29. Juni 2017 – Starkregen

08.00 Uhr Ich werde durch eigenartige Geräusche geweckt. Als ich mir die Augen reibe und neugierig aus dem Fenster spähe, werde ich Zeuge, wie ein tosender Wolkenbruch niedergeht – wie unlöblich.
08.30 Uhr Während der Starkregen gegen die Fenster prasselt, stecke ich Dixon einen Kauknochen ins Maul und verabschiede mich in die Nasszelle. Wie es sich gehört, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad und nutze die Ruhe, um mit Georg zu telefonieren. Trotz des garstigen Wetters legt mein Bruder beste Laune an den Tag und berichtet, dass er sich entschlossen hat, am 12. Juli nach Kanada auszufliegen. Ferner erfahre ich, dass meine Verwandten den Hochsommer mit den Kindern am Lake Simcoe verbringen und spätestens im Oktober nach Naples zurückkehren wollen. Ich gebe mich deprimiert und merke an, dass es eine Gaudi wäre, mit nach Toronto zu kommen und die Seele für mehrere Wochen in Gilford Beach baumeln zu lassen. Georg ist begeistert und animiert mich, noch heute einen Flug zu buchen.


Meine Verwandten fliegen bald nach Kanada

09.30 Uhr Ordentlich gereinigt steige ich aus der Wanne und nehme mir das Recht heraus, an die Leine zu gehen und auf Expedia.com die Flugpreise eingehend zu studieren. Leider wird mir schnell klar, dass eine kurzfristige Buchung ein kleines Vermögen verschlingen würde – wie schade.
10.00 Uhr Just als ich mich am Küchentisch niederlasse und die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehme, lässt der Regen endlich nach. Weil es Dixon kaum noch erwarten kann, im Garten zu spielen, öffne ich spornstreichs die Terrassentüre und halte den Rüden an, sich vom Teich fernzuhalten. Danach giesse ich mir etwas Kaffee nach und rufe kurzerhand beim Professor an. Als sich Edelbert nach dem dritten Tuten meldet, komme ich auf Georg und Marias Abflug in der übernächsten Woche zu sprechen und stelle klar, dass wir die lieben Leute mit einer Grillfeier verabschieden sollten. Mein Bekannter zeigt sich einverstanden und erinnert, dass wir auch am 4. Juli ein Barbecue ausrichten sollten. Ich nicke eifrig und verspreche, alsbald mit Frau Pontecorvo zu sprechen und die Planungen für eine rauschende Independence Day (löblich: Unabhängigkeitstag) Feier voranzutreiben – wie aufregend.


Bald wird der 4. Juli gefeiert – wie aufregend

10.45 Uhr Mit vollem Magen eile ich nach nebenan und treffe Frau Pontecorvo in ihrem Schlafzimmer an. Während die Alte das Bett bezieht, verweise ich auf den wichtigsten amerikanischen Feiertag und erwähne, dass ich mich als Grillmeister beweisen werde. Meine Nachbarin seufzt laut und vertellt, dass sie morgen in Richtung Jacksonville aufbrechen und ihre Freundin Blanche besuchen wird – wie schade.
11.30 Uhr Nachdem wir ausgiebig geplaudert haben, kehre ich mit hängendem Kopf zur kleine Villa zurück und bin überrascht, an der Pforte Georg und Maria anzutreffen. Mein Bruder hält mir eine fetttriefende Papiertüte unter die Nase und sagt, dass er ein extraordinäres Mittagessen bei “Dragon Palace” (löblich: Drachenpalast) besorgt hat.
12.00 Uhr Während wir uns die chinesischen Spezialitäten schmecken lassen, komme ich auf meine Internetzrecherche zu sprechen und verdeutliche, dass ich finanziell nicht in der Lage bin, einen Flug nach Kanada zu buchen. Trotz alledem blicke ich positiv in die Zukunft und freue mich , meine Verwandten im Herbst wiederzusehen. Georg schenkt mir ein Lächeln und informiert, dass wir im Oktober auch Robert Pfaffenberg samt Ehefrau in Naples begrüssen werden – das ist phantastisch.
13.00 Uhr Nach der Brotzeit hole ich drei Bier aus dem Eiskasten und lade die Gäste ein, mir auf der Terrasse Gesellschaft zu leisten. Wir stossen mit den Flaschen redlichst an und vereinbaren, dass wir am Sonntag zum Markt krusen sollten, um Grillfleisch für die anstehende Feier zu besorgen – darauf freue ich mich jetzt schon.
14.00 Uhr Nachdem meine Verwandten das Weite gesucht haben, bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und döse schnell ein. Schon bald sehe ich mich im Traum nach Kalifornien versetzt und sehe mich in einem PS strotzenden Mietwagen durch San Franzisko rasen – das war ein Spass.


Ich träume von San Franzisko

15.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und setze mich an den Schreibtisch. Da der Postkasten überquillt, sehe ich mich genötigt, Hilferufe besorgter Eltern zu studieren und Ratschläge am laufenden Band zu erteilen.
15.30 Uhr Just als ich die Depesche eines 56jährigen Frührentners aus Berlin überfliege, kommt Hund Dixon von seinem Ausflug zurück. Ich mache grosse Augen und ärgere mich, weil der Vierbeiner seine Pfoten im Matsch gebadet hat. Weil mir Hygiene sehr am Herzen liegt, packe ich den Frechdachs am Halsband und mache es mir zur Aufgabe, ihn im Garten mit dem Wasserschlauch sauber zu spritzen.
16.15 Uhr Nachdem ich den Wohnzimmerboden gewischt habe, giesse ich mir ein weiteres Bier hinter die Binde und rufe kurzentschlossen bei Prof. Kuhn an. Mein Bekannter wünscht mir einen guten Tag und erzählt, dass er die Nachmittagsstunden ausgenutzt hat, um die Silikonfugen in seinem Bad zu erneuern – wie schön.
17.00 Uhr Zum Abschluss des Tages mache ich mich in der Küche nützlich und brate in gesundem Butterschmalz ein vitaminreiches T-Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) heraus. Dazu gibt es eine Portion Erbsen sowie Kartoffelspalten aus dem heimischen Backofen – wie gut das duftet.


Ein Schnitzel ist sehr vitaminreich

18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl mache ich es mir in der Wohnstube bequem und fröne den Abendnachrichten auf FOX. Nebenher öffne ich eine Packung Lays Kartoffelchips und komme aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr heraus.
19.00 Uhr Zur Prime Time wechsle ich auf HBO und habe das Vergnügen, eine englische Serie mit dem Titel “The Enfield Haunting” zu sehen. Das dreiteilige Fernsehspiel beruht auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte einer Familie, deren Haus von einem garstigen Poltergeist heimgesucht wird – wie unheimlich.
21.15 Uhr Nach der letzten Episode schalte ich die Glotze aus und unternehme mit dem Vierbeiner einen kleinen Rundgang durch den Garten. Im Anschluss lösche ich das Licht und gehe schnell zu Bett. Gute Nacht.