6. Februar 2019 – Italienische Schmankerl

08.00 Uhr Ein neuer Morgen bricht an und ich lese auf dem Wandkalender, dass uns heute der sechste Mittwoch des Jahres bevorsteht. Weil Frau Gomez bald vorbeikommen wird, hüpfe ich aus dem Bett und absolviere auf der schattigen Terrasse die Morgengymnastik.
08.30 Uhr Nachdem ich meine Glieder gestählt und Hund Dixon einen Kauknochen ins Maul gesteckt habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle. Ich lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln und zögere nicht, bei Georg und Maria im Lowbank Drive anzurufen. Natürlich frage ich meinen Bruder bezüglich seines anstehenden Ausflugs aus und bringe heraus, dass meine Verwandten im Laufe des Vormittages in die Everglades krusen und dort bis zum Wochenende bleiben werden – das kann ja heiter werden.


Die Verwandten krusen in die Everglades

09.30 Uhr Redlichst erfrischt steige ich aus der Wirbelbadewanne und ziehe eine modische Bermudahose sowie ein legeres T Hemd mit FOREIGNER Aufdruck an. Danach eile ich in die Küche und freue mich, meine staubwischende Zugehfrau anzutreffen. Frau Gomez wünscht mir einen schönen Morgen und plappert, dass sie es sich heute zur Aufgabe machen wird, die Regale zu säubern und den Wohnzimmerläufer auszuklopfen. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich währenddessen zu Bob’s Liquor Store krusen und gesundes Bier einkaufen werde.
10.15 Uhr Nachdem ich die wichtigste Mahlzeit des Tages erzehrt habe, werfe ich prüfende Blicke in den Eiskasten und bemerke, dass nicht nur der Bier- sondern auch der Sektvorrat langsam zur Neige geht. Um nicht auf dem Trocknen zu sitzen, klatsche ich in die Hände und fordere Dixon auf, mich zum Chevrolet zu begleiten.


Kein Bier im Eiskasten

10.30 Uhr Bevor ich losfahre, verabschiede ich mich von Frau Gomez und beauftrage sie, das Bett frisch zu beziehen und meine Schmutzwäsche zu waschen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, erreiche ich mein Ziel und kann das Alkoholgeschäft meiner Wahl betreten. Ich wünsche Herrn Bob einen schönen Morgen und lasse ihn wissen, dass ich bayerisches Weissbier sowie süffiges Budweiser benötige. Der gute Mann freut sich über meinen Besuch und sagt, dass er erst in der vergangenen Woche ein dunkles Bier aus dem Hause Paulaner hereinbekommen hat. Obgleich ich das sogenannte “Ur-Dunkle” nicht kenne, schnappe ich mir eine Kiste und wähle dazu zwei Sechserpacks Budweiser aus. Darüber hinaus tratsche ich angeregt mit dem Alkoholfachmann und lerne, dass er derzeit beschäftigt ist, seine Bilanzen auf Vordermann zu bringen – wie furchtbar.
12.15 Uhr Um 70 Dollars ärmer, verlasse ich das Fachgeschäft und fassen den Entschluss, das Mittagessen im zweieinhalb Meilen entfernten “Napoli Restaurant” einzunehmen. Ruckzuck helfe ich Dixon auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV und gleite zufrieden von dannen.


Ich beisse kraftvoll zu

12.45 Uhr Hungrig und durstig schleppe ich mich mit dem Vierbeiner im Schlepptau in das gutbesuchte Gasthaus und nehme einen schönen Fenstertisch mit Aussicht in Beschlag. Um nicht Hunger leiden zu müssen, winke ich einer Kellnerin zu und ordere eine vitaminreiche Lasagne mit Beilagensalat – schmeckt gar nicht schlecht.
13.30 Uhr Nachdem ich die Rechnung beglichen und weitere 30 Dollars ausgegeben habe, trete ich die Heimreise an. Mit vollem Magen klemme ich mich hinters Lenkrad und beschleunige den SUV auf schwindelerregende 30 Meilen pro Stunde – das macht Spass.
14.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und finde die kleine Villa ordentlich aufgeräumt vor. Während der Rüde im Garten zurückbleibt, mache ich es mir in der klimatisierten Stube bequem und döse prompt ein.
15.00 Uhr Nach dem Päuschen fülle ich meinen Kaffeebecher mit brühfrischem Bohnentrunk auf und ziehe es vor, am Schreibtisch Platz zu nehmen und Anschnur zu gehen. Während Hund Dixon unentwegt kläfft und mit dem Nachbarhund spielt, studiere ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stelle fest, dass es die Jugend während der Faschingszeit besonders bunt treiben – wo soll das noch hinführen.
16.00 Uhr Nachdem ich zahlreiche Depeschen abgesendet habe, gehe ich von der Leine und leiste den Vierbeinern an der frischen Luft Gesellschaft. Während Joey und Dixon herumtollen, wippe ich in der Hollywoodschaukel hin und her und blättere ich in der Tageszeitung, um das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite zu lösen.
17.00 Uhr Da sich dunkle Wolken vor der Sonne schieben, kehre ich in die Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich zaubere im Handumdrehen schmackhafte Sandwiches (löblich: Wurstbrote) und vergesse auch nicht, den Teller mit Gewürzgurken aus dem Glas zu verzieren – das keusche Auge isst bekanntlich stets mit.
18.00 Uhr Als die geschmackvolle Wanduhr sechs mal schlägt, mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und fröne den Nachrichten auf FOX. Unter anderem lerne ich, der aus Jamaika stammende Musikant Bob Marley just heute seinen 74. Geburtstag feiern würde – das soll mir auch Recht sein

19.00 Uhr Zur Hauptsendezeit nehme ich mit dem NETFLIX Angebot Vorlieb und erfreue mich an der englischen Filmproduktion “Billy Elliot”. Der abendfüllende Spielfilm aus dem Jahre 2000 handelt von einem Buben (12), der dem Ballett verfallen ist – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach einhundertzwanzig Minuten betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.