08.00 Uhr Die neunte Woche des Jahres beginnt und ich habe ein Lied der Landmusikcombo “Wild Horses” im Ohr. Weil die aus Kentucky stammenden Burschen prima aufspielen, setze ich mich sofort an den Heimrechner und mache mich daran, die aktuelle Kompaktscheibe der Bande herunterzuladen – da kommt Freude auf.
08.30 Uhr Während die “Wilden Pferde” von spannenden Rodeobesuchen singen, scheuche ich Dixon in den Garten und absolviere die Morgengymnastik. Unterdessen beobachte ich den Rüden, wie er zum Teich flitzt und die handzahme Echse Billy anknurrt. HEUREKA – diese Idylle muss man erlebt haben.
Meine Schwarzbeere
09.00 Uhr Just als ich die Badewanne mit Wasser volllaufen lasse, schellt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) besonders laut. Zu allem Überfluss meldet sich Prof. Kuhn und erzählt, dass er sich entschlossen hat, einen luxuriösen Füllfederhalter aus dem Hause “Mont Blanc” zu kaufen. Mein Bekannter schwärmt in den höchsten Tönen und unterbreitet, dass er gleich zu einem Fachgeschäft in der Innenstadt spazieren und 370 Dollars investieren wird. Der schlaue Mann ist ganz aus dem Häuschen und bittet mich, schnellstmöglich loszufahren und ihn im “Cafe Luna” an der 5th Avenue zu treffen.
10.00 Uhr Nach dem Badespass verzehre ich ein spärliches Frühstück und lasse den Vierbeiner wissen, dass wir nun Edelbert besuchen werden. Das lustige Haustier hüpft auf und ab und rennt wie von Sinnen zum PS-strotzenden SUV. Ich laufe Dixon nach und kruse spornstreichs ins Stadtzentrum.
10.45 Uhr Am Ziel angekommen, schüttle ich Edelberts Hand und folge ihm ins “Naples Pen & Paper” (löblich: Naples Stifte und Papier) Geschäft. Ein zuvorkommender Verkäufer heisst uns herzlich Willkommen und freut sich, als Edelbert auf den besagten Füller in der Auslage deutet. Nebenbei erzählt der Professor, dass der Tintenstift beste Schreibeigenschaften an den Tag legt und ausserdem mit einer echten Goldfeder überzeugen kann – das soll mir auch Recht sein.
11.30 Uhr Nachdem Edelbert dem Mann 370 Dollars überreicht hat, verlassen wir den Laden und kehren wegen der grossen Hitze ins “Cafe Luna” ein. Wir ordern zwei durstlöschende Eiskaffees und verzehren hausgemachten Käsekuchen mit Schlagobers. Währenddessen redet Edelbert ohne Unterlass auf mich ein und kündigt an, am Nachmittag mit seinem neuen Füller einen Brief an Admiral a.D. Bürstenbinder schreiben zu wollen. Ich wechsle prompt das Thema und gebe meinem Bekannten zu verstehen, dass mein Bruder am kommenden Montag sein Wiegenfest feiert. Weil ich noch kein Geschenk habe, rege ich für den Samstag eine Ausfahrt zum Miromar Auslass Geschäft (unlöblich: Miromar Outlet Store) in Fort Myers an.
Das Miromar Auslassgeschäft in Fort Myers, FL
12.15 Uhr Nachdem ich mich von Prof. Kuhn verabschiedet habe, presche ich mit durchdrehenden Pneus vom Parkplatz und fahre in Richtung Lowbank Drive davon. Während der kurzweiligen Reise fröne ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und ärgere mich, weil Dixon unentwegt bellt.
13.00 Uhr Ich werde von Maria herzlich begrüsst und höre, dass ihr Ehemann ausgeflogen ist, um sich auf dem Golfplatz zu vergnügen. Trotzdem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und leiste meiner Schwägerin Gesellschaft. Maria fährt vitaminreiche Sandwiches (löblich: Wustbrote) auf und bittet mich, kraftvoll zuzubeissen.
13.45 Uhr Im Anschluss machen wir es uns im schattigen Garten bequem und tratschen über dies und das. Maria kommt plötzlich auf morgen zu sprechen und berichtet, dass sie am Dienstag mit Herrn und Frau Porello nach Fort Myers fahren wird, um in einem Küchenstudio nach einem neuen Kühlschrank Ausschau zu halten. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und antworte, dass ich keine Lust habe, mich diesem Stress auszusetzen.
14.30 Uhr Nach einem Becher Kaffee lüfte ich meinen Cowboyhut und trete die Heimfahrt an. Ich quäle mich durch den dichten Mittagsverkehr und kann es kaum noch erwarten, ruhige Stunden in der eigenen Villa zu erleben.
Mein repräsentativer Kuhjungenhut
15.00 Uhr Zuhause angekommen, lasse ich mich aufs Kanapee fallen und entspanne mich redlichst. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner letztjährigen Appalachian Trail Wanderung – wie schön.
16.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, komme ich in die Gänge und rufe Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab. Leider wird die Beratungsarbeit bald durch sehr aggressives Telefonbimmeln unterbrochen. Diesmal meldet sich Sandra im Rohr und erinnert, dass wir uns in 10 Tagen wiedersehen werden – wie unlöblich.
16.45 Uhr Nachdem ich mit der Maid geplaudert habe, beende ich das Überseegespräch und schalte die neuen Einträge im beliebten Gästebuch frei. Anschliessend richte in der Küche eine kalte Platte mit Wurst- und Käsespezialitäten an und lasse mir die Jause auf der Terrasse schmecken.
18.00 Uhr Als die Geschirrspülmaschine endlich läuft, rufe ich den Vierbeiner ins Haus und lasse den anstrengenden Tag vor der Glotze ausklingen. Wie es sich gehört, fröne ich den FOX Nachrichten und lerne, dass sich über dem Inselstaat Haiti ein Tropensturm zusammenbraut – das ist ja allerhand.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf den Bezahlsender AMC um und folge kartoffelchipsknabbernd dem Gruselfilm “The Crazies” (löblich: Die Verrückten). Die Produktion aus dem Jahre 2010 erzählt von Bürgern einer Kleinstadt in Iowa, die durch einen freigesetzten Tollwutvirus infiziert werden – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich den Flachbildschirm aus und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Danach lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.