28. März 2019 – Edelbert wird radikal

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich eile mit schnellen Schritten zur Terrassentüre, um frische Luft ins Schlafzimmer hereinzulassen. Danach läute ich den letzten Donnerstag des Monats mit der Morgengymnastik ein und habe das Vergnügen, mit Herrn Booth tratschen zu können. Der Vietnamveteran schiebt seinen in die Jahre gekommenen Rasenmäher aus der Garage und kündigt an, dass er die Vormittagsstunden nutzen wird, um das Gras zu trimmen. Ich nicke eifrig und merke an, dass Ordnung in der heutigen Zeit sehr wichtig ist.
08.30 Uhr Nachdem ich meine Glieder gelockert habe, kehre ich in die gute Stube zurück und fülle Trockenfutter in Hund Dixons Napf. Ausserdem stelle ich die Kaffeemaschine ein und verabschiede mich dann in die Nasszelle.
09.00 Uhr Während ich die Seele bei einem prima Wirbelbad baumeln lasse, lausche ich dem Programm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und vernehme, dass George Strait morgen ein neues Studioalbum unter dem Titel “Honky Tonk Time Machine” veröffentlichen wird. Weil ich handgemachte Landmusik sehr zu schätzen weiss, nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und lasse es mir nicht nehmen, das besagte Werk auf Amazon vorzubestellen. Prompt erhalte ich eine elektronische Depesche und erfahre, dass die Kompaktscheibe am Erscheinungstag geliefert werden wird – das klappt wieder wie am Schnürchen.


George Strait – Honky Tonk Time Machine

10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten beende ich das Waschvergnügen und werfe mich pfeifend in Schale. Im Anschluss kehre ich in die Küche zurück und richte mir die wichtigste Mahlzeit des Tages an. Zudem köpfe ich eine Flasche Cristal Schaumwein und lösche meinen Durst mit einem grossen Schluck Sprudelwein – das tut gut.
10.30 Uhr Just als ich in eine geröstete und fingerdick mit Butter bestrichene Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) beisse, bimmelt plötzlich das Telefon und ich sehe mich genötigt, mit Edelbert plaudern zu müssen. Der gute Mann kommt auf das Mittagessen zu sprechen und meint, dass wir ins neueröffnete “Parmesan Pete’s” Gasthaus einkehren könnten. Als Prof. Kuhn auf Georg und Maria zu sprechen kommt, falle ich ihm ins Wort und informiere, dass meine Verwandten einen Ausflug zum Indianerkasino in Immokalee unternehmen. Trotz alledem kommen wir überein, dass wir uns gegen Mittag im Stadtzentrum treffen sollten – was kann es schöneres geben.
11.00 Uhr Um nicht zu spät zu kommen, leere ich den Sektkelch und rufe den Vierbeiner auf, von seinem quietschenden Spielzeug abzulassen und mir zum Chevrolet zu folgen. Der Rüde kommt der Aufforderung anstandslos nach und wir krusen als erstes zu einer MOBIL Tankstelle, um 20 Gallonen Premium Benzin in den Tank des PS-strotzenden SUV laufen zu lassen – was das wieder kostet.


Ich fülle Premium Benzin in den Tank

11.45 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt treffe ich in der Innenstadt ein und parke das Auto direkt vor Edelberts Wohnadresse an der 5th Strasse. Mein Bekannter lässt nicht lange auf sich warten und nimmt sich das Recht heraus, meinem Haustier über den Kopf zu streicheln. Danach vertreten wir uns die Beine und Edelbert schlägt vor, dass wir vor dem Essen in eine “Barnes & Noble” Buchhandlung gehen sollten. Ich stimme zu und werde Zeuge, wie sich mein Begleiter den 300 Seiten starken Roman “The Right Side of History” (löblich: Die richtige Seite der Geschichte) aus einem Regal fischt. Darüber hinaus lerne ich, dass Ben Shapiro in diesem Buch die westliche Zivilisation scharf kritisiert und die Behauptung aufstellt, dass wichtige Werte wie Menschenrechte, Frieden und künstlerische Schönheit heutzutage kaum noch gefragt sind. Während ich mit den Schultern zucke, ballt der schlaue Mann seine Faust und beteuert, dass wir uns gegen die progressive Politik der autoritären Regierenden zur Wehr setzen müssen – jaja.


Ben Shapiro – The Right Side Of History

12.30 Uhr Nachdem Edelbert das Buch gekauft hat, spazieren wir zum Italiengasthaus und nehmen einen Fenstertisch in Beschlag. Eine beschürzte Kellnerin versorgt uns mit den Tageskarten und empfiehlt, hausgemachte Tagliatelle an Senfsauce zu kosten. Ich schlage den Ratschlag jedoch in den Wind und ordere kurzerhand ein vitaminreiches T Bone Steak mit Folienkartoffel. Edelbert folgt meinem Beispiel und entscheidet sich ausserdem für einen bunten Beilagensalat.
13.00 Uhr Während wir es uns schmecken lassen, bringt mein Tischnachbar das Wochenende ins Spiel und sagt, dass es eine Gaudi wäre, meine Familie zu einem lustigen Grillabend einzuladen. Ich werde sogleich hellhörig und versichere, dass ich morgen mit Georg telefonieren werde – das wird eine Gaudi.
14.00 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Espressos abgeschlossen haben, brechen wir zu einem lustigen Stadtbummel auf. Wir folgen tratschend der 5th Avenue gen Westen und registrieren, dass die Gewerbetreibenden derzeit mit unschlagbaren Frühlingsrabatten locken – das ist ja allerhand.
15.00 Uhr Zurück am Auto, wünsche ich dem Professor einen schönen Nachmittag. Danach hüpfe ich winkend in den Suburban und kruse radiohörend nach Hause – da kommt besonders grosse Freude auf.
15.45 Uhr Kurz vor dem Vieruhrläuten, falle ich erschöpft aufs Kanapee und lege die Beine hoch. Alsbald döse ich ein und sehe mich im Traum in die kanadische Kleinstadt Gilford Beach versetzt.
17.00 Uhr Nach der Pause rufe ich das Amazon Musikabspielgerät ECHO auf, die kleine Villa mit stimmungsvoller Dolly Parton Musik zu beschallen. Zudem bereits ich unter Dixons fordernden Blicken das Abendessen vor und brate gesunde Fischstäbe im heissen Fett heraus. Dazu gibt es vitaminreiches Karottengemüse sowie Bratkartoffeln mit Zwiebelringen – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich sorge in der Küche für Sauberkeit und setze mich dann in die gute Stube, um in Hund Dixons Beisein die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, nehme ich mit dem AMAZON Serienangebot Vorlieb und gebe mich dem Fernsehspiel “The Widow” (löblich: Die Witwe) hin. Die Eigenproduktion handelt von einer verzweifelten Frau, die das geheimnisvolle Verschwinden ihres Ehemannes im Kongo aufklären möchte – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach der vierten Episode betätige ich gähnend den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der neumodischen Fernbedienung und scheuche den Vierbeiner ein letztes Mal in den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.