aus – wie unlöblich.
10.00 Uhr Um mich nicht ärgern zu müssen, eile ich in die Küche und nehme die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb. Ferner zaubere ich köstliche Rühreier mit Speckstreifen und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit leckerem ROYAL CANIN Trockenfutter aufzufüllen – da kommt Freude auf.
10.30 Uhr Wenig später stattet mir Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Die Dame von nebenan legt beste Laune an den Tag und behauptet, dass das sonnige Wetter zu einem Spaziergang einlädt. Ich schüttle entschieden den Kopf und entgegne, dass ich leider der Kunst frönen und ein Bild malen muss. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, nehme ich einen letzten Schluck Kaffee und setze mich dann an den Wohnzimmertisch. Fachmännisch rühre ich die Wasserfarben an und informiere, dass mich ein 91jähriger Münchner beauftragt hat, ein Aquarellportrait seiner Ehefrau anzufertigen. Meine Bekannte staunt nicht schlecht und mutmasst, dass ich heute wohl keine Zeit finden werde, um mit an den Strand zu kommen – wie wahr.

https://www.youtube.com/watch?v=KVht-cBgzVY

11.15 Uhr Nachdem Frau Pontecorvo das Weite gesucht hat, schalte ich die Musikanlage ein und beschalle die kleine Villa mit Garth Brooks Weihnachtsklängen. Darüber hinaus tunke ich den Pinsel in den Farbtopf und mache es mir zur Aufgabe, das Konterfei von Frau L. auf einen 30 mal 30 Zentimeter grossen Karton zu pinseln. Die Putzfrau späht währenddessen neugierig über meine Schulter und animiert mich, die Augen etwas grösser zu malen – papperlapapp.
12.00 Uhr Nach nicht einmal fünfundvierzig Minuten habe ich das Gesicht perfekt auf den Untergrund übertragen. Ich atme tief durch und entschliesse mich, ein kühles Bier auf der Terrasse zu trinken. Zudem halte ich nach Hund Dixon Ausschau und werde Zeuge, wie er die handzahme Echse Billy am Teich anknurrt – wie schön.

sandwich
Ich lasse mir ein Wurstbrot schmecken

13.00 Uhr Nachdem ich ein Sandwich (löblich: belegtes Brot) gegessen und Frau Gomez verabschiedet habe, greife ich erneut zum Pinsel und komme meinen Pflichten als Kunstmaler nach. Gutgelaunt schwinge ich die Borsten über das Blatt und schaffe es ohne grössere Probleme, die letzten Feinheiten herauszuarbeiten.
13.45 Uhr Dummerweise wird die Ruhe kurze Zeit später durch lautes Schellen unterbrochen. Ich öffne haareraufend die Haustüre und bin überrascht, Edelbert vor meinem Zuhause anzutreffen. Natürlich winke ich den schlauen Mann spornstreichs herein und kredenze süffiges Budweiser. Mein Bekannter folgt mir plappernd ins Wohnzimmer und macht grosse Augen, als ich ihm das Aquarell präsentiere. Der Professor lobt mich über den Schellenkönig und meint, dass ich mich mit diesem Portrait selbst übertroffen habe.

budweiser
Budweiser – schmeckt prima

14.30 Uhr Endlich kann ich die Arbeit beenden und das Meisterwerk zum Trocknen auf die Fensterbank legen. Ich wische mir die Schweissperlen von der Stirn und lasse meinen Gast wissen, dass es mir nicht leicht gefallen ist, die Augenpartien herauszuarbeiten. Edelbert klopft mir anerkennend auf die Schulter und ist sich sicher, dass Herr Erich begeistert sein wird.

auftrag
Mein neues Meisterwerk

15.15 Uhr Da Edelbert am Abend bei Familie Satesh eingeladen ist, verabschiedet er sich händeschüttelnd und meint, dass wir uns morgen zum Frühstück in Julies Restaurant treffen könnten. Ich stimme zu und verspreche, gegen 10 Uhr vor Ort zu sein. Danach werfe ich die Türe ins Schloss und falle erschöpft aufs Kanapee.
16.15 Uhr Ich öffne die Augen und komme zu dem Schluss, dass etwas Bewegung nicht schaden kann. Ruckzuck nehme ich die Hundeleine zur Hand und breche mit Dixon zu einem entspannten Gassigang auf. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen schlendere ich zum La Playa Golfplatz und freue mich schon auf das Weihnachtsfest im Kreise meiner Liebsten in Kanada – das wird spitze.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 deutet, treffe ich daheim ein und mache mich in der Küche nützlich. Zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radioklängen schwenke ich Butter in der Pfanne und brate ein vitaminreiches T Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) heraus. Ausserdem backe ich im Ofenrohr rösche Kartoffelspalten auf – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl lasse ich den nervenaufreibenden Tag in der guten Stube ausklingen. Während sich mein Haustier an mich schmiegt, schaue ich mir die FOX Nachrichten an und mache mich über das politische Tagesgeschehen schlau.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich bald auf den Film- und Serienkanal AMC um. Ich lehne mich kartoffelchipsknabbernd zurück und gebe mich dem spannenden Spionagefilm “No Way Out” (auf deutsch: Es gibt kein Zurück) hin. Die amerikanische Erfolgsproduktion aus dem Jahre 1987 erzählt die Geschichte eines hochrangigen Offiziers, dem ein Mord in die Schuhe geschoben werden soll – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und lösche sämtliche Lichter. Im Anschluss trinke ich noch ein Glas Milch und lege mich dann ins Bett. Gute Nacht.