5. Februar 2014 – Eine schöne Überraschung

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08.00 Uhr Ich werde am frühen Morgen durch das Schellen meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) geweckt. Zu allem Überfluss meldet sich Herr Wang und will wissen, ob mein Bruder mittlerweile im Sonnenscheinstaat angekommen ist. Ich gebe mich ahnungslos und antworte, dass Georg im kalten Toronto ist und keinen Floridaurlaub plant. Der Motelbesitzer seufzt laut und behauptet, dass er am Sonntag mit Georg telefoniert und herausgebracht hat, dass er am Mittwoch in Naples eintreffen wird – wie merkwürdig.
08.30 Uhr Ich beende das Gespräch und mache es mir zur Aufgabe, bei Amanda anzurufen. James Ehefrau schmunzelt in einer Tour und verrät, dass ihre Schwiegereltern gestern der kanadischen Eiswüste auf Wiedersehen gesagt und nach Miami ausgeflogen sind. Darüber hinaus erfahre ich, dass meine Verwandten gegen Mittag in Naples sein werden und mich überraschen wollen – wie unlöblich.
09.00 Uhr Nachdem ich Edelbert und Frau Pontecorvo die frohe Botschaft übermittelt habe, eile ich ins Badezimmer und genehmige mir ein Wirbelbad. Unterdessen verfasse ich eine elektronische Kurzdepesche und lasse Georg wissen, dass seine Überraschung aufgeflogen ist. Wenige Sekunden später trudelt eine Antwort ein und ich lese, dass die lieben Leute just im Moment in einer Limousine sitzen und in eineinhalb Stunden Floridas Westküste erreichen werden – juhu.
10.00 Uhr Als ich ein kleines Frühstück verdrücke, poltert plötzlich Frau Gomez zur Haustüre herein. Die Putzperle legt besonders schlechte Lauen an den Tag und plappert davon, dass sie am Morgen gestürzt ist und sich den Knöchel verstaucht hat. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich jetzt ein Willkommensgeschenk kaufen und danach meine Verwandten im Lowbank Drive besuchen muss.
10.30 Uhr Bevor ich zum Feriendomizil meiner Familie kruse, steuere ich den PS-strotzenden SUV zum CIRCLE K Markt, um Weichgetränke (unlöblich: Softdrinks), Sechserpack Budweiser, Milch und Eier, sowie einen Blumenstrauss zu kaufen. Im Anschluss rase ich mit überhöhter Geschwindigkeit gen Süden davon und kann es gar nicht mehr erwarten, meine Liebsten in die Arme zu schliessen – das wird eine Gaudi.

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Georg und Marias Villa im Lowbank Drive

11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten komme ich vor dem Ferienhaus zum Halten und habe das Vergnügen, Maria und Georg begrüssen zu können. Mein Bruder seufzt laut und berichtet, dass der harte Winter Toronto immer noch in seinem Bann hält. Maria schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass das Thermometer am Wochenende unter die -20°C Grenze gefallen ist. Ich mache grosse Augen und lasse es mir nicht nehmen, meiner Schwägerin die Blumen zu überreichen und Georg ein Bier zu spendieren.

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Ein kühles Bier – das tut gut

12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, machen wir es uns bei angenehmen 66°F (19°C) am Schwimmbecken bequem und ölen unsere staubtrockenen Kehlen. Währenddessen redet Georg ohne Punkt und Komma auf mich ein und verspricht, mindestens zwei Wochen zu bleiben. Unter anderem kommt der gute Mann auf das “Naples Manor Motel” zu sprechen und sagt, dass er den Urlaub nutzen wird, um mit Herrn Wang über die Renovierung des Betriebs zu sprechen – wie schön.
13.00 Uhr Nachdem wir Sandwiches (löblich: belegte Brote) gegessen haben, spreche ich eine Einladung für den Abend aus und gebe zu Protokoll, dass es ein Spass wäre, Pizza zu essen und einen Film auf der Grossbildleinwand zu sehen. Georg ist begeistert und kündigt sein Kommen für 18 Uhr an.
13.45 Uhr Um am Abend als perfekter Gastgeber glänzen zu können, fahre ich kurzerhand zum PUBLIX Markt und lade Waren des täglichen Bedarfs in den Einkaufswagen. Ferner investiere ich ein kleines Vermögen in schmackhafte Partysalate (löblich: Feiersalate) und lasse es mir auch nicht nehmen, ein Pfund Capocollo an der Fleischtheke zu besorgen – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.

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Hauchdünn aufgeschnittenes Capocollo

14.45 Uhr Ich treffe völlig erschöpft zu Hause ein und räume die Lebensmittel sorgsam in den Eiskasten. Nebenbei versorge ich die Putzfrau mit Informationen und stelle klar, dass am Abend meine Verwandten vorbeikommen werden. Die kleinwüchsige Mexikanerin freut sich und sagt, dass sie morgen im Ferienhaus sein und Maria beim Hausputz helfen wird – das soll mir Recht sein.
15.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, etwas kürzer zu treten. Ich falle gähnend aufs Kanapee und döse bereits nach wenigen Sekunden ein – das tut gut.
16.30 Uhr Ich öffne die Augen und bemerke, dass Dixon die Terrassentüre aufgestossen hat. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, nehme ich die Leine zur Hand und schaue nach dem Rechten. Nach kurzer Suche treffe ich den Rüden im Garten von Familie Crane an und werde Zeuge, wie er ein Loch buddelt – da kommt Freude auf.
17.30 Uhr Nach einem kleinen Spaziergang bin ich endlich wieder daheim. Weil Georg und Maria bald vorbeikommen werden, mache ich mich in der Küche nützlich und fülle die Partysalate in lustige Glasschälchen. Ausserdem verfrachte ich zwei XXL Tiefkühlpizzas aus dem Hause “Montanara” in den Backofen und decke den Terrassentisch mit dem besten Porzellan ein.
18.00 Uhr Wenig später treffen die Gäste in der kleinen Villa ein. Ich heisse Georg und Maria herzlich Willkommen und serviere spornstreichs das Abendessen. Während wir kraftvoll zubeissen, planen wir die nächsten Tage und verabreden, dass wir morgen in Julies Restaurant frühstücken werden.

19.00 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit schalte ich den neumodernen Filmprojektor ein und mache Georg auf den Umstand aufmerksam, dass ich mir eine Grossbildleinwand gekauft habe. Mein Bruder staunt Bauklötze und meint, dass wir uns den lauen Abend mit einem Western versüssen könnten. Ich bediene mich aus meiner Filmsammlung und erfreue die netten Menschen mit dem Spielfilm “Sweetwater”, der von einer resoluten Dame erzählt, die sich gegen einen skrupellose Rancher (löblich: Landwirt) zur Wehr setzt – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Als nach zweistündiger Spitzenunterhaltung der Abspann über die Leinwand flimmert, gähnt Maria ausgiebig und sagt, dass sie nun nach Hause fahren möchte. Ich begleite meine Verwandten zum JEEP und erinnere daran, dass wir uns morgen gegen halb 11 in Julies Restaurant treffen werden.
21.30 Uhr Nachdem die Gäste das abgefahren sind, räume ich den Terrassentisch ab und rufe Dixon ins Haus. Im Anschluss entspanne ich mich bei einer Dusche und lege mich dann schlafen. Gute Nacht.