15. November 2013 – Neue Matratzen

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08.00 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Telefonläuten aus einem schönen Traum gerissen. Als ich nörgelnd das Gespräch annehme, meldet sich Herr Wang und erzählt, dass sein Motel über das Wochenende geschlossen bleibt. Ich frage sogleich nach dem Rechten und bringe heraus, dass bis zum Sonntag Malerarbeiten durchgeführt sowie sämtliche Matzatzen ersetzt werden. Darüber hinaus regt der gebürtige Chinese ein gemeinsames Mittagessen im Denny’s Restaurant an und erklärt, dass ich selbstverständlich eingeladen bin.

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Denny’s Restaurant – Ich komme

08.30 Uhr Nachdem ich mein Kommen für halb 11 angekündigt habe, verfrachte ich den Hörer auf die Gabel und beginne den Tag mit dem Frühsport auf der Terrasse – Morgenstund’ hat bekanntlich Gold im Mund.
09.00 Uhr Danach entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad und lasse es mir nicht nehmen, Edelbert über meinen anstehenden Ausflug in Kenntnis zu setzen. Der Professor schnalzt mit der Zunge und kündigt an, augenblicklich loszufahren und mich begleiten zu wollen – das soll mir Recht sein.
10.00 Uhr Just als ich in meine Kuhjungenstiefel (unlöblich: Cowboyboots) schlüpfe, klingelt es auch schon an der Pforte. Ich heisse Edelbert herzlich Willkommen und gebe zu Protokoll, dass wir gleich aufbrechen können. Wie es sich gehört, scheuche ich Dixon zum Chevrolet und helfe ihm auf die Ladefläche. Anschliessend preschen wir mit durchdrehenden Pneus davon und lauschen während der Reise dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – was kann es schöneres geben.
10.45 Uhr Mit kurzer Verspätung kommen wir auf dem Motelparkplatz zum Halten und bemerken, dass ein stattlicher Lastwagen mit “NAPLES MATTRESS” Aufdruck vor der Rezeption parkt. Natürlich eilen wir mit schnellen Schritten zum Empfang und werden Zeugen, wie muskelbepackte Männer Matratzen in die Herberge schleppen. Herr Wang wünscht uns einen guten Morgen und unterbreitet, dass er in den letzten Wochen viel Geld in die Hand genommen hat, um das “Naples Manor Motel” zu verschönern. Bei dieser Gelegenheit deutet der gute Mann zur Eingangspforte und rechnet vor, dass er 2.700 Dollars in eine nagelneue Automatiktüre investiert hat.

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Willkommen im Naples Manor Motel

11.45 Uhr Bevor wir das Mittagessen einnehmen, bittet uns Herr Wang in sein Büro und kredenzt brühfrischen Kaffee. Nebenbei kommt der Motelbetreiber auf seine Tochter zu sprechen und sagt, dass Frau Carol gerade damit beschäftigt ist, einen Klimaanlagenexperten durchs Haus zu führen – wie interessant.
12.30 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit schlendern wir zum benachbarten Schnellessrestaurant und verzehren Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit gekringelten Kartoffelstäben (unlöblich: Fries). Nebenher tratschen wir angeregt mit Herrn Wang und erfahren, dass er sich mit der Renovierung bessere Noten auf der Tourismusinternetzseite “Tripadvisor” erwartet. Ausserdem reibt mein Bekannter den Daumen am Zeigefinger und sagt, dass er an der Preisschraube drehen und den Motelgästen mehr Geld abknöpfen kann – das ist prima.
13.30 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Schaumkaffees und Erdbeerkuchen abgerundet haben, verschaffen wir dem Vierbeiner etwas Auslauf. Wir umrunden das schöne Motel und vernehmen, dass sich Herr Wang nun endgültig entschlossen hat, sich zum Jahresende aufs Altenteil zurückzuziehen. Edelbert ist hellauf begeistert und sagt, dass wir uns dann öfter sehen und gemeinsam verreisen könnten. Ich schlage in die gleiche Kerbe und rege eine Forschungsreise nach Las Vegas im Frühjahr 2014 an.

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Willkommen in Las Vegas, Nevada

14.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, Herrn Wang auf Wiedersehen zu sagen. Wir schütteln Hände und hüpfen dann in den PS-strotzenden SUV, um schnellstmöglich nach Norden davonzufahren. Unterdessen versorge ich Edelbert mit Infos und berichte, dass Sandra morgen nach Riga fliegen wird. Der Professor macht grosse Augen und entgegnet oberschlau, dass besagte Stadt am Daugava Fluss zu den schönsten Metropolen in Europa zählt – papperlapapp.
15.00 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, verabschiede ich mich von Edelbert und freue mich auf ruhige Stunden in den eigenen Villa. Während Dixon im Garten bleibt, ziehe ich mich in die klimatisierte Stube zurück und falle fix und fertig aufs Kanapee – das tut gut.
16.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und stelle fest, dass es mittlerweile vier Uhr geschlagen hat. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, nehme ich am Schreibtisch Platz und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Ich mache mich sogleich ans Werk und rate einem alleinerziehenden Vater aus Düsseldorf, seinem 9jährigen Sohn keinen Hüpfstab zum Geburtstag zu schenken – wo kämen wir denn da hin.
17.00 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein und gehe dann von der Leine. Ich atme tief durch und begebe mich in die Küche, um eine TOMBSTONE Tiefkühlpizza ins Backrohr zu schieben.
18.00 Uhr Nach dem Essen gehe ich zum gemütlichen Teil des anstrengenden Tages über. Ich lasse mich neben Hund Dixon auf dem Sofa nieder und fröne interessiert den FOX NEWS (löblich: Fuchs Nachrichten).

19.00 Uhr Anschliessend wähle ich den Bezahlsender HBO aus und gebe mich dem Filmklassiker “The Falcon and the Snowman” (auf deutsch: Der Falke und der Schneemann) des Erfolgsregisseurs John Schlesinger hin. Zudem öffne ich eine Packung mit vitaminreichen Lays Kartoffelchips und sehe, wie zwei junge Männer amerikanische Staatsgeheimnisse an die Russen verraten – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach 120 spannenden Minuten flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich gähne ausgiebig und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Im Anschluss lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.