08.00 Uhr Auch am fünfzehnten Tag des noch jungen Jahres schwinge ich mich voller Elan aus dem Bett. Weil Dixon auch schon auf den Beinen ist, öffne ich die Terrassentüre und fordere den Rüden auf, Nachbarshund Joey einen Besuch abzustatten – da kommt besonders grosse Freude auf.
Hund Dixon ist brav
08.30 Uhr Nachdem ich einen Purzelbaum geschlagen habe, rufe ich bei Edelbert an und erkundige mich nach dem Rechten. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und informiert, dass er gleich zum PUBLIX Supermarkt krusen wird. Ich nicke eifrig und erwidere, dass Georg und Maria im Laufe des Vormittags auf Herrn Wonglers Yacht zu den Ten Thousand Islands (löblich: 10.000 Inseln) schippern werden. Der Professor lacht laut und unkt, dass er alte Knacker höchstwahrscheinlich die Kontrolle über sein Boot verlieren und in Seenot geraten wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe zu Protokoll, dass ich mich diesem Ausflug selbstverständlich nicht anschliessen werde. Stattdessen verspreche ich meinem Bekannten, ihn in zweieinhalb Stunden vor der Markthalle unseres Vertrauens zu treffen.
09.00 Uhr Weil man ungewaschen nicht aus dem Haus gehen sollte, verabschiede ich mich in die Nasszelle, um ein löbliches Wirbelbad zu geniessen. Nebenher segle ich mit dem praktischen iPad durchs Internetz und mache mich auf der PUBLIX Heimseite über die feilgebotenen Schnäppchen schlau.
10.00 Uhr Nach dem Badevergnügen statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab und nehme mir das Recht heraus, mich selbst zum Frühstück einzuladen. Die freundliche Dame fährt Rühreier mit Speckstreifen auf und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie alsbald ins Stadtzentrum fahren muss, um ihren FORD MUSTANG in die Werkstatt zu bringen. Als ich genauer nachfrage, winkt die Alte demonstrativ ab und meint, dass lediglich ein Ölwechsel ansteht. Ich zucke mit den Schultern und gebe der Frau zu verstehen, dass ich währenddessen zum Einkaufen fahren werde.
Ich lüfte meine NY YANKEES Kappe
10.30 Uhr Nach der Stärkung lüfte ich meine NY Yankees Kappe und wünsche meiner Nachbarin einen schönen Tag. Anschliessend rase ich mit Dixon zum Supermarkt am Tamiami Trail und erfreue mich am Qualitätsradioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – da kommt Stimmung auf.
11.00 Uhr Pünktlich erreiche ich mein Ziel und freue mich, Edelbert vor dem Haupteingang anzutreffen. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, machen wir einer unterbelichteten Seniorin (89) einen Einkaufswagen streitig und schlendern durch die breiten Gänge.
11.30 Uhr Als wir uns an der Fleischtheke einfinden, bimmelt plötzlich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und ich sehe mich genötigt, mit Georg sprechen zu müssen. Mein Bruder kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und berichtet, dass Herr Wongler just in diesem Moment damit beschäftigt ist, den Tank seiner Yacht mit sündteurem Diesel aufzufüllen. Darüber hinaus erfahre ich, dass meine Verwandten in wenigen Minuten in See stechen und in spätestens drei Stunden die Rookery Bay erreichen werden – das soll mir auch Recht sein.
Die Schwarzbeere surrt
12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten hat sich ein stattlicher Haufen im Einkaufswagen angesammelt. Ruckzuck begeben wir uns zur Kasse und verabreden, nach dem Bezahlvorgang das “Bob Evans” Gasthaus am Northbrooke Plaza Drive anzusteuern.
12.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Autofahrt betreten wir das gutbesuchte Lokal und bekommen von einem hochnäsigen Kellner einen Fenstertisch zugewiesen. Der Knecht zückt prompt seinen Schreibblock und legt uns nahe, die hausgemachte Pasta (löblich: Teigwaren) zu kosten. Wir lehnen dankend ab und ordern stattdessen vitaminreiche Smokehouse Burger (löblich: Rauchhaus Burger) mit Kartoffelstäben und Chefsalate. Dazu gibt es durstlöschende Fruit Smoothies (löblich: Früchtemischgetränke) – schmeckt gar nicht schlecht.
13.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, tausche ich mich mit meinem Tischnachbarn aus und erzähle, dass ich es am Wochenende etwas ruhiger angehen werde. Edelbert stimmt zu und beteuert, dass wir morgen einen Spaziergang entlang des Golfs unternehmen könnten – dazu sage ich nicht nein.
13.45 Uhr Wir beenden das Mittagessen und wünschen einander einen schönen Nachmittag. Danach zwänge ich mich winkend hinters Lenkrad des frisch aufpolierten SUVs und presche zügig nach Hause.
Mein Zuhause unter Palmen
14.15 Uhr Endlich bin ich daheim und kann die Lebensmittel in die Schränke einsortieren. Da ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, schlüpfe ich aus den Flip Flops und lege in der guten Stube die Beine hoch – das tut gut.
15.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, rapple ich mich auf und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Ich studiere Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter und erkenne, dass es die Jugend in meiner alten Heimat derzeit besonders bunt treibt – wo soll das noch hinführen.
16.15 Uhr Nach einer Stunde beende ich die Anschnursitzung völlig entnervt und greife zur Hundeleine, um mit dem Vierbeiner Gassi zu gehen. Mit einer schönen Melodie auf den Lippen folge ich dem Willoughby Drive gen Westen und finde mich bald vor dem Haupteingang der weltläufigen “La Playa” Golfanlage wieder.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, werfe ich die Pforte ins Schloss und mache mich in der Küche nützlich. Fachmännisch lege ich sieben Fischstäbe in eine Pfanne mit Teflonbeschichtung und zaubere im Handumdrehen ein gesundes Abendessen. Ferner fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und serviere ihm dazu einige Kartoffelspalten – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich seinem Ende zu. Ich leiste Dixon auf dem Sofa Gesellschaft und schaue mir die FOX Nachrichten an, um mich über die aktuellen Geschehnisse schlau zu machen.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit fröne ich weiteren Episoden der bayerischen Serie “Monaco Franze” und habe das Vergnügen, in den Münchner Fasching des Jahres 1981 einzutauchen. Ich seufze laut und komme zu dem Schluss, dass damals die Welt noch in Ordnung war.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.