13. April 2015 – Regenwetter & Bloodline

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle mit grosser Sorge fest, dass es wie aus Kübeln schüttet. Weil der Vierbeiner keine Anstalten macht, sich aus seinem Korb zu erheben, entschliesse ich mich, noch etwas zu dösen. Nebenher lausche ich dem Programm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und erfahre, dass die Landmusiklegende Reba McEntire heute das 27. Studioalbum ihrer Karriere veröffentlicht hat. Der Radiosprecher schwelgt in Erinnerungen und erzählt, dass die Dame seit 1977 im Schaugeschäft (unlöblich: Showbiz) aktiv ist und seither mit 30 Platinschallplatten bedacht wurde – das ist ja allerhand.


Reba – Love Somebody

08.45 Uhr Um mir etwas Gutes zu tun, schwinge ich mich aus dem Wasserbett und gehe Anschnur. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs reichhaltige Amazon.com Angebot und zögere nicht, die zwölf brandneuen Kompositionen auf meinem Heimrechner zu speichern. Danach beschalle ich die kleine Villa mit romantischen Klängen und verabschiede mich ins Badezimmer – da kommt besonders grosse Freude auf.
09.15 Uhr Während meine Glieder vom Sprudelwasser massiert werden, telefoniere ich mich Edelbert und höre, dass der schlaue Mann wegen des schlechtern Wetters seine Wohnung nicht verlassen wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe zu Protokoll, dass ich den Morgen nutzen werde, um das Innere meines SUV zu säubern.
10.15 Uhr Bevor ich mit der Arbeit beginne, setze ich mich in die Küche und verzehre ein vitaminreiches Frühstück. Unterdessen lese ich Sandras Tagebucheinträge vom Wochenende und komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Anstatt sich Gedanken über den Selbstmord eines langhaarigen Musikanten zu machen, sollte die Maid lieber den Handwerkern bei der Instandsetzung der Terrasse helfen – gleich platzt mir der Kragen.
10.45 Uhr Redlichst gestärkt schleppe ich den Staubsauger in die Garage und mache es mir zur Aufgabe, die verstaubten Sitze zu saugen. Ausserdem fröne ich weiter der wunderschönen Reba McEntire Kompaktscheibe und singe zu den eingängigen Melodien laut mit.
11.15 Uhr Wenig später kommt Frau Pontecorvo dazu und plappert, dass sie gerade im Circle K Supermarkt Weichgetränke (unlöblich: Softdrinks) eingekauft hat. Die Perle wischt sich die Regentropfen von der Stirn und unterbreitet, dass der aparte Fernsehwettermann bis zum kommenden Mittwoch andauernde Regenfälle vorausgesagt hat. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und entgegne, dass ich den Nachmittag in der Stube verbringen und Fernsehschauen werde. Frau Pontecorvo nickt eifrig und sagt, das sie Sandwiches (löblich: Wurstbrote) vorbereiten und mir Gesellschaft leisten wird – das hört man gerne.

sandwich
Köstliche Wurstbrote

12.00 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten habe ich mein Werk vollbracht. Zu guter Letzt prüfe ich den Ölstand und vergesse auch nicht, destilliertes Wasser in den Kühler einzufüllen. Im Anschluss scheuche ich Dixon in die kleine Villa und schenke mir ein lustiges Weissbier mit Schaumkrone ein.
12.30 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten stattet mir meine Nachbarin einen Besuch ab. Die kleine Frau präsentiert ein Tablett mit reichbelegten Broten und animiert mich, den vegetarischen Brotaufstrich aus dem Publix Supermarkt zu kosten. Ich lehne dankend ab und ziehe es vor, ein mit Schinken belegtes Sandwich zu fressen – das tut gut.
13.15 Uhr Nachdem ich eine Flasche Pinot Grigio aus dem sonnigen Nappa Valley entkorkt habe, setze ich mich neben Frau Pontecorvo aufs Kanapee und schalte die Glotze ein. Während die Regentropfen gegen die Fensterscheiben hämmern, wähle ich den NETFLIX Kanal aus und gebe mich dem Serienformat “Bloodline” hin. Meine Bekannte ist begeistert und plappert, dass diese Eigenproduktion derzeit mit viel Lob überschüttet wird – jaja.

13.30 Uhr Ich nippe zufrieden am Weinglas und tauche in das Leben der Familie Rayburn ein, die seit knapp 50 Jahren ein Hotel auf den Florida Keys betreiben. Wir folgen mit grossen Vergnügen den ersten Episoden und werden Zeugen, wie der älteste Sohn zum Jubiläum nach Islamorada zurückkehrt. Währenddessen knabbere ich Lay’s Kartoffelchips und öle meine ausgetrocknete Kehle mit süffigem Rebentrunk – schmeckt gar nicht schlecht.
15.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, klatscht Frau Pontecorvo plötzlich in die Hände und meint, dass sie sich nun verabschieden muss. Als ich genauer nachfrage, deutet die Perle nach nebenan und kündigt an, dass sie einen Kuchen backen und mit ihrer bekloppten Freundin Blanche schätten muss.
15.30 Uhr Weil es immer noch regnet, verzichte ich auf einen Spaziergang. Stattdessen nehme ich am Schreibtisch Platz und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Unter anderem lese ich die Depesche eines Vaters (53) aus Donaueschingen, der grosse Probleme mit seiner vorlauten Tochter (16) hat. Anstatt brav zu sein, schickt sich die kleine Melanie an, jeden Abend am Bahnhof abzuhängen und Kristel Mess zu konsumieren. Ich mache grosse Augen und rate Herrn B., den Frechdachs kurzerhand zur Adoption freizugeben.

kristelmess
Drogen – Ich sage Nein

16.30 Uhr Nachdem ich die neuesten Einträge im Gästebuch überflogen habe, setze ich mich wieder ins Wohnzimmer und schaue mir die dritte Folge der unterhaltsamen Serie an. Hund Dixon hüpft gähnend aufs Sofa und freut sich, als ich ihm hinter den Ohren kraule – das macht Spass.
17.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, das Abendessen vorzubereiten. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen schlendere ich in die Küche und fülle Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Danach schwenke ich Butterschmalz in der Pfanne und bereite mir eine Portion Bratkartoffeln mit Spiegelei zu – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Jause spähe ich deprimiert aus dem Fenster und bemerke, dass sich der Garten in der Zwischenzeit in eine Sumpflandschaft verwandelt hat. Seufzend lasse ich die Rollos nach unten gleiten und amüsiere mich weiter beim sehenswerten Fernsehspiel “Bloodline”.
20.00 Uhr Da man stets auf dem Laufenden bleiben muss, folge ich vor dem Zubettgehen den FOX Nachrichten. Neben den üblichen Schreckensmeldungen aus der islamischen Welt, lerne ich auch, dass übermorgen in den Vereinigten Staaten der “Tax Day” (löblich: Steuertag) gefeiert wird – das soll mir auch Recht sein.
20.45 Uhr Zum Abschluss des langen Tages lasse ich den Vierbeiner noch einmal in den Garten hinaus. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.