5. November 2014 – Unfälle, Kongresswahl und kein Mariuanna

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Der Vierbeiner kommt bellend ins Schlafzimmer gestürmt und leckt mir über den Handrücken. Ich streichle dem Racker über den Kopf und bemerke, dass er im Garten spielen möchte. Natürlich rolle ich mich spornstreichs aus dem Bett und öffne die Terrassentüre.

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Hund Dixon schleckt mir über die Hand

08.30 Uhr Just als ich Wasser in die Wirbelbadewanne laufen lasse, klingelt das Telefon. Ich nehme das Gespräch augenblicklich an und freue mich, Herrn Wangs Stimme zu hören. Mein Bekannter redet ohne Unterlass auf mich ein und erzählt, dass sich Frau Jenna eine Grippe eingefangen hat und derzeit nicht arbeiten kann. Zu allem Überfluss bittet mich der Motelbesitzer, ausnahmsweise einzuspringen und am Samstag eine Reisegruppe aus Österreich zu empfangen. Ich sage prompt zu und bin mir sicher, dass ich ein stattliches Trinkgeld erwarten kann.
09.30 Uhr Nach dem Badespass brühe ich Kaffee auf und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie Frau Gomez verrosteter Kleinwagen vorfährt. Meine Zugehfrau schleppt ihre Putzutensilien in die Villa und plappert, dass sich auf dem Tamiami Trail ein Verkehrsunfall ereignet hat. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und erhalte die Auskunft, dass ein Lastkraftfahrer die Kontrolle über seinen Lastzug verloren hat und mit vollem Tempo ins Heck eines Cadillacs gekracht ist – wie furchtbar.
09.45 Uhr Während die Mexikanerin Staub wischt, beisse ich nachdenklich in ein Honigbrot und komme zu dem Ergebnis, dass man sich in der heutigen Zeit nicht einmal mehr in Florida sicher fühlen kann. Vielleicht wäre es doch gescheiter, die kleine Villa gewinnbringend zu veräussern und nach Nebraska umzuziehen. Wie jedes Kind weiss, leben in besagtem Bundesstaat nur sehr wenige Menschen.

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Katze Land – der beste Radiosender

10.15 Uhr Nachdem ich Frau Gomez beauftragt habe, das Gästeklo zu reinigen, schlendere ich nach draussen und rase In einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt zum Supermarkt. Nebenher lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und lerne, dass der Tamiami Trail immer noch gesperrt ist – gleich platzt mir der Kragen.
10.45 Uhr Mit fünfzehnminütiger Verspätung betrete ich den PUBLIX und freue mich, Edelbert in der Obstabteilung zu treffen. Mein Bekannter tippt nörgelnd auf seine TIMEX Armbanduhr und behauptet, dass das Wort “Pünktlichkeit” in meinem Wortschatz nicht vorkommt. Ich strafe den Professor mit bösen Blicken ab und entgegne, dass ich wegen eines Unfalls auf dem Tamiami Trail aufgehalten wurde. Edelbert zuckt mit den Schultern und schiebt den Einkaufswagen zur Metzgerei, um luftgetrocknete Salami sowie Hackfleisch einzukaufen.
11.45 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde stehen wir an der Kasse und bezahlen die Waren mit unseren Kreditkarten. Als die übergewichtige Marktmitarbeiterin die Plastikkarten durch den Kassenschlitz zieht, reibe ich mir den Bauch und lasse den Professor wissen, dass ich Hunger habe. Edelbert nickt eifrig und meint, dass wir das Mittagessen im nahegelegene Bob Evans Gasthaus einnehmen könnten – das hört man gerne.

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Unlöbliche Bezahlkarten – Nein Danke

12.30 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten sitzen wir im gutbesuchten Familienrestaurant und laben uns an “Farmhouse Salads” (löblich: Bauernhof Gartensalate) und vitaminreichen Cheeseburger (löblich: Käseburger). Ausserdem plaudere ich mit Prof. Kuhn und vernehme, dass sich der gute Mann das spannende Bill Bryson Buch “A Short History of Private Life” (auf deutsch: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge) gekauft hat.


Bill Bryson – Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

13.00 Uhr Edelbert ist begeistert und berichtet, dass sich der aus Iowa stammende Autor in seinem Buch gedanklich von Zimmer zu Zimmer seines Zuhauses bewegt und passend zu jedem Raum lustige Anekdoten preisgibt. Ich schaufle rösche Kartoffelstäbe in mich hinein und antworte, dass ich kaum Zeit finde, ein Buch zu lesen.
13.30 Uhr Nachdem ich den Waschraum aufgesucht und einen Ketchupfleck vom T-Hemd geputzt habe, wünsche ich Edelbert einen schönen Nachmittag. Anschliessend kruse ich gutgelaunt nach Hause und fröne weiter meinem Lieblingsradioprogramm aus Fort Myers.
14.00 Uhr Daheim angekommen, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und träume von kühlen Wintertagen am Lake Simcoe.
15.00 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, setze ich mich an den Heimrechner und rufe Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter ab. Ich staune Bauklötze und erfahre von Frau Pamela F. (59) aus Greifswald, dass sich ihr frecher Sohn Rico (16) strikt weigert, die Schule zu besuchen. Stattdessen vergnügt sich der Hallodri am Bahnhof und schreckt nicht davor zurück, arme Rentner anzupöbeln – das ist ja allerhand.
16.00 Uhr Nachdem ich der kleinen Frau geraten habe, den Buben zur Adoption freizugeben, werfe ich einen Blick ins Gästebuch. Ich lese die Beiträge ganz genau durch und freue mich über den Zuspruch der Heimseitenbesucher.
16.30 Uhr Da Dixon selbst Gassi gegangen ist, verzichte ich ausnahmsweise auf einen Spaziergang. Stattdessen lasse ich die Seele auf der Terrasse baumeln und schmökere in der Tageszeitung.
17.00 Uhr Wenig später kommt der Vierbeiner von seinem Ausflug zurück. Ich erhebe mich aus dem Liegestuhl und mache mich daran, den Napf mit Trockenfutter aufzufüllen. Danach hantiere ich mit der Bratpfanne und zaubere im Handumdrehen gesunde Fischstäbe mit Gemüse und Kartoffelbrei – wie das duftet.

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Mariuanna ist sehr gefährlich

18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl lasse ich den Tag vor der Glotze ausklingen. Ich schaue mir die FOX Nachrichten an und informiere über die Kongresswahlen. Zu meiner Freude lerne ich, dass die demokratische Partei von den Wählern abgestraft wurde und die Vorherrschaft im Senat verloren hat. Zufrieden köpfe ich eine Flasche Schaumwein und erkläre Dixon, dass in Florida nicht gewählt, aber über die Legalisierung von Marihuana abgestimmt wurde. Ich spitze die Ohren und höre weiter, dass sich knapp 60% der Wahlberechtigten gegen diesen Unsinn ausgesprochen haben – wie beruhigend.
19.00 Uhr Im Anschluss schalte ich auf NBC um und erfreue mich an einer spannenden Columbo Episode aus den späten 1970er Jahren – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Ein schöner Fernsehabend geht zu Ende und ich betätige den AUS Knopf auf der Fernbedienung. Nachdem ich das Bierglas geleert und Dixon in den Garten begleitet habe, verschliesse ich sämtliche Türen und falle ins Bett. Gute Nacht.