17. Dezember 2014 – Christmas in America

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08.00 Uhr Heute werde ich durch das Melissa Etheridge Weihnachtslied “Christmas in America” (löblich: Weihnachten in Amerika) geweckt. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und ziehe es vor, zeitig aufzustehen.

08.30 Uhr Just als ich auf die schattige Terrasse trete, um meine eingerosteten Muskeln zu stählen, fährt der verrostete Kleinwagen meiner Putzfrau vor. Frau Gomez winkt mir aufgeregt zu und plappert, dass sie sich morgen in den Weihnachtsurlaub verabschieden wird. Ich folge der Perle in die Villa und entgegne, dass mein Abschied aus dem Sonnenscheinstaat ebenfalls kurz bevorsteht. Voller Vorfreude nehme ich die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und berichte, dass ich in drei Tagen meine Familie wiedersehen werde – das wird phantastisch.
09.15 Uhr Nachdem ich mit der Reinigungsfachfrau geplaudert habe, ziehe ich mich ins Bad zurück, um die Wanne mit Wasser aufzufüllen. Danach entspanne ich mich redlichst und komme zu dem Schluss, dass es sich gar nicht mehr lohnt, im PUBLIX Supermarkt abzuschoppen. Ich wasche mir die Haare und entschliesse mich, nach dem Frühstück zum CIRCLE K Market zu marschieren und dort Waren des täglichen Bedarfs einzukaufen.
10.15 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich an den Küchentisch und stärke mich mit einem ausgewogenen Frühstück. Als ich eine halbe Grapefruit auslöffle und vitaminreiche Flocken aus dem Hause KELLOGGS verspeise, verrate ich meiner bodenwischenden Zugehfrau, dass ich mir nun die Beine vertreten und zum Laden an der Immokalee Road spazieren werde. Frau Gomez wird sogleich hellhörig und bittet mich, eine Flasche BREEZE Reiniger mitzubringen – das werden wir erst noch sehen.

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Zerealien sind besonders vitaminreich

10.45 Uhr Wenig später verlasse ich mein bescheidenes Eigenheim und sehe mich auf der Einfahrt mit Frau Pontecorvo konfrontiert. Die Dame kratzt sich an der Schläfe und lässt mich wissen, dass sie den FORD MUSTANG zur Inspektion bringen muss. Weiter höre ich, dass meine Nachbarin auf Nummer Sicher gehen und vor ihrer Abfahrt nach Jacksonville einen Ölwechsel durchführen möchte. Selbstverständlich stehe ich der Frau mit Ratschlägen beiseite und animiere sie, auch die Bremsflüssigkeit kontrollieren zu lassen.
11.15 Uhr Nun wird es aber Zeit, den Vierbeiner an die Leine zu nehmen und bei angenehmen 68°F (20°C) durchs Wohngebiet zu schlendern. Unterdessen erzähle ich dem Rüden, dass wir schon am Wochenende im Schnee spielen werden. Der Vierbeiner wedelt begeistert mit dem Schwanz und macht es sich zur Aufgabe, mir ein Holzstöckchen vor die Füsse zu werfen – da kommt Freude auf.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, betrete ich die Gemischtwarenhandlung und wünsche einem braungebrannten Marktmitarbeiter einen guten Tag. Anschliessend inspiziere ich die Waren und nehme mir das Recht heraus, sechs Dosen Diät Cola, Reinigungsmittel, zwei Flaschen Rotwein, etliche Tomaten sowie einen Karton Kellogg’s Froot Loops in meinen Jutebeutel zu verfrachten.

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Coca Cola schmeckt vorzüglich

12.30 Uhr An der Kasse angekommen, werde ich auf feilgebotene Baseballkarten aufmerksam und erkläre dem Heini hinter dem Tresen, dass ich seit sechs Jahren in den USA lebe, aber die Regeln dieses Schlagballspiels noch immer nicht verstehe. Mein Gegenüber zuckt mit den Schultern und fordert mich auf, 23 Dollars plus Steuern zu bezahlen – wie unlöblich.
13.30 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und kann Frau Gomez das gewünschte Reinigungsmittel aushändigen. Da mein Magen knurrt, eile ich mit schnellen Schritten in die Küche und röste zwei Weissbrotscheiben im Toaster (löblich: Röster) an. Anschliessend streiche ich fingerdick Erdnussbutter auf das Backwerk und beisse kraftvoll zu.
14.30 Uhr Nachdem mir die Putzfrau schöne Feiertage gewünscht und das Weite gesucht hat, lasse ich Dixon in den Garten hinaus und bette mich im Wohnzimmer zur Ruhe. Bereits nach wenigen Augenblicken schlummere ich ein und sehe mich im Traum mit David, Amanda und James unter einem Christbaum sitzen – wie aufregend.
15.30 Uhr Leider wird die Ruhe alsbald durch aggressives Telefonschellen unterbrochen. Zu meiner Freude meldet sich James und sagt, dass er mich am Samstag vom “Lester B. Pearson” Flughafen abholen wird. Bei dieser Gelegenheit erinnert mein löblicher Neffe, das wir Tags darauf das Ricoh Coliseum besuchen und die Eishockeypartie “Toronto Marlies” gegen die “Milwaukee Admirals” sehen werden. Ich bin erfreut und gebe zu Protokoll, dass ich unser Wiedersehen kaum noch erwarten kann.
16.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, schalte ich den Heimrechner ein und helfe verzweifelten Eltern bei Problemen aller Art. Unter anderem rate ich einer alleinerziehenden Mutter aus dem ostdeutschen Eberswalde, ihrer Tochter Jessica kein Reitpferd zu Weihnachten zu schenken – wo kämen wir denn da hin.

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Meine wertvolle ROLEX

17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 5 zugeht, überfliege ich die neuen Einträge im Gästebuch und gehe dann von der Leine. Der Vierbeiner folgt mir fiepend in die Küche und macht grosse Augen, als ich Salzwasser aufsetze und das Abendessen vorbereite. Fachmännisch gebe ich italienische Langnudeln ins brodelnde Wasser und zaubere dazu ein feines Pesto Sösschen – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich zu Abend gegessen und mit Edelbert telefoniert habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich zünde die Christbaumkerzen an und fröne lebkuchenessend den FOX Nachrichten – immerhin muss man auf dem Laufenden bleiben.
19.00 Uhr Zur “Prime Time” (löblich: beste Sendezeit) schalte ich auf AMC um und lasse die Seele beim spannenden Drama “Beneath” (auf deutsch: Abstieg in die Dunkelheit) baumeln. Der amerikanische Lichtspielhauserfolg aus dem vergangenen Jahr erzählt von einem Grubenunglück und schildert in klaustrophobischen Bildern, wie eingeschüttete Bergleute um ihr Leben bangen müssen – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Ein nervenaufreibender Fernsehabend geht zu Ende und ich rufe Hund Dixon ins Haus. Zu guter Letzt verschliesse ich sämtliche Türen und lege mich schlafen. Gute Nacht.