08.00 Uhr Pünktlich zum Achtuhrläuten rolle ich mich aus dem Wasserbett und mache es mir zur Aufgabe, den DeLonghi Kaffeevollautomaten einzuschalten. Danach fülle ich Hund Dixons Napf mit Trockenfutter auf und erinnere mich, dass sich morgen die verheerenden Terroranschläge auf das World Trade Center (löblich: Welthandelszentrum) und das Pentagon zum vierzehnten Mal jähren.
Der 11. September 2001 – ein fuchtbarer Tag
08.30 Uhr Während ich die Seele bei einem löblichen Wirbelbad baumeln lasse, telefoniere ich mit Edelbert und gebe zu Protokoll, dass ich die kleine Villa mit patriotischen Fähnchen ausstaffieren werde. Der Professor gibt mir Recht und sagt, dass man in der heutigen Zeit Farbe bekennen und klarstellen muss, dass islamische Verbrecher unser Weltbild ganz bestimmt nicht ins Wanken bringen können – wie wahr.
09.30 Uhr Nach dem Badespass nehme ich das Frühstück auf der schattigen Terrasse ein. Leider gesellt sich bald Frau Pontecorvo an meine Seite und erkundigt sich, ob mein Knöchel immer noch schmerzt. Ich schüttle den Kopf und stelle klar, dass ich seit gestern Abend keinerlei Probleme mehr habe. Meine Nachbarin freut sich und nimmt sich das Recht heraus, mir bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft zu leisten. Natürlich verweise ich auf den bevorstehenden Gedenktag und erkläre meiner Tischnachbarin, dass ich mein Zuhause mit patriotischen Fähnchen aufwerten werde. Frau Pontecorvo ist begeistert und meint, dass sie mir zur Hand gehen wird – das ist phantastisch.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten laufe ich in die Garage und hole eine Schachtel mit Dekorationsmaterial hervor. Stolz präsentiere ich meiner Bekannten eine rot-weiss-blaue Girlande und erwähne, dass das gute Stück gewöhnlich am Independence Day (löblich: Unabhängigkeitstag) meine Einfahrt ins rechte Licht rückt. Ferner hole ich etliche Fahnen aus der Kiste und zögere nicht, die Winkelemente an die Fenster zu stecken – das macht Spass.
Die Farben der Freiheit
11.00 Uhr Just als ich die Girlande um die kleine Palme wickle, die meinen Vorgarten ziert, kommt Herr Booth daher und sagt, dass es angesichts des Jahrestages angebracht wäre, eine grosse Fahne neben der Pforte anzubringen. Ich klopfe dem hochdekorierten Vietnamveteran auf die Schulter und renne ruckzuck in die Garage, um die Flagge vom Regal zu nehmen. Mein Nachbar steckt das Banner der Freiheit in die Halterung und vergisst nicht, seine Hand an den Rand seiner MIAMI HEAT Mütze zu halten und redlichst zu salutieren – wie schön.
11.30 Uhr Schlussendlich beenden wir unser Werk und kehren schnaufend ins Haus zurück. Ich wische mir die Schweissperlen von der Stirn und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass mein knurrender Magen nach einer warmen Mahlzeit verlangt. Ich eile in die Küche und verfrachte zwei TOMBSTONE Fertigpizzas auf das Backblech. Danach stelle ich den Ofen ein und entkorke eine Flasche Cristal Schaumwein aus dem Hause Louis Roederer.
Wir schlürfen Schampanninger
12.00 Uhr Als ich das wohlverdiente Mittagessen auftische, fährt plötzlich Edelberts schneeweisser JEEP vor. Ich begrüsse den schlauen Mann herzlich und bitte ihn, sich ein Bier aus dem Eiskasten zu holen und sich zu uns zu setzen. Prof. Kuhn fackelt nicht lange und nimmt sich sogar ein Stück Pizza von meinem Teller – wie unlöblich.
12.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert auf den 11. September 2001 zu sprechen und erinnert daran, dass er damals als Professor an der renommierten Berkeley Universität tätig war. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich just an diesem Tag hart geschuftet und das Wohnzimmer meiner alten Eigentumswohnung gestrichen habe. Edelbert seufzt laut und meint, dass er die Geschehnisse von damals so schnell nicht vergessen wird – wie wahr.
13.30 Uhr Nachdem wir die Sektflasche geleert und noch einmal die geschmückte Villa beäugt haben, verabschiede ich meine Freunde. Danach scheuche ich den Vierbeiner in den Garten und falle gähnend aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum in die Musikhauptstadt Nashville versetzt.
14.30 Uhr Ich öffne die Augen und entschliesse mich, den Nachmittag im Garten zu verbringen. Als erstes bewässere ich die Beete und vergesse auch nicht, den Boden aufzulockern. Zu guter Letzt pflücke ich einige Radieschen und kann es kaum noch erwarten, die würzigen Knollen zum Abendessen zu verzehren.
Ich pflücke Radieschen
15.15 Uhr Im Anschluss lasse ich mich in der Hollywoodschaukel nieder und lösche meinen Durst mit einer kühlen Hopfenkaltschale. Nebenbei werfe ich Hund Dixon einen Tennisball zu und erwähne, dass wir im September zum Tierarzt gehen müssen. Ich erhebe den Zeigefinger und informiere, dass eine jährliche Grundimmunisierung sehr wichtig ist und vor schweren Krankheiten schützen kann.
16.00 Uhr Um nicht bis zum Abend auf der faulen Haut zu liegen, kehre ich ins klimatisierte Wohnzimmer zurück und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Während ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) lausche, schufte ich hart und spende verzweifelten Erziehungsberechtigten Trost.
16.45 Uhr Zum Abschluss der Anschnursitzung überprüfe ich die Einträge im Gästebuch und nehme auch noch den Warenbestand im beliebten Andenkenladen in Augenschein.
17.15 Uhr Nachdem ich die Arbeit beendet habe, brate ich zu stimmungsvoller Musik ein vitaminreiches T Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) heraus. Dazu gibt es im Ofen aufgebackene Kartoffelspalten sowie farbenfrohes Mischgemüse – wie gut das duftet.
Schnitzel – schmeckt einfach prima
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich seinem Ende zu. Ich stelle das schmutzige Geschirr achtlos in die Spüle und schalte die Glotze ein, um mich auf FOX über die Geschehnisse in der Welt schlau zu machen.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich zur Hauptfernsehzeit auf den Bezahlkanal HBO. Ich lehne mich kartoffelchipsverzehrend zurück und gebe mich dem Fernsehspiel “Olive Kitteridge” hin. Im Zentrum dieser langweiligen Miniserie steht eine Dame, die von Depressionen geplagt wird – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach der zweiten Folge schalte ich den Fernseher augenrollend aus und verschliesse die Haustüre besonders sicher. Anschliessend streichle ich Dixon über den Kopf und gehe schlafen. Gute Nacht.