08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie David mit Hund Dixon am Lake Simcoe herumtollt. Da Morgenstund’ sprichwörtlich Gold im Mund hat, stehe ich augenblicklich auf und geselle mich zu meinem Grossneffen. Der Bube wirft dem Rüden einen verdörrten Tannenzapfen zu und plappert, dass er sich gleich ins kühle Nass stürzen und mit seiner Wasserpistole spielen wird – das hört man gerne.
08.45 Uhr Nachdem ich Dixons Fell gebürstet habe, ziehe ich mich ins Gästebadezimmer zurück und lasse die Seele bei einem Brausebad baumeln. Nebenher mache ich mir meine eigenen Gedanken und ringe mich dazu durch, heute ebenfalls einen ruhigen Tag einzulegen – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
Hund Dixon spielt mit David
09.30 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten stapfe ich mit dem praktischen KINDLE Lesegerät zum Haupthaus und nehme entspannt am Küchentisch Platz. Wie es sich gehört, wünsche ich meinen Verwandten sowie dem Professor einen schönen Morgen und merke an, dass ich den Tag lesend verbringen werde. Georg pfeift laut und wirft ein, dass er gleich mit dem Motorboot in See stechen und zur Mündung des West Holland Rivers krusen wird. Ich zucke mit den Schultern und labe mich an vitaminreichen KELLOGGS Zerealien – schmeckt gar nicht schlecht.
10.15 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit folge ich meinem Bruder zum Steg und nehme sein Yamaha Motorboot argwöhnisch in Augenschein. Währenddessen präsentiert Georg seine Angelutensilien und beteuert, dass es viel Spass bereitet, über den Lake Simcoe zu schippern und Fische zu fangen – papperlapapp.
Mein Bruder will angeln
11.00 Uhr Nachdem Edelbert und James zugestiegen sind, startet mein Bruder den Motor und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er am frühen Nachmittag mit reicher Beute zurück sein wird. Ich mache schnell kehrt und leiste Maria und Amanda in der klimatisierten Küche Gesellschaft. Während die Damen die Spülmaschine mit schmutzigen Geschirr bestücken, rufe ich kurzentschlossen bei Frau Pontecorvo im fernen Naples an. Meine Nachbarin freut sich sehr und möchte wissen, wann ich in den Sonnenscheinstaat zurückkehren werde. Ich seufze laut und entgegne, dass ich noch eine Woche in Kanada bleiben werde.
11.30 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, strebe ich mit schnellen Schritten nach draussen und lasse mich in einen Liegestuhl fallen. Darüber hinaus nehme ich das KINDLE Lesegerät in Betrieb und halte auf dem weltgrössten Anschnurmarktplatz nach Neuerscheinungen Ausschau. Alsbald werde ich auf ein Sachbuch des angesehenen Politikwissenschaftlers Dr. Rolf Peter Sieferle mit dem Titel “Das Migrationsproblem: Über die Unvereinbarkeit von Sozialstaat und Masseneinwanderung” aufmerksam. Weil mich das Thema brennend interessiert, fackle ich nicht lange und lade mir die 136seitige Pamphlet herunter – da kommt besonders grosse Freude auf
Rolf Peter Sieferle – Das Migrations-Problem
12.15 Uhr Während David ausgelassen planscht und Dixon mit Wasser bespritzt, überfliege ich die ersten Seiten und komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Dr. Sieferle geht mit der Bundesregierung hart ins Gericht und deckt das Fehlverhalten hochrangiger Politiker sowie Medienvertreter auf. Zudem behauptet der gute Mann, dass sich in Deutschland eine breite Gesinnungsfront formiert hat, die das gesamte im Bundestag vertretene politische Spektrum sowie auch den grössten Teil der Medienindustrie umfasst – dem ist nichts hinzuzufügen.
13.00 Uhr Missmutig kehre ich ins kühle Haus zurück und erkundige mich bei Amanda, wann das Mittagessen aufgetischt wird. Das junge Ding zuckt mit den Schultern und sagt, dass sie nun mit David und Maria im Lake Simcoe baden wird. Bevor ich Widerworte findet, drückt mir das Mädchen ein Messer in die Hand und animiert mich, mir selbst ein Wurstbrot zuzubereiten – das ist wieder typisch.
14.00 Uhr Just als ich an den See zurückkehre, tuckert plötzlich Georgs Boot ein. Ich begrüsse die lieben Leute herzlich und höre, dass sie kein Glück beim Angeln hatten. Mein Bruder späht nölend in den wolkenlosen Himmel und sagt, dass bei diesem heissen Wetter keine Forellen anbeissen wollten – das ist mir Wurst.
14.45 Uhr Während Georg das Motorboot antaut, reiche ich Edelbert das Lesegerät und erzähle, dass ich mir ein Sachbuch über die Massenimmigration zugelegt habe. Der schlaue Mann wird prompt hellhörig und lässt es sich nicht nehmen, das Werk eingehend zu studieren. Währenddessen lasse ich kein gutes Haar an Angela Merkel und unke, dass Deutschland angesichts des hohen Ausländerzustroms bald vor dem finanziellen Kollaps stehen wird.
Kanada ist prima
15.30 Uhr Wenig später setzt sich Georg zu uns und erinnert, dass Kanada nur wenige Ausländer ins Land lässt und diese nach Bedarf auswählt. Ich schlage in die gleiche Kerbe und unterbreite, dass der unkontrollierte Zustrom von Flüchtlingen in die Bundesrepublik den deutschen Sozialstaat vor massive Probleme stellen wird. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, tippe ich auf das elektronische Lesebuch und rechne vor, dass ein Asylant Kosten in Höhe von 13.000 Euros pro Jahr verursacht – das ist ja allerhand.
16.30 Uhr Als James Holzkohle in den Grill füllt, beenden wir die hitzige Diskussion und gehen Maria in der Küche zur Hand. Während Edelbert und David einen gemischten Salat zaubern, schneide ich ein französisches Langbrot in Scheiben und beauftrage Georg, den guten Rotwein aus dem Kühlschrank zu holen.
Wir schlürfen Rotwein
17.15 Uhr Bei angenehmen Temperaturen machen wir es uns auf der Terrasse bequem und erfreuen uns an köstlichen T Bone Steaks (löblich: T Knochen Schnitzel) mit Bratkartoffeln. Nebenher lauschen wir dem Musikprogramm eines örtlichen Radiosenders und spülen unsere trocknen Hälse mit süffigem Rebentrunk durch.
18.30 Uhr Ein schöner Abend neigt sich langsam seinem Ende zu. Weil immer mehr Mücken um uns herumschwirren, verlagern wir unser Zusammensein in die gute Stube und schauen fern. Unter anderem folgen wir den Abendnachrichten und machen uns über die Sonnenfinsternis am 21. August schlau.
19.00 Uhr Nachdem sich David in sein Zimmer verabschiedet hat, nehmen wir mit dem NETFLIX Programm Vorlieb und geben uns weiteren Folgen der sehenswerten Serie “Ozark” hin – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel reiche ich die neumoderne Fernbedienung an Georg weiter und lege mich schlafen. Gute Nacht.