08.00 Uhr Ich werde durch das Kreischen einiger Seemöwen geweckt. Weil ich keine Orientierung habe, stehe ich auf und spähe neugierig aus dem Fenster. Nach wenigen Sekunden fällt mir ein, dass wir gestern Abend ins “Holiday Inn” in Wrightsville Beach eingetscheckt haben.
Eine Möwe / Bild: Dick Daniels (http://carolinabirds.org/) CC BY-SA 3.0
08.30 Uhr Nachdem ich mit Edelbert telefoniert und Dixons Napf mit Trockenfutter aufgefüllt habe, schlüpfe ich in den Bademantel und ziehe es vor, mich im hoteleigenen Schwimmbad zu erfrischen. Voller Vorfreude laufe ich in den Innenhof der Anlage und hüpfe juchzend ins kühle Nass – das tut gut.
09.00 Uhr Weil wir um 10 Uhr weiterfahren wollen, kehre ich auf mein Zimmer zurück und dusche mich ordentlich ab. Danach werfe ich meine Habseligkeiten in den DELSEY Koffer und zögere nicht, mit Dixon das Frühstücksgasthaus aufzusuchen. Ich treffe Edelbert unweit des reichhaltigen Buffetts an und höre, dass der Frischkäse ganz vorzüglich mundet. Da mein Magen knurrt, schnappe ich mir einen Teller und lade allerhand Schmankerl auf.
09.45 Uhr Während ich es mir schmecken lasse, kommt der Professor auf unsere Tagesroute zu sprechen und kündigt an, dass wir am Meer entlang krusen und am frühen Nachmittag Charleston in South Carolina erreichen werden. Ausserdem erfahre ich, dass wir anschliessend in Richtung Savannah reisen und die Nacht in Hilton Head Island verbringen werden. Ich schnalze zufrieden mit der Zunge und erwidere, dass besagte Kleinstadt eines der beliebtesten Touristenziele der Vereinigten Staaten ist.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten werden wir an der Rezeption vorstellig und händigen dem Hotelknecht unsere Schlüsselkarten aus. Im Anschluss scheuchen wir Dixon an die frische Luft, um ihm etwas Auslauf zu verschaffen. Der Rüden rennt schnüffelnd zum Strand und freut sich, einen vierjährigen Cocker Spaniel namens Pat zu treffen. Unterdessen tratschen wir mit der Hundebesitzerin (72) und hören, dass eine Schlechtwetterfront vom Atlantik aufzieht – das ist mir Wurst.
Ein Cocker Spaniel namens Pat
11.00 Uhr Nun wird es aber Zeit, der schönen Stadt Wrightsville Beach auf Wiedersehen zu sagen. Ich schwinge mich hinters Lenkrad des JEEP GRAND CHEROKEE und presche hupend von dannen.
12.00 Uhr Zur Mittagszeit passieren wir die Gemeinde Carolina Shores im Brunswick County und Edelbert macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass der Strandabschnitt zu den schönsten an der amerikanischen Ostküste zählt. Ferner zitiert der schlaue Mann aus seinem Reiseführer und unterbreitet, dass die Stadt 1989 gegründet wurde und hauptsächlich von Rentner bewohnt wird – das hört man gerne.
13.00 Uhr Wir legen Meile für Meile auf dem Highway 17 zurück und lesen plötzlich auf einem Strassenschild, dass die Autobahn auch “Ocean Highway” genannt wird. Edelbert überreicht mir eine Dose Diät Cola und sagt, dass die Landschaft wunderschön ist. Ich gebe meinem Beifahrer Recht und trete das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
14.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 2 deutet, verlasse ich die Staatsstrasse und fahre in der Gemeinde Garden City eine Tankstelle an. Während ich sündteuren Treibstoff in den Tank fülle, reinigt Edelbert die Frontscheibe und macht es sich ausserdem zur Aufgabe, mit Dixon Gassi zu gehen.
14.30 Uhr Nachdem ich dem Tankstellenbesitzer ein kleines Vermögen für das Benzin und vier Truthahnsemmeln (unlöblich: Turkey Sandwiches) beschert haben, setzen wir unsere Reise fort. Wir frönen prima Landmusikschlägen auf KICKIN 92,5 und tratschen über unsere bevorstehende Japanreise. Edelbert legt beste Laune an den Tag und behauptet, dass wir bereits in einem Monat nach Tokio ausfliegen werden – das wird eine Gaudi.
15.30 Uhr Sechzig Minuten später tut sich zu unserer rechten Seite der “Francis Marion National Forest” auf. Wie nicht anders zu erwarten, ist Edelbert bestens informiert und sagt, dass der Nationalpark nach einem Helden des Unabhängigkeitskrieges benannt wurde. Ich nicke eifrig und genehmige mir ein vitaminreiche Wurstsemmel.
Arthur Ravenel Jr. Bridge / Foto: Rennett Stowe / CC BY 2.0
16.15 Uhr Endlich sind wir in Charleston und haben das Vergnügen, den Cooper River auf der Arthur Ravenel Jr. Bridge zu überqueren. Während Edelbert ein Photo knipst, blicke ich fasziniert zum Hafen und erinnere mich, dass der Charleston Harbor im 19. Jahrhundert ein wichtiger Navy Stützpunkt war. Um keinen Unfall zu bauen, halte ich kurz an und bitte Edelbert, das Steuer zu übernehmen – dieser Stress bringt mich noch ins Grab.
Meine praktische Schwarzbeere
17.00 Uhr Just als ich mich im Traum zu meiner Familie nach Toronto versetzt sehe, weckt mich Edelbert und setzt mich darüber in Kenntnis, dass wir bald in Hilton Head Island sein werden. Ich atme tief durch und zücke meine Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry), um im Internetz nach einer Herberge zu suchen. Nach wenigen Minuten werde ich fündig und entschliesse mich, die Heissleine (unlöblich: Hotline) des “Days Inn” am Marina Side Drive zu wählen. Prompt meldet sich ein freundliches Frauenzimmer und teilt mir mit, dass ein Zimmer 115 Dollars kosten wird. Ich gehe auf das Angebot ein und verspreche, in einer Stunde vor Ort zu sein – da kommt Freude auf.
18.00 Uhr Nach 317 zurückgelegten Meilen kommen wir endlich vor dem luxuriösen Motel zum Halten. Ich strecke mich ausgiebig und erkläre meinem Begleiter, dass mein Blutzuckerspiegel einen gefährlichen Tiefpunkt erreicht hat. Der Professor seufzt laut und sagt, dass ein reichhaltiges Abendessen nicht schaden kann – wie wahr.
Der Leuchtturm von Hilton Head Island / Bild: MoodyGroove / CC BY-SA 3.0
18.30 Uhr Nachdem wir am Empfang zwei Schlüsselkarten erhalten und unser Gepäck auf die Zimmer gebracht haben, schlendern wir zum 150 Meter entfernten “Alfred’s Restaurant”. Edelbert zieht genüsslich an einer Zigarre und bestätigt, dass diese Wirtschaft von der Rezeptionskraft über den Schellenkönig gelobt wurde.
19.00 Uhr Wir lassen uns an einem Tisch auf der Sonnenterrasse nieder und bemerken beim Blick auf die Speisekarte, dass Scheffkoch Alfred Kettering viele Jahre in Deutschland gelebt hat. Ich staune nicht schlecht und bestelle bei einer Bedienung mit grosser Oberweite einen “German Sauerbraten” (löblich: Deutschen Sauerbraten) mit Spätzle und Blaukraut. Edelbert kratzt sich an der Schläfe und entscheidet sich für ein Wiener Schnitzel.
19.45 Uhr Zu guter Letzt runden wir die Mahlzeit mit Eisbechern ab und trinken dazu Schaumkaffees. Im Anschluss führen ich Dixon zum Motel zurück und ziehe mich völlig erschöpft auf mein Zimmer im ersten Stock zurück.
20.30 Uhr Nach einer heissen Dusche falle ich gähnend ins Bett und schlummere augenblicklich ein. Gute Nacht.