22. Juni 2018 – Tschillige Stunden am azurblauen Ozean

08.00 Uhr Ich werde durch das Piepen meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) geweckt und habe das grosse Vergnügen, auf WhatsApp lustige Bilder meiner Verwandten bestaunen zu können. Natürlich mache ich grosse Augen und bringe heraus, dass Georg und Maria gestern Abend in Fort Lauderdale eingetroffen sind und sich heute das weltbekannte “Stranahan House” in der Innenstadt ansehen wollen. Ich werde sogleich hellhörig und erfahre auf Anfrage, dass das besagte Gebäude anno 1901 von einem Geschäftsmann erbaut wurde und den Handel mit den Seminolen Indianer erleichtert sollte – das soll mir auch Recht sein.


Die praktische Schwarzbeere

08.30 Uhr Nachdem Georg vom bevorstehenden Konzertspektakel der Pop-Combo “Hall & Oates” am Sonntag berichtet hat, beende ich das Telefonat und schwinge mich aus dem Wasserbett. Ruckzuck eile ich an die frische Luft und läute den 173. Tag des gregorianischen Kalenders mit der Morgengymnastik ein – wer rastet, der rostet.
09.00 Uhr Weil ich aus dem Schwitzen gar nicht mehr herauskomme, verabschiede ich mich spornstreichs ins Bad und lasse die Wanne mit lauwarmen Wasser volllaufen. Nebenher telefoniere ich mit dem Professor und stelle klar, dass ich keine wichtigen Termine im Kalender stehen habe und gerne einen Spaziergang unternehmen möchte. Der schlaue Mann willigt prompt ein und sagt, dass er gegen halb 11 Uhr am “Delnor Wiggins State Park” sein wird.
10.00 Uhr Um die wichtigste Mahlzeit des Tages nicht alleine einnehmen zu müssen, statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und lade mich selbst zum Frühstück ein. Frau Pontecorvo versorgt mich mit brühfrischem Kaffee und leckeren Pfannkuchen und lotet aus, ob ich sie in die Stadt begleiten möchte. Natürlich schüttle ich mit dem Kopf und merke an, dass ich mit Edelbert am Golf verabredet bin. Meine Bekannte klatscht freudig in die Hände und sagt, dass sie ihre Pläne über den Haufen werfen und kurzerhand mitkommen wird – das kann ja heiter werden.
10.45 Uhr Wenig später lotse ich Frau Pontecorvo zum Chevrolet und lasse es mir nicht nehmen, Hund Dixon auf die Ladefläche zu helfen. Im Anschluss presche mit quietschenden Pneus von dannen und freue mich auf tschillige Stunden am azurblauen Ozean – was kann es schöneres geben.


Tschillige Stunden am Strand

11.30 Uhr Nach einer entspannten Reise erreichen wir endlich unser Ziel und freuen uns, Edelbert per Handschlag begrüssen zu können. Der Professor zieht genüsslich an einer qualmenden Zigarre und beteuert, dass es ein grosser Spass ist, sich die müden Beine am Golf von Mexiko zu vertreten – das kann man laut sagen.
12.15 Uhr Um nicht Hunger leiden zu müssen, kehren wir in ein Strandgaststätte ein und nehmen am Tresen platz. Nach wenigen Sekunden meldet sich der Schankknecht zu Wort und möchte wissen, ob wir unsere trocknen Kehlen ölen möchten. Wir nicken einstimmig und ordern ausserdem panierte Red Snapper (löblich: Rote Schnapper) Filets mit Eisbergsalat und Kartoffelstäben – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
12.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert an den anstehenden Besuch meiner Mieterin zu sprechen und erkundigt sich, ob meine Verwandten bis dahin ausser Landes fliegen werden. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass es Maria kaum noch erwarten kann, Sandra in ihre Arme zu schliessen. Mein Tischnachbar kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und meint, dass mit der Maid nicht gut Kirschen essen ist – wie wahr.
13.30 Uhr Nach der Jause hole ich meine prallgefüllte GOLDEN HEAD Geldbörse hervor und begleiche die Rechung aus der eigenen Tasche. Meine Begleiter bedanken sich artig und sichern zu, sich bald zu revanchieren. Anschliessend setzen wir unsere Wanderung fort und plaudern angeregt über die politische Lage in der Welt.
14.30 Uhr Um keinen Hitzeschlag zum Opfer zu fallen, treffen wir zeitnah an den Autos ein. Ich wische mir über die nasse Stirn und erkläre Prof. Kuhn, dass ich nun Frau Pontecorvo sicher in den Willoughby Drive zurückbringen werde. Edelbert wünscht mir einen schönen Nachmittag und verspricht, dass er mich am Wochenende zum Frühstück ins “Cafe Luna” ausführen wird – das hört man gerne.


Mein Zuhause unter Palmen

15.15 Uhr Zurück in der kleinen Villa, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und wünsche Frau Pontecorvo alles Gute. Danach schleppe ich mich mit letzter Kraft in die klimatisierte Stube und falle erschöpft aufs Sofa.
16.15 Uhr Leider wird die Ruhe nach wenigen Augenblicken durch Dixon gestört. Als ich mir den Schlaf aus den Augen reibe, bemerke ich, dass sich der Nachbarshund im Garten tummelt. Um den Vierbeinern eine kleine Freude zu bereiten, schleudere ich einen Tennisball zum Teich und kredenze ihnen ausserdem gesunde Kauknochen.
17.00 Uhr Nachdem ich die Rüden beim Herumtollen beobachtet habe, eile ich mit schnellen Schritten in die Küche und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Weil ich auf meine schlanke Linie achten muss, nehme ich mit einem im Butterschmalz herausgebratenem Schnitzel sowie vitaminreichen Kartoffelspalten Vorlieb – das schmeckt.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Nach der Hausarbeit stecke ich die Beine im Wohnzimmer aus und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Während das Bier in Strömen fliesst, informiere ich mich aus erster Hand und lerne, dass in Mexiko gut ein Dutzend Menschen während einer Schiesserei verfeindeter Drogenkartelle verletzt wurden – wie schrecklich.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, betätige ich die NETFLIX Taste auf der neumodernen Fernbedienung und erfreue mich am sehenswerten Kriminalfilm “El Camino Christmas”. Die Eigenproduktion aus dem vergangenen Jahr handelt von einem unbescholtenen Mann, der im abgelegenen Wüstennest El Camino seinen Vater sucht. Dummerweise wird er von der örtlichen Polizei für einen Drogenverkäufer gehalten und in eine Schiesserei verwickelt – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und putze mir die Zähne. Danach lösche ich sämtliche Lichter und wünsche Dixon süsse Träume. Gute Nacht.