07.45 Uhr Ein neuer Sonnentag beginnt und ich fühle mich blendend. Als ich jedoch ins Bad eile und die Toilettenspülung betätige, wird meine gute Laune prompt getrübt. Ich schaue nörgelnd in die Schüssel und bemerke, dass das Wasser nicht abläuft. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, greife ich augenrollend zum Plömpel und mache es mir zur Aufgabe, der Verstopfung im Abfluss entgegen zu wirken – leider ohne Erfolg.
08.15 Uhr Nach dreissig Minuten werfe ich die Saugglocke in die Wirbelbadewanne und laufe zum Nachbarhaus, um Herrn Booth um Rat zu fragen. Der Vietnamveteran legt seine Stirn in Falten und informiert, dass Abflüsse in Südflorida oft durch Sandablagerungen verunreinigt sind. Bevor ich antworten kann, steckt mir mein Nachbar die Visitenkarte eines ortsansässigen Fachbetriebs zu und fordert mich auf, die angegebene Rufnummer zu wählen.
Ein verstopftes Klo
09.00 Uhr Nachdem ich mich kalt abgeduscht habe, nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zu Hand und kontaktiere den besagten Betrieb. Bereits nach dem zweiten Tuten meldet sich eine freundliche Telefonistin und nimmt sich meiner Probleme an. Ich schildere die Sachlage ganz genau und bitte die kleine Frau, schnellstmöglich einen Fachmann in den Willoughby Drive zu entsenden.
09.30 Uhr Während ich in der Küche sitze und Donuts fresse, stattet mir Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Ich seufze laut und gebe der Dame zu verstehen, dass ich dem ganzen Stress kaum noch gewachsen bin. Als sich meine Nachbarin zu mir gesellt, verweise ich auf das verstopfte Klo und gebe ausserdem zu Protokoll, dass morgen auch noch Sandra auf der Matte stehen wird – was muss ich denn noch alles ertragen.
10.15 Uhr Wenig später fährt ein weisser Lieferwagen vor. Ich laufe wild gestikulierend hinaus und erkläre dem Latzhosenträger, dass meine Toilette verstopft ist. Der Heini schnippt seine Zigarette ins Mangrovengestrüpp und entgegnet, dass es ein Kinderspiel werden dürfte, das Klo freizubekommen – wie beruhigend.
10.45 Uhr Als erstes schleppt der Knecht einen Nassstaubsauger ins Haus und zögert nicht, das Wasser aus der Toilettenschüssel abzusaugen. Danach montiert der gute Mann den Toilettenanschluss vom Abflussrohr ab und unterbreitet, dass das Rohr tatsächlich mit Sand verschlossen ist. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und unke, dass der Boden aufgerissen werden muss. Doch der Handwerker winkt demonstrativ ab und sagt, dass nun die Elektrodrehspirale zum Einsatz kommen muss.
11.15 Uhr Unter meinen skeptischen Blicken schiebt der Schnösel eine fingerdicke Spirale in das Abflussrohr und schafft es im Handumdrehen, die Verstopfung zu lösen – wie schön.
Ich gebe ein Vermögen aus – wie fuchtbar
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, beendet der Arbeiter sein Werk und präsentiert eine Rechnung über 370 Dollars. Ich mache grosse Augen und lese auf dem handschriftlich aufgesetzten Pamphlet, dass alleine die Anfahrt 90 Scheine kosten soll – wie unlöblich.
12.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang fülle ich Wasser in einen Eimer und sorge in der Nasszelle für Sauberkeit. Unterdessen macht sich Frau Pontecorvo in der Küche nützlich und bereitet das Mittagessen vor.
13.00 Uhr Im Anschluss lasse ich mich erschöpft auf der Terrasse nieder und verzehre in Frau Pontecorvos und Dixons Gesellschaft eine Portion Macaroni mit Käse. Nebenher schimpfe ich wie ein Rohrspatz und rechne vor, dass mich die hohen Ausgaben bald ins Armenhaus bringen werden.
13.45 Uhr Nachdem meine Nachbarin das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine gestellt und sich verabschiedet hat, falle ich aufs Kanapee und entspanne mich von den Strapazen des nervenaufreibenden Vormittags.
14.45 Uhr Leider wird die Ruhe bald durch ohrenbetäubendes Telefonschellen unterbrochen. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert und erkundigt sich, wann ich Sandra am Flughafen abholen muss. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und antworte, dass die Maid Morgen um 18 Uhr landen wird. Der Professor ist begeistert und meint, dass wir das Kind gemeinsam am Flughafen in Empfang nehmen könnten – das werden wir erst noch sehen.
15.15 Uhr Nach dem Telefonat schalte ich den leistungsstarken Heimrechner ein und komme meinen Pflichten als Elternberater nach. Wie es sich gehört, studiere ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher und registriere, dass man der jungen Generation nicht mehr über den Weg trauen kann.
Ein moderner Heimrechner / Bild:
16.00 Uhr Da Dixon langsam unruhig wird, greife ich zur Hundeleine und unternehme mit dem Vierbeiner einen entspannten Spaziergang durchs Wohngebiet. Unter anderem klingle ich am Zuhause von Familie Booth und lasse den Hausherren wissen, dass mittlerweile ein Handwerker vor Ort war. Herr Booth freut sich und beteuert, dass die Mitarbeiter der “FIRST CLASS PLUMBING” Firma stets beste Arbeit abliefern – wie wahr.
17.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, hole ich eine Flasche Budweiser aus dem Eiskasten und spüle meine trockene Kehle mit kräftigen Schlucken durch. Ausserdem schufte ich in der Küche und brate tiefgefrorene Fischfilets im Olivenöl heraus. Dazu gibt es einen nahrhaften Beilagensalat sowie vitaminreiche Kartoffelspalten – wie das duftet.
18.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, lege ich in der klimatisierten Wohnstube die Beine hoch und schaue mir die Nachrichten auf FOX an.
19.00 Uhr Anschliessend wechsle ich auf den Bezahlsender SHOWTIME und lasse die Seele bei der Serie “Shameless” (löblich: Schamlos) baumeln, die von einer asozialen Familie in Chicago erzählt. Ich krümme mich vor Lachen und werde Zeuge, wie das Familienoberhaupt Frank am Erntedankabend spurlos verschwindet und sich 137 Tage später plötzlich in Mexiko wiederfindet – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach zwei unterhaltsamen Stunden beende ich den Fernsehabend und begleite den Rüden noch einmal in den Garten. Danach verschliesse ich die Haustüre und gehe gähnend ins Bett. Gute Nacht.