15. Mai 2013 – New York und München, wir kommen

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07.30 Uhr Der Wecker klingelt und reisst mich aus einem schönen Traum. Missmutig schlage ich die Bettdecke beiseite und bemerke, dass Dixon einen Grossteil seiner Spielsachen ins Schlafzimmer geschleppt hat.
08.00 Uhr Nachdem ich die Stoffbären und den anderen Tand ins Wohnzimmer verfrachtet habe, entspanne ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Dummerweise wird die Ruhe bald durch das aggressive Schellen des NOKIA Handtelefons gestört. Zu meiner Freunde meldet sich Georg im Rohr und berichtet, dass er in der nächsten Woche nach Naples ausfliegen wird. Mein Bruder schnalzt mit der Zunge und sagt, dass er eine Baumaschinenmesse in Miami besuchen muss und sich anschliessend einen zweiwöchigen Urlaub gönnen wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
09.00 Uhr Just als ich aus der Wanne steige, bimmelt es an der Pforte. Edelbert begrüsst mich händeschüttelnd und zögert nicht, mir eine Kostenaufstellung unseres geplanten Herbsturlaubes zu präsentieren. Ich lotse den schlauen Mann in die Küche und erfahre während des Frühstücks, dass wir am 17. September nach New York reisen und im “Ritz Carlton Hotel” logieren werden. Darüber hinaus tippt mein Bekannter auf den Heimrechnerausdruck und meint, dass wir vier Tage später über den grossen Teich fliegen und uns auf der Wies’n amüsieren können – das hört sich verlockend an.

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Manhattan, New York City – Bild: user:AngMoKio

09.45 Uhr Ich studiere das Pamphlet argwöhnisch und erkenne, dass die Flüge und der Hotelaufenthalt 6.500 Dollars verschlingen würden. Selbstverständlich zeige ich Edelbert den Vogel auf und lasse ihn wissen, dass ich nicht gewillt bin, ein Vermögen zum Fenster hinauswerfen werde. Mein Tischnachbar wendet das DIN A4 Blatt und sagt, dass wir dann im renommierten “Edison Hotel” übernachten werden. Obgleich die Herberge an der 47th Strasse nur 3 Sterne aufweisen kann, nicke ich eifrig und komme zu dem Schluss, dass wir unter diesen Umständen 4.000 grüne Scheine einsparen könnten.
10.30 Uhr Nach der Brotzeit scheuchen wir Dixon zu den Autos und verabreden, dass wir nun den Einkauf erledigen sollten. Ich rase ruckzuck aus der Garage und schaffe es als erster, den WINN DIXIE Supermarkt am Golden Park Parkway zu erreichen.
11.15 Uhr Während wir den Einkaufswagen durch die breiten Gänge schieben, redet Edelbert weiter auf mich ein und behauptet, dass wir die Reise schnellstmöglich buchen sollten. Zudem schwärmt der Professor in den höchsten Tönen und unterbreitet, dass es ein Vergnügen werden wird, im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) eine tolle Zeit zu erleben und im Anschluss das Oktoberfest zu besuchen. Ich seufze laut und gebe an der Fleischtheke ein Pfund Capocollo in Auftrag.
12.15 Uhr Als wir uns in die Warteschlange an Kasse Nummer 7 einreihen, ziehe ich meine prallgefüllte GOLDEN HEAD Geldbörse aus der Hosentasche und gebe Edelbert zu verstehen, dass er noch heute buchen kann. Mein Bekannter reibt sich die Hände und meint, dass ich es nicht bereuen werde – das will ich doch hoffen.
13.00 Uhr Wenig später bin ich wieder zu Hause und treffe meine Zugehfrau in der guten Stube an. Frau Gomez legt besonders schlechte Laune an den Tag und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sich ihr Ehemann den Arm gebrochen hat. Ich zucke mit den Schultern und ziehe mich wortlos ins Schlafzimmer zurück, um etwas zu dösen.
14.00 Uhr Redlichst ausgeruht nehme ich am Schreibtisch Platz und mache es mir zur Aufgabe, meiner Mieterin eine elektronische Depesche zuzusenden. Ich übermittle Sandra die besten Grüsse und teile ihr mit, dass ich ihr am 21. September einen Besuch abstatten werde – das wird ein Spass.
15.00 Uhr Nachdem ich die Anschnurseelsorge erledigt und die Botschaften im Gästebuch studiert habe, gehe ich von der Leine. Ich führe mir ein kühles Budweiser zu Gemüte und erzähle Frau Gomez, dass mich mein nächste Kulturreise in den grossen Apfel und nach München führen wird. Die kleinwüchsige Mexikanerin rollt demonstrativ mit den Augen und entgegnet, dass sie sich solche Luxusreisen nicht leisten kann. Ich lache laut auf und mache es mir mit einem Muffin und einem Kaffee auf der schattigen Terrasse gemütlich.

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16.00 Uhr Nebenher segle ich mit dem iPad durchs Internet und lerne, dass das Edison Hotel von Herbert J. Krapp in den 1920er Jahren entworfen wurde. Anno 1931 wurde das Haus im Herzen der Millionenmetropole eröffnet und bot Prominenten wie dem Sänger Tony Pastor oder der Künstlerin Gloria Parker ein Zuhause – wie aufregend.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 deutet, klingelt das Telefon und Edelbert meldet im Rohr. Der schlaue Mann plappert ohne Unterlass und erläutert, dass er soeben gebucht hat. Ich freue mich und sichere meinen Gesprächspartner zu, ihm im Laufe der nächsten Tage die ausgelegten 2.500 Dollars zu überweisen.
18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, stelle ich das Geschirr in die Spülmaschine und bereite mir ein nahrhaftes Abendessen zu. Fachmännisch schwenke ich etwas Butter in der Pfanne und brate ein köstliches T-Bone Steak heraus. Dazu gibt es eine Portion Kartoffelstäbe sowie einen lustigen Beilagensalat.
18.45 Uhr Nach der Jause strecke ich im Wohnzimmer die Beine aus und fröne der heiteren Filmkomödie “I pronounce you Chuck and Larry” (auf deutsch: Chuck & Larry – Wie Feuer und Flamme). Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und werde Zeuge, wie die beiden New Yorker Feuerwehrleute Chuck und Larry vor den Traualtar treten, um sich das Ja-Wort zu geben.
21.00 Uhr Der Abspann läuft über den überdimensionalen Flachbildschirm und ich schalte die Glotze ab. Nach einem kleinen Spaziergang mit Dixon, reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.