28. April 2014 – In der kleinen Villa stinkts!

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich verspüre ein eigenartiges Kratzen in der Kehle. Da ein beissender Farbgeruch in der Luft liegt, öffne ich sämtliche Fenster und animiere den Vierbeiner, mir unauffällig nach draussen zu folgen.
08.30 Uhr Just als ich die Morgengymnastik absolviere, gesellt sich Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie heute nach Fort Myers krusen und im Miromar Outlet Store (löblich: Miromar Auslassgeschäft) abschoppen wird. Weil etwas Abwechslung nicht schaden kann, schenke ich der Dame ein Lächeln und lasse sie wissen, dass ich sie kurzerhand begleiten werde. Ausserdem deute ich zur kleinen Villa und erzähle, dass es seit dem Renovieren in meinem Zuhause fürchterlich stinkt. Meine Nachbarin zuckt mit den Schultern und erwidert, dass wir um halb Elf losfahren werden – das soll mir Recht sein.
09.00 Uhr Nachdem ich die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb genommen habe, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad. Nebenher schmökere ich im nagelneuen Tokio Reiseführer und mache mich über die 23 Stadtgebiete der 10 Millionen Einwohner zählenden Metropole schlau.
10.00 Uhr Nach dem Badevergnügen nehme ich ein kleines Frühstück ein und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit nahrhaftem Royal Canin Trockenfutter aufzufüllen. Zudem beisse ich kraftvoll in einen Apfel aus dem Nachbarstaat Georgia und spiele mit der Idee, im Miromar Geschäft eine WRANGLER Tschiens zu erstehen.
10.15 Uhr Bevor wir losfahren, tschecke ich den Ölstand meines PS-strotzenden SUV und stelle mit grosser Sorge fest, dass Schmierstoff nachgefüllt werden muss. Ich laufe ruckzuck in die Garage und hole einen Kanister mit synthetischem 5 W 30 Leichtlauföl hervor. Frau Pontecorvo lässt nicht lange auf sich warten und sagt, dass wir langsam aufbrechen sollten. Ich nicke eifrig und fülle spornstreichs einen halben Liter Öl nach. Im Anschluss helfe ich Dixon auf die Ladefläche und halte meiner Begleiterin als Kavalier der alten Schule die Beifahrertüre auf.

mos
Miromar Auslass Geschäft in Fort Myers, FL

11.15 Uhr Nach einer fünfundvierzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt finden wir uns auf dem überfüllten Parkplatz des Schoppingzentrums wieder. Ich parke das Auto neben dem Haupteingang und fordere Dixon mit erhobenem Zeigefinger auf, brav zu sein und nicht zu bellen.
11.45 Uhr Als erstes führt mich Frau Pontecorvo in die “Dressbarn” Kleiderboutique und sagt, dass hier auch vollschlanke Frauen passende Sachen finden. Ich mustere die drallen Kundinnen skeptisch und folge meiner Bekannten in die gutsortierte Wäscheabteilung.
12.30 Uhr Letztendlich entscheidet sich die Pontecorvo für ein durchsichtiges Nachthemd und händigt der kleinen Frau an der Kasse ihre praktische AMERICAN EXPRESS (löblich: Amerikanisch Schnell) Karte aus.

bezahlkarten
Unlöbliches Plastikgeld

13.00 Uhr Um insgesamt 70 Dollars erleichtert, kehren wir ins “All American Grill” Restaurant ein. Während ich mich mit einem durstlöschenden Leichtbier und einem Cheeseburger (löblich: Käseburger) begnüge, wählt meine Nachbarin ein vitaminreiches Turkey Sandwich (löblich: belegtes Truthahnbrot) von der Karte.
13.30 Uhr Als ich es mir schmecken lasse, komme ich auf meine bevorstehende Tokioreise zu sprechen und informiere, dass ich seit Samstag einen Japanreiseführer besitze. Ich schwärme in den höchsten Tönen und gebe zu Protokoll, dass die japanische Hauptstadt über 50.000 Gaststätten verfügt.
13.15 Uhr Nach der Stärkung schlendern wir mit Dixon durch das Kaufhaus und entschliessen uns, ein Tschiensgeschäft im Parterre aufzusuchen. Ich nehme die modischen Beinkleider in Augenschein und ringe mich dazu durch, das Wrangler Modell “Cowboy Cut” (löblich: Kuhjungen Schnitt) anzuprobieren. Weil die Hose wie angegossen passt, zücke ich meine Geldbörse und begleiche die Rechnung in Bar.
14.00 Uhr Zu guter Letzt spendiere ich Frau Pontecorvo ein Eis und berichte, dass am Donnerstag der “National Day of Prayer” (löblich: Nationaltag des Gebets) gefeiert wird. Meine Begleiterin ist hellauf begeistert und unterbereitet, dass sie die Kirche besuchen und ein Gebet sprechen wird – wie schön.

katzelandmusik
Prima Musik auf KATZE LAND

14.30 Uhr Wir hüpfen plaudernd ins Auto und ziehen es vor, während der Heimfahrt dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) zu lauschen. Der Moderator spielt ein Lied aus Ronnie Milsaps nagelneuem Studioalbum und sagt, dass der 70jährige vor wenigen Tagen eine neue Scheibe auf den Markt gebracht hat – wie aufregend.
15.30 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, verabschiede ich meine Nachbarin und lasse die Pforte ins Schloss fallen. Anschliessend schlüpfe ich aus dem verschwitzten T Hemd und falle gähnend aufs Wohnzimmersofa.
16.30 Uhr Just als ich mich im Traum nach Tokio versetzt sehe, schellt das Telefon besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich Edelbert und erzählt, dass Admiral a.D. Bürstenbinder ebenfalls Nägel mit Köpfen gemacht und eine Reise nach Tokio gebucht hat. Der Professor ist begeistert und kündigt an, dass wir Friedbert am 14. Juli in Japan wiedersehen werden – das ist phantastisch.
17.00 Uhr Nachdem wir ausgiebig getratscht haben, beende ich das Telefonat und eile in die Küche, um Dixon das Abendessen zu servieren. Während sich der Rüde gierig auf die Jause stürzt, schlage ich vier Eier in eine Pfanne und zaubere ein nahrhaftes Omelett mit Bratkartoffeln – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages mache ich es mir im renovierten Wohnzimmer bequem und schalte die Glotze ein. Ich informiere mich bei den FOX Nachrichten (unlöblich: FOX News) über die aktuellen Geschehnisse in der Welt und fröne danach einer Call In (löblich: Ruf Herein) Sendung.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf HBO und lasse die Seele beim Serienerfolg “Enlightened” baumeln. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und werde Zeuge, wie die 40jährige Amy einen Nervenzusammenbruch erleidet und den Entschluss fasst, ihr Leben neu zu ordnen.
21.00 Uhr Nach vier Episoden beende ich den heiteren Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.