21. November – Village on Venetian Bay

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08.00 Uhr Die 47. Woche bricht an und ich erinnere mich, dass am Donnerstag Thanksgiving (löblich: Erntedank) gefeiert wird. Ich reibe mir die Hände und lasse Dixon wissen, dass wir bereits am vergangenen Donnerstag Lebensmittel für das Fest besorgt haben. Der Vierbeiner macht grosse Augen und animiert mich, ihn in den Garten hinaus zu lassen – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert habe, kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und rufe bei Prof. Kuhn an. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und vertellt, dass er gleich Frau Brandie Cream zum Frühstück treffen wird. Als mich der gute Mann zu einer gemeinsamen Jause im “Cafe Luna” einlädt, winke ich prompt ab und merke an, dass ich heute einen ruhigen Tag in der kleinen Villa verbringen werde.

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Die kleine Villa in Naples, FL

09.00 Uhr Anschliessend eile ich ins Bad, um die Wanne mit Wasser aufzufüllen. Dummerweise bimmelt schon bald die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und ich habe die zweifelhafte Ehre, mit Frau Pontecorvo tratschen zu müssen. Die Alte von nebenan wünscht mir einen guten Morgen und setzt mich darüber in Kenntnis, dass das “Village on Venetian Bay” Einkaufszentrum derzeit mit unschlagbaren Weihnachtsrabatten lockt. Ferner kommt die kleine Frau auf meine Thanksgiving Einladung zu sprechen und meint, dass es angebracht wäre, eine herbstliche Tischdecke für wenig Geld einzukaufen – das ist eine hervorragende Idee.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 10 zugeht, hüpfe ich aus der Wanne und brühe mit dem futuristischen DeLonghi Vollautomaten kräftigen Bohnenkaffee auf. Ausserdem verzehre ich gesunde KELLOGGS Maisflocken und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit ROYAL CANIN Trockenfutter aufzufüllen – wie gut das duftet.
10.30 Uhr Redlichst gestärkt beende ich die Brotzeit und eile nach nebenan, um Frau Pontecorvo abzuholen. Meine Nachbarin kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und sagt, dass sie den Abstecher in das Einkaufsparadies nutzen wird, um eine neue Batterie in ihre Armbanduhr einsetzen zu lassen. Ich nicke eifrig und stelle klar, dass wir anschliessend in der “Bayside Seafood Grill & Bar” Wirtschaft zu Mittag essen könnten.
10.45 Uhr Wenige Minuten später sitzen wir im geräumigen Chevrolet und rasen zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik gen Westen davon – was kann es schöneres geben.
11.30 Uhr Nachdem wir uns fünfundvierzig Minuten lang durch den zähfliessenden Stadtverkehr gequält haben, erreichen wir endlich das Schoppingareal und können den SUV auf dem Kundenparkplatz abstellen. Völlig entnervt nehme ich den Vierbeiner an die Leine und folge Frau Pontecorvo in die überlaufene Mall. Natürlich lotst mich die Dame spornstreichs in einen “Tommy Bahama” Kleidermarkt und meint, dass mir ein neues Hemd gut zu Gesicht stehen würde. Ich schüttle entschieden den Kopf und erwidere, dass mir leider das nötige Kleingeld für eine neue Garderobe fehlt.
12.30 Uhr Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, mache ich kehrt und suche mit meiner Nachbarin ein Uhrengeschäft auf. Meine Begleiterin streift ihren Chronographen vom Handgelenk und bittet den Verkäufer, die Batterie auszutauschen. Bei dieser Gelegenheit nehme ich die feilgebotenen Uhren in Augenschein und habe das Vergnügen, das nagelneue “ROLEX Datejust 41” Modell in der Auslage zu sehen – sieht wirklich prima aus.

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Ich esse ein gesundes Schnitzel

13.00 Uhr Dreissig Minuten später finden wir uns im “Bayside” Gasthaus wieder und lassen uns an einem Tisch mit Ausblick auf die Inner Doctors Bucht nieder. Ein hochnäsiger Kellner lässt nicht lange auf sich warten und nimmt die Bestellung auf. Während sich meine Tischnachbarin für gedünstete Calamari (löblich: Tintenfische) entscheidet, ordere ich kurzerhand ein saftiges Porterhouse Steak mit Kartoffeln und Gemüse.
14.00 Uhr Als ich mit dem Besteck klappere, löchert mich Frau Pontecorvo mit Fragen und ich sehe mich genötigt, Einzelheiten bezüglich der Wohnmobilüberführung im Januar preiszugeben. Obgleich ich der kleinen Frau keine Rechenschaft schuldig bin, plaudere ich aus dem Nähkästchen und gebe bekannt, dass wir im neuen Jahr Georgs Campingbus von Toronto nach Naples überstellen müssen. Zudem verrate ich, dass ich mit Sandra und Edelbert im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) einen Zwischenstopp einlegen werde – das wird phantastisch.

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Bald bin ich im grossen Apfel

15.00 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Schaumkaffees abgerundet haben, schlendern wir weiter durch das Kaufhaus und kommen überein, dass wir in den angesagten Boutiquen keine preiswerte Tischdecke finden werden. Ich seufze laut und ziehe es vor, den Ausgang anzusteuern und Hund Dixon auf die Ladefläche des SUVs zu hieven.
15.45 Uhr Nachdem ich meine Nachbarin per Handkuss verabschiedet habe, stosse ich die Haustüre auf und falle erschöpft aufs Kanapee. Hund Dixon macht es sich währenddessen auf dem Orientteppich bequem und freut sich, mit einem Spielzeug quietschen zu können – gleich platzt mir der Kragen.
16.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und schenke mir ein köstliches Weissbier ein. Danach mache ich mich in der Küche nützlich und backe eine leckere Thunfischpizza im Ofen auf – schon jetzt läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

thunfischpizza
Auch eine Pizza ist sehr vitaminreich

18.00 Uhr Nachdem ich die italienische Nationalspeise verzehrt und in der Küche für Ordnung gesorgt habe, lege ich in der guten Stube die Beine hoch. Wie es sich gehört, folge ich interessiert den FOX Nachrichten und mache mich über die politischen Geschehnisse im Lande schlau. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und kündige an, dass ich ihn morgen in der Stadt besuchen werde.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf NETFLIX und erfreue mich an der Seifensendung “Unbreakable Kimmy Schmidt”. Das mehrteilige Fernsehspiel handelt von einer 29jährigen Dame, die 15 Jahre in den Fängen einer Sekte zubringen und in einem düsteren Bunker leben musste – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach vier Episoden schalte ich den neumodernen Farbfernseher kopfschüttelnd aus und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.