2. September 2015 – Happy Birthday Harald Töpfer

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08.00 Ich öffne die Augen und bemerke beim Blick auf den Wandkalender, dass Herr Harald Töpfer heute sein Wiegenfest feiert. Weil der ehemalige Sektenbeauftragte der bayerischen Landesregierung seit meiner Jugendzeit zu meinen engsten Freunden zählt, greife ich spornstreichs zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und rufe in der alten Heimat an. Nach dem vierten Tuten meldet sich Herr Töpfer endlich und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er seinen Geburtstag im “Wilden Esel” feiert. Ich seufze laut und vergesse nicht, dem guten Mann die besten Glückwünsche zu übermitteln – da kommt besonders grosse Freude auf.

geburtstag

08.30 Uhr Nachdem wir etwas geplaudert haben, beende ich das Gespräch und mache es mir auf der Terrasse bequem. Während Dixon sein Bein an einer Palme hebt, denke ich an meine weissblaue Heimat und erkläre dem Vierbeiner, dass der Herbst die schönste Zeit in Bayern ist.
09.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 9 zugeht, bimmelt plötzlich das Telefon. Zu meiner Freude meldet sich Edelbert und behauptet, dass in seinem Kühlschrank gähnende Leere herrscht. Ich nicke eifrig und rege eine Ausfahrt zum PUBLIX Supermarkt an. Der Professor freut sich und sagt, dass er in zwei Stunden in der Markthalle unseres Vertrauens sein wird – das ist phantastisch.
09.30 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Wirbelbadewanne mit lauwarmen Wasser volllaufen. Nebenher telefoniere ich mit Frau Pontecorvo und lasse sie wissen, dass ich Heimweh habe. Um meiner Bekannten einen genauen Einblick zu gewähren, bringe ich das Gespräch mit Herrn Töpfer ins Spiel und stelle klar, dass ich im kommenden Frühjahr nach Bayern ausfliegen werde. Meine Nachbarin ist begeistert und meint, dass sie mich eventuell begleiten wird – papperlapapp.

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Ich fliege nach Bayern aus

10.30 Uhr Nachdem ich ein spärliches Frühstück verdrückt und meine Haare aufgesteilt habe, laufe ich zum Auto und helfe Dixon auf die Ladefläche. Im Anschluss presche ich mit rauchenden Pneus von dannen und steuere zielsicher die PUBLIX Filiale an der Pine Ridge Road an.
11.00 Uhr Pünktlich auf die Minute rolle ich auf den Parkplatz und nehme mir das Recht heraus, den PS-strotzenden SUV direkt neben einem Wasserhydranten zu parken. Danach streichle ich Dixon über den Kopf und animiere ihn, brav zu sein und sich die kühle Luft um die Nase wehen zu lassen.
11.15 Uhr Entnervt eile ich zum Haupteingang und halte nach Edelbert Ausschau. Nach wenigen Minuten kommt der gute Mann aus der Toilette und sagt, dass er beim Autofahren versehentlich Kaffee über seine Hose geschüttet hat. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und entgegne, dass es schlauer wäre, beim Fahren keine Heissgetränke zu konsumieren.
11.30 Uhr Anschliessend schieben wir einen Einkaufswagen durch die breiten Gänge des Marktes und wählen Produkte des täglichen Bedarfs aus. Währenddessen verweise ich auf Harald Töpfers Geburtstag und spiele mit dem Gedanken, im kommenden Frühjahr nach München zu reisen. Edelbert nimmt ein Glas Dijon Senf vom Regal und wirft ein, dass es nichts schöneres geben kann, als im Mai die Nackedeie im Englischen Garten zu beobachten. Ich werfe meinem Begleiter skeptische Blicke zu und gebe zu Protokoll, dass wir bald buchen sollten.
12.15 Uhr Nach dem Bezahlvorgang schleppen wir die Einkaufstüten zu den Autos und vereinbaren, dass nun eine warme Mahlzeit nicht schaden kann. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und sichert zu, mich zu Speis und Trank ins neu eröffnete “Sunburst Cafe” einzuladen – das hört man gerne.
12.45 Uhr Mit Dixon im Schlepptau stossen wir die Eingangstüre zur benachbarten Wirtschaft auf und stellen wohlwollend fest, dass wir nicht die einzigen Gäste sind. Schon bald begrüsst uns eine Kellnerin und legt uns nahe, die “Soup of the Day” (löblich: Suppe des Tages) sowie köstliche Egg Salad Sandwiches (löblich: belegte Eiersalatbrote) zu ordern.
13.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, kommt Edelbert abermals auf unseren Heimaturlaub zu sprechen und meint, dass wir mindestens vier Wochen bleiben sollten. Der schlaue Mann schnippt mit den Fingern und kündigt an, dass er den Aufenthalt nutzen wird, um sein Haus im Haselnussweg zu veräussern – wie schön.
14.15 Uhr Zurück im Willoughby Drive, räume ich die Einkäufe in den Eiskasten und fülle Dixons Napf mit Royal Canin Futter auf. Zu guter Letzt steige ich aus den Kuhjungenstiefeln und bette mich in der guten Stube zur Ruhe.
15.15 Uhr Leider wird mein Nickerchen bald durch einen Anruf gestört. Ich nehme das Telefonat gähnend an und bin überrascht, Herrn Wangs Stimme zu vernehmen. Der Motelbesitzer begrüsst mich überschwänglich und lotet aus, ob ich mir etwas Geld dazuverdienen möchte. Bevor ich antworten kann, verweist Herr Wang auf den anstehenden Labor Day und beteuert, dass Mitarbeiterin Frau Jenna den Feiertag zum Anlass nehmen wird, ihre Schwester in Miami zu besuchen. Obgleich ich keine grosse Lust habe, mir die Beine hinter der Rezeption in den Bauch zu stehen, gebe ich klein bei und versichere, am Montag im Naples Manor Motel auszuhelfen. Herr Wang gibt sich erleichtert und meint, dass ich um 8 Uhr anfangen und mich spätestens zur Mittagszeit in den Feierabend verabschieden kann – das soll mir Recht sein.

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Ich tschobbe im Naples Manor Motel

16.00 Uhr Nachdem ich echten BUSTELO Bohnenkaffee aufgebrüht habe, lasse ich mich in der Hollywoodschaukel nieder und blättere gelangweilt in der Naples Daily News (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten). Ausserdem mache ich es mir zur Aufgabe, mit Hund Dixon Ball zu spielen und das Radieschenbeet mit Wasser zu versorgen.
17.00 Uhr Als die Wanduhr fünf Mal schlägt, kehre ich verschwitzt in die kleine Villa zurück und mache mich in der Küche nützlich. Fachmännisch schwenke ich Buttergemüse in einer Pfanne mit Teflonbeschichtung und brate zudem ein vitaminreiches T Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) im Fett heraus – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb genommen habe, mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und folge budweiserschlürfend den Abendnachrichten auf FOX. Weil ausnahmsweise keine Schreckensmeldungen aus der arabischen Welt vorliegen, wechsle ich schnell auf AMC und fröne den letzten vier Episoden der sehenswerten Serie “Halt and Catch Fire”.
21.00 Uhr Ein heiterer Fernsehabend neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich reibe mir die Augen und ziehe es vor, die Glotze auszuschalten und Dixon ins Haus zu rufen. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.