1. Dezember 2014 – Wir schmücken die gute Stube

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Eine neue Woche beginnt und ich hüpfe voller Elan aus dem Bett. Obgleich ich bald nach Toronto ausfliegen und die staade Zeit bei meiner Familie verbringen werde, entschliesse ich mich während des Frühsports, die Villa weihnachtlich zu dekorieren. Ich schnippe mit den Fingern und lasse Dixon wissen, dass es sehr viel zu tun gibt. Der Vierbeiner blickt skeptisch drein und flitzt lieber nach nebenan, um Nachbarhund Joey zu besuchen – das ist wieder typisch.

katzelandmusik
Katze Land – mein Lieblingsradiosender

08.30 Uhr Kopfschüttelnd ziehe ich mich ins Bad zurück und läute den Morgen mit einem prima Wirbelbad ein. Bei dieser Gelegenheit lausche ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das Vergnügen, ein stimmungsvolles Weihnachtslied des Landmusiksängers Darius Rucker zu hören – wie schön.
09.30 Uhr Nachdem ich mir die Zähne geputzt und meine Haare aufgesteilt habe, setze ich mich an den Küchentisch und stärke mich bei einem reichhaltigen Frühstück. Ferner lese ich aufschlussreiche Berichte in der Tageszeitung und lerne, dass bei der Präsidentschaftswahl im Jahre 2016 womöglich Jeb Bush, seines Zeichens ehemaliger Gouverneur von Florida, für die republikanische Partei ins Rennen gehen könnte – das ist phantastisch.
10.00 Uhr Leider wird die Ruhe zeitnah durch ohrenbetäubendes Türschellen gestört. Ich öffne die Pforte und freue mich, Edelbert anzutreffen. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und überreicht mir eine Schachtel aus der Italienbäckerei Biscotti Farrugia. Ich nehme das Präsent zungeschnalzend an und lade den Professor zu einer Tasse echten Bohnenkaffee ein.
10.30 Uhr Während wir kraftvoll in vitaminreiche Zimtschnecken (unlöblich: Cinnamon Rolls) beissen, komme ich auf Weihnachten zu sprechen und stelle klar, dass ich nun die Stube schmücken werde. Edelbert ist begeistert und erklärt, dass er mir zur Hand gehen wird – das ist die beste Nachricht des Tages.
11.00 Uhr Nach der Brotzeit beginnen wir mit der Arbeit und verschönern das Wohnzimmer mit lustigen Weihnachtspyramiden aus dem Erzgebirge. Darüber hinaus hänge ich einen Mistelzweig unter die Zimmerdecke und animiere Edelbert, die Fensterscheiben mit Kunstschnee zu besprühen. Der schlaue Mann nickt eifrig und sagt, dass wir im Anschluss den künstlichen Christbaum aufbauen und eine kühle Halbe trinken könnten – wie schön.

weihnacht
Bald kommt das Christkind

12.00 Uhr Nach einer Stunde haben wir unser Werk vollbracht und stellen einen Weihnachtsmann aus Plastik auf die Veranda. Mein Bekannter wischt sich unterdessen die Schweissperlen von der Stirn und meint, dass bei dieser Affenhitze gar keine Weihnachtsstimmung aufkommen will. Ich führe den Professor ins Wohnzimmer zurück und beschalle mein kultiviertes Zuhause mit der Martina McBride Kompaktscheibe “White Christmas” (löblich: Weisse Weihnacht). Ausserdem serviere ich eiskaltes Budweiser und erkundige mich bei Edelbert, ob er Frau Pontecorvo etwas unter den Christbaum legen wird. Der gute Mann reibt sich die Hände und entgegnet, dass er auf einem Künstlermarkt ein Strandtuch aus echter Seide erstanden hat – wie aufregend.

13.00 Uhr Weil mein Magen knurrt, lotse ich Edelbert in die Küche und gebe zu Protokoll, dass ich mich nicht lumpen lassen und ein köstliches Käseomelett (unlöblich: Cheese Omelette) zaubern werde. Der Professor folgt meinem Tun mit offenem Mund und behauptet, dass ich mit dem Kochlöffel umzugehen weiss. Ich schlage in die gleiche Kerbe und unterbreite, dass ich es jederzeit mit den RTL2 Kochprofis aufnehmen könnte.
13.30 Uhr Nach nicht einmal dreissig Minuten decke ich den Esstisch mit dem besten Geschirr ein und vergesse auch nicht, eine Flasche Rotwein zu entkorken. Danach richte ich das Essen auf den Porzellantellern an und wünsche Edelbert einen guten Appetit. Mein Tischnachbar greift prompt zum Besteck und lotet aus, wo mein Haustier abgeblieben ist. Ich zucke mit den Schultern und antworte, dass der Rüde zu nichts zu gebrauchen ist und sich vor der Arbeit gedrückt hat – wo soll das noch hinführen.

rotwein
Wir trinken Rotwein

14.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf Zwei deutet, verabschiede ich den Professor. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und bette mich in der guten Stube zur Ruhe – das tut gut.
15.00 Uhr Ich öffne gähnend die Augen und registriere, dass Dixon mittlerweile von seinem Ausflug zurückgekehrt ist. Als Tierfreund fülle ich seinen Napf mit Trockenfutter auf und stelle zudem eine Schüssel mit H²O bereit. Da die Anschnurarbeit ruft, mache ich schnell kehrt und nehme am Schreibtisch Platz. Auch heute komme ich meinen Pflichten als Elternberater nach und helfe verzweifelten Menschen aus schier ausweglosen Situationen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
16.00 Uhr Als endlich alles abgearbeitet ist, schalte ich den leistungsstarke Heimrechner aus und unternehme mit Dixon einen Spaziergang durchs Wohngebiet. Unter anderem schlendere ich am Eigenheim von Fernsehkoch Wayne Gregor vorbei und bemerke, dass der Prominente verreist ist – wie schade.
17.00 Uhr Zuhause angekommen, mache ich mich in der Küche nützlich. Ich schneide eine Wassermelone auf und richte eine kalte Wurstplatte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo, Oliven und Gewürzgurken an.

capocollo
Capocollo ist besonders vitaminreich

18.00 Uhr Ein langer und nervenaufreibender Tag neigt sich seinem Ende zu. Ich stecke Dixon einen Kauknochen ins Maul und lasse dann den Feierabend vor der Glotze ausklingen. Dabei verzehre ich leckeren Pfefferkuchen (unlöblich: Gingerbread) und folge den FOX Nachrichten – immerhin muss man stets auf dem Laufenden bleiben.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf AMC um und gebe mich rotweinschlürfend dem Kriminalfilm “The Mechanic” (auf deutsch: Kalter Hauch) mit meinem Lieblingsschauspieler Charles Bronson hin. Ich amüsiere mich köstlich und werde Zeuge, wie der Auftragsmörder Arthur den Entschluss fasst, einen Lehrling einzustellen und ihn in der Kunst des Mordens zu unterrichten – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden begleite ich Hund Dixon noch einmal in den Garten. Anschliessend lösche ich die Lichter am Christbaum und lege mich schlafen. Gute Nacht.