08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich vernehme ein Lied der Combo “The New Basement Tapes”. Zudem erfahre ich vom WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomoderator, dass angesehene Musikanten wie Elvis Costello verschollen geglaubte Bob Dylan Liedtexte neu aufgenommen und auf einem Album mit dem Titel “Lost on the River” (löblich: Verloren am Fluss) verewigt haben – das soll mir auch Recht sein.
08.30 Uhr Nach der schweisstreibenden Morgengymnastik stelle ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine ein und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Dummerweise wird mein Müssiggang nach wenigen Augenblicken durch sehr aggressives Telefonläuten gestört. Edelbert meldet sich schnaufend in der Leitung und erzählt, dass Admiral a.D. Bürstenbinder die letzte Nacht in einer Ausnüchterungszelle verbringen musste. Ich staune nicht schlecht und bringe weiter heraus, dass der ehemalige Seefahrer den Abend im Münchner Hofbräuhaus verbracht hat und in eine waschechte Saalschlacht verwickelt war – wie furchtbar.
Das Münchner Hofbräuhaus
09.30 Uhr Laut seufzend steige ich aus der Wanne und bin mir sicher, dass Friedbert mit einer hohen Geldstrafe und/oder sogar mit einer Gefängnisstrafe rechnen muss. Da ich jahrelang Jura studiert habe, hole ich das Strafgesetzbuch aus dem Bücherregal und informiere mich ganz genau. Danach greife ich zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und rufe in der alten Heimat an. Admiral Bürstenbinder meldet sich prompt und plappert davon, dass er mittlerweile wieder zu Hause ist und sich von den Strapazen der letzten Nacht erholt. Ich fackle nicht lange und lasse den guten Mann wissen, dass nach § 229 des StGB eine Körperverletzung mit Freiheitsentzug mit bis zu drei Jahren bestraft werden kann. Friedbert beruhigt mich redlichst und erzählt, dass er bereits Rechtsanwalt Herrn Dr. Waldvogel eingeschaltet hat. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und entgegne, dass der Rechtsverdreher im vergangenen Monat sein 94jähriges Wiegenfest gefeiert und überhaupt keinen Durchblick hat.
10.00 Uhr Weil sämtliche Einwände wirkungslos bleiben, beende ich das Gespräch und nehme in der Küche platz, um eine Schüssel KELLOGGS Maisflocken mit frischer Muh zu essen. Ausserdem öle ich meine ausgetrocknete Kehle mit brühfrischem Kaffee und spiele mit dem Gedanken, ans Meer zu krusen – was kann es schöneres geben.
10.30 Uhr Wenig später sitze ich im geräumigen Chevrolet Suburban und fahre zu stimmungsvollen Radioklängen nach Westen. Hund Dixon springt währenddessen auf dem Rücksitz auf und ab und nimmt sich das Recht heraus, mit seiner nassen Nase die Scheiben zu verschmieren – wie unlöblich.
Ich tschille am Strand ab – wie aufregend
11.00 Uhr Nach sieben Meilen fahre ich auf den Besucherparkplatz des “Delnor Wiggins State Park” und stelle den Wagen direkt neben dem Wachhäuschen ab. Anschliessend führe ich den Vierbeiner zum Strand und bade meine Füsse im kühlen Nass – da kommt Freude auf.
11.45 Uhr Als sich dunkle Regenwolken vor die Sonne schieben, kehre ich in eine Strandwirtschaft ein und ordere ein Bud Light (löblich: Bud Leicht). Der Kellner (53) wischt mit einem Lappen über den Tresen und erkundigt sich, ob ich auch etwas essen will. Ich nicke eifrig und bestelle panierte Zwiebelringe mit deftiger Sauce – schmeckt gar nicht schlecht.
12.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, plaudere ich angeregt mit dem Schankkellner. Der freundliche Herr kommt auf Weihnachten zu sprechen und behauptet, dass es ihm in diesem Jahr besonders schwer fällt, ein geeignetes Geschenk für seine 18jährige Lebensgefährtin zu finden. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich in der vergangenen Woche sämtliche Präsente besorgt habe und das Fest bei meiner Familie im verschneiten Toronto verbringen werde – darauf freue ich mich jetzt schon.
Ein kleines Trinkgeld für den Schankkellner
13.00 Uhr Nachdem ich dem Kellner ein kleines Trinkgeld beschert habe, kehre ich zum Auto zurück und trete die Heimfahrt an. Ich setze zu waghalsigen Überholmanövern an und ärgere mich, als es plötzlich zu regnen beginnt.
14.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, schlüpfe ich aus den Kuhjungenstiefeln und lege im Wohnzimmer eine kleine Pause ein. Der Vierbeiner tut es mir gleich und macht es sich ebenfalls auf dem Kanapee bequem – wie schön.
15.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vergeuden, komme ich meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Ich schalte den Heimrechner ein und helfe verzweifelten Eltern bei Problemen aller Art. Darüber hinaus stosse ich im Posteingang auf die Nachricht des Münchner Rentners Erich L. (91), der sich nach dem bestellten Portrait erkundigt. Ich greife mir an die Stirn und erinnere mich, dass mir der Heini am 17. November 500 EUROS für eine Auftragsarbeit überwiesen hat. Um in kein schlechtes Licht gerückt zu werfen, antworte ich prompt und schreibe, dass ich das Aquarell spätestens am Freitag nach Deutschland versenden werde.
16.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, beende ich die Arbeit und schenke mir ein super Weissbier ein. Im Anschluss mache ich es mir zur Aufgabe, Wasserfarben anzurühren und ein Portrait von Frau Erichs Ehefrau anzufertigen.
17.00 Uhr Hungrig und durstig eile ich in die Küche und bereite nörgelnd das Abendessen vor. Als ich eine Pfanne aufs Kochfeld stelle, gesellt sich der Vierbeiner an meine Seite und fordert ebenfalls eine Brotzeit heraus. Ich streichle Dixon über den Kopf und brate zwei Schnitzel an. Dazu gibt es köstliche Bratkartoffeln mit Gemüse.
18.00 Uhr Nachdem ich die Mahlzeit hastig verschlungen habe, schwinge ich weiter den Pinsel und male ein rundes Mondgesicht auf die Unterlage. Schon bald wird mir klar, dass es schlauer gewesen wäre, auf die 500 Euros zu verzichten und die Auftragsarbeit abzulehnen.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: Besten Sendezeit) lege ich die Malutensilien beiseite und gebe mich dem Qualitätsprogramm von HBO hin. Ich trinke ein weiteres Bier und schaue mir das oscarprämierte Meisterwerk “Amadeus” an – wie aufregend.
22.00 Uhr Nach drei Stunden endet der Film und ich schalte den Flachbildschirm gähnend ab. Wie es sich gehört, begleite ich Dixon noch einmal in den Garten und animiere ihn, eine Palme im Nachbargarten zu bewässern. Danach verschliesse ich die Haustüre und lege mich ins Bett. Gute Nacht.