08.00 Uhr Der letzte Tag vor meiner Abreise in den “grossen Apfel” (unlöblich: Big Apple) beginnt und ich fühle mich blendend. Weil ich meinen Rollkoffer mit Reiseutensilien und Klamotten füllen muss, schwinge ich mich aus dem Bett und läute den schwülen Morgen mit der Morgengymnastik auf der Terrasse ein. Hund Dixon folgt mir schnuppernd nach draussen und scheucht prompt eine kreischende Möwe auf – wie lustig.
Ich liebe New York
08.30 Uhr Nachdem ich mit Frau Pontecorvo getratscht habe, verabschiede ich mich ins Badezimmer. Wie es sich für einen seriösen Rentner gehört, lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Unterdessen mache ich mir eigene Gedanken und komme zu dem Schluss, dass ich nach New York nicht nur meinen neuen Anzug, sondern auch ein zweites Paar Schuhe mitnehmen muss. Immerhin kann ich nicht in den nagelneuen COLE HAAN Oxford Schuhen durch den Central Park (löblich: Zentralpark) stapfen.
09.30 Uhr Nachdenklich steige ich aus der Wanne und mache es mir zur Aufgabe, den DELSEY Koffer aus der Garage zu holen. Danach verzehre ich in Dixons Gesellschaft die wichtige Mahlzeit des Tages und rufe im fernen Toronto an. Nach dem zweiten Tuten meldet sich meine Schwägerin und bestätigt, dass sie just im Moment damit beschäftigt ist, Kleider für die anstehende Reise aus dem Schrank zu holen – das hört man gerne.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten trinke ich einen letzten Schluck Kaffee und zögere nicht, ins Schlafzimmer zu eilen, um zwei Tschienshosen, den neuen Anzug, Unterwäsche sowie einen schicken Schal in den Rollkoffer zu verfrachten. Ferner bestücke ich meinen praktischen Kulturbeutel mit Zahncreme und Bürste, ein Fläschchen RP LOB Parfüm sowie einem Kamm.
RP LOB – ein prima Duft
10.45 Uhr Da mich der Vierbeiner bei meinem Tun kritisch beäugt, streichle ich ihm über den Kopf und informiere, dass ich morgen für sechs Tage verreisen muss. Darüber hinaus deute ich zum Nachbarhaus und gebe zu Protokoll, dass er während meiner Abwesenheit bei Frau Pontecorvo wohnen darf. Dixon ist ganz aus dem Häuschen und rennt kläffend nach nebenan. Ich folge dem lustigen Haustier und freue mich, als mich Frau Pontecorvo zu einem Umtrunk auf ihrer Veranda einlädt.
11.00 Uhr Erschöpft lasse ich mich in einem Liegestuhl nieder und führe mir ein süffiges Budweiser zu Gemüte. Ausserdem komme ich auf die Abreise zu Sprechen und bitte Frau Pontecorvo, uns Morgen gegen halb 9 Uhr zum “Southwest Florida International Airport” zu kutschieren. Meine Bekannte schenkt mir ein Lächeln und meint, dass sie mich und Edelbert auch zum Frühstück einladen wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
Ein kühles Bier – das tut gut
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten fährt meine Nachbarin köstliche Wurstbrote (unlöblich: Sandwiches) auf und animiert mich, ein weiteres Bier zu trinken. Ich beisse kraftvoll zu und erinnere, dass ich am Mittwoch Abend das derzeit beste Broadway Musical sehen werde. Meine Tischnachbarin wird prompt hellhörig und informiert, dass sie ein grosser Musical Freund ist und sämtliche Werke des britischen Komponisten Andrew Lloyd Webber auf Kompaktscheibe besitzt – das soll mir auch Recht sein.
12.30 Uhr Nach einer Stunde streiche ich die Segel und ziehe es vor, nach Hause zu gehen. Zum Abschied hauche ich meiner Nachbarin ein Bussi auf die Wange und verspreche, dass wir uns morgen wiedersehen werden.
13.00 Uhr Endlich bin ich daheim und kann mich im klimatisierten Wohnzimmer von den Strapazen des Vormittags erholen. Ich schliesse gähnend die Augen und döse schnell ein.
14.00 Uhr Leider wird die himmlische Ruhe bald durch ohrenbetäubendes Telefonschellen unterbrochen. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert ihm Rohr und erkundigt sich, wer uns morgen zum Flughafen bringen wird. Ich beruhige den Professor redlichst und merke an, dass ich bereits alles in die Wege geleitet habe. Edelbert gibt sich erleichtert und sagt, dass er sich nun auf seinem Balkon sonnen und etwas lesen wird – jaja.
14.30 Uhr Nachdem ich echten Bohnenkaffee aufgebrüht habe, nehme ich am Schreibtisch Platz und gehe Anschnur. Dixon vergnügt sich unterdessen im Wohnzimmer und quietscht unentwegt mit seinem Spielzeug. Trotz allem lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen und rate einer Mutter aus Ulm, ihrem 18jährigen Sohn nicht den Beruf eines Soldaten einschlagen zu lassen. Immerhin werden Berufssoldaten in Deutschland genötigt, den Dienst an der Waffe unter anderem in Afghanistan oder anderen Krisenregionen zu schieben – wie unlöblich.
15.30 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein und komme zu dem Schluss, dass man der Jugend nicht mehr über den Weg trauen kann. Ich schlage mit der Faust auf die Tischplatte und ringe mich dazu durch, beleidigenden Einträge ans BKA weiterzuleiten – immerhin muss ich mich nicht beleidigen lassen.
16.00 Uhr Um Dixon etwas Gutes zu tun, greife ich nach der Arbeit zur Hundeleine und animiere den Rüden, mich zum Golfplatz zu begleiten. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen schlendere ich durchs Wohngebiet und kann es kaum noch erwarten, morgen Vormittag in einen UNITED Stahlvogel zu steigen und nach New York auszufliegen.
Mein schniekes Zuhause in Florida
17.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, mache ich mich in der Küche nützlich und verfrachte eine Tiefkühlpizza in den Backofen. Ferner schneide ich zwei Tomaten auf und zaubere einen perfekten Beilagensalat mit Balsamico und nativem Olivenöl – wie das duftet.
18.00 Uhr Nach der schweisstreibenden Hausarbeit lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und schaue Fern. Unter anderem folge ich den Nachrichten auf FOX und lerne, dass just heute vor 288 Jahren der englische Naturwissenschaftler Isaac Newton gestorben ist. Wie jeder weiss, erforschte der gute Mann nicht nur die Gravitation, sondern schrieb es sich auch auf die Fahnen, der Zauberei zu frönen – das ist ja allerhand.
19.00 Uhr Redlichst informiert schalte ich auf AMC um und gebe mich dem Gruselfilm “House of the Last Things” hin. Ich tauche in das Leben einer jungen Haushälterin ein und werde Zeuge, wie das junge Ding während einer Europareise der Hauseigentümer von Wahnvorstellungen gepeinigt wird – so ein Schmarrn.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Langeweile schalte ich den Flachbildschirm aus und scheuche Dixon ins Schlafzimmer. Gute Nacht.