08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und fröne dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Ferner streichle ich Hund Dixon über den Kopf und lasse ihn wissen, dass wir nun aufstehen und zum Einkaufen fahren müssen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
Katze Land – ein prima Radiosender
08.30 Uhr Nach dem Frühsport kredenze ich dem Vierbeiner einen Kauknochen und verschwinde dann in der Nasszelle, um mich frisch zu machen. Unterdessen segle ich mit dem praktischen iPad durch das Internetz und erfahre, dass es im WINN DIXIE Supermarkt allerhand Schnäppchen zu ergattern gibt – wie schön.
09.30 Uhr Bevor ich mich auf den Weg mache, verzehre ich eine Portion “Kelloggs Crunchy Nut” mit frischer Muh. Darüber hinaus rufe ich bei meinen Verwandten an und gebe zu Protokoll, dass ein Supermarktbesuch in Gesellschaft viel mehr Spass bereitet. Meine Schwägerin schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass wir uns in einer Stunde im WINN DIXIE am Golden Gate Parkway treffen könnten – das ist phantastisch.
10.00 Uhr Wenig später stosse ich die Haustüre auf und sehe mich mit Frau Gomez konfrontiert. Die Putzfrau schleppt ihre Reinigungsutensilien in die Villa und sagt, dass sie den Teppich ausklopfen und Wäsche waschen muss. Ich schenke der Perle ein Lächeln und bitte sie, auch das Gästezimmer zu putzen – immerhin erwarte ich Mieterin Sandra in acht Tagen.
Mein Zuhause unter Palmen
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute stelle ich den PS-strotzenden SUV auf einem Mutter und Kind Parkplatz (löblich: Mother & Child Lot) ab und eile in die Markthalle. Maria und Georg begrüssen mich herzlich und erzählen, dass wir uns heute Abend in meiner Villa zum Essen treffen könnten. Mein Bruder reibt sich die Hände und meint, dass wir hinterher auf der Grossbildleinwand einen Film sehen könnten – wie aufregend.
11.00 Uhr Als perfekter Gastgeber strebe ich durch die breiten Gänge und wähle neben diversen Partysalaten auch tiefgefrorene Kartoffelspalten aus dem Hause McCain sowie lustige Knabbereien aus. Zudem erwerbe ich an der Fleischtheke köstliche T-Bone Steaks (löblich: T Knochen Schnitzel) und kündige an, als Grillmeister zu fungieren – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
12.00 Uhr Um insgesamt 117 Dollars erleichtert, verlasse ich das Geschäft und verfrachte die Einkaufstüten auf die Ladefläche des Chevrolets. Im Anschluss verabschiede ich mich von meinen Liebsten und fordere sie auf, pünktlich um 17 Uhr im Willoughby Drive zu sein.
12.45 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und werde Zeuge, wie meine Zugehfrau den Teppichklopfer schwingt. Ich wische mir mit dem Handrücken über die nasse Stirn und gebe der Mexikanerin zu verstehen, dass ich am Abend Gäste bewirten werde. Frau Gomez wird sogleich hellhörig und mutmasst, dass ich Frau Pontecorvo zu einem romantischen Candle Light Dinner (löblich: Kerzenscheinessen) erwarte – papperlapapp.
13.15 Uhr Nachdem ich die Lebensmittel in den Eiskasten gestellt und ein vitaminreiches Snickers verzehrt habe, bette ich mich im klimatisierten Wohnzimmer zur Ruhe – das tut gut.
14.15 Uhr Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und werde beim Blick aus den Fenster auf Frau Pontecorvo aufmerksam. Ich beobachte meine Nachbarin ganz genau und registriere, wie sie im Garten Unkraut jätet. Selbstverständlich leiste ich der Frau Gesellschaft und lasse es mir nicht nehmen, eine Einladung zum Abendessen auszusprechen. Meine Nachbarin freut sich und verspricht, einen Nudelsalat beizusteuern – wie schön.
15.00 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, nehme ich am Schreibtisch Platz und rufe Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter ab. Unter anderem rate ich einer Mutter (48) aus Saarbrücken, hart mit ihrem Sohn ins Gericht zu gehen. Immerhin kann es nicht sein, dass sich ein 15jähriger stundenlang in einschlägigen Tschätts tummelt und mit anderen Spinnern kommuniziert – wo kämen wir denn da hin.
16.00 Uhr Nachdem ich die Einträge im Gästebuch überprüft habe, gehe ich von der Leine und hole das Grillfass aus der Garage. Wie es sich gehört, fülle ich die Glutschale mit Holzkohle auf und vergesse auch nicht, Grillanzünder bereitzulegen. Danach mache ich mich in der Küche nützlich und verfeinere die Schnitzel mit Salz, Pfeffer, Petersilie und nativem Olivenöl – wie gut das duftet.
Petersilie aus eigenem Anbau
16.45 Uhr Just als ich ein französisches Stangenbrot (unlöblich: Baguette) aufschneide und die Partysalate in Glasschalen gebe, klopft Frau Pontecorvo an die Terrassentüre. Ich winke die Dame aufgeregt herein und informiere, dass meine Verwandten bald zu uns stossen werden.
17.30 Uhr Mit kurzer Verspätung kommt Georgs JEEP vor meinem Eigenheim zum Stehen. Ich lege die Steaks auf den glühenden Rost und mache es mir zur Aufgabe, die Gäste Willkommen zu heissen. Meine Schwägerin überreicht mir eine Flasche Schaumwein und verkündet, dass wir nach dem Essen das preisgekrönte Drama “Prince Avalanche” anschauen werden – das kann ja heiter werden.
18.15 Uhr Während wir auf der schattigen Terrasse sitzen und kraftvoll zubeissen, lässt Georg den gestrigen Ausflug nach Fort Myers Revue passieren. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und bringe in Erfahrung, dass der gute Mann nicht nur einen neuen Kühlschrank für 2.400 Dollars, sondern auch eine Geschirrspülmaschine gekauft hat. HEUREKA – solchen Luxus kann ich mir beim besten Willen nicht leisten.
19.00 Uhr Als die Sonne untergeht, räumen wir den Esstisch ab und freuen uns auf einen schönen Filmabend. Ich schenke den lieben Leuten etwas Wein nach und nehme den futuristischen Filmprojektor in Betrieb. Wenige Sekunden später flimmert der Vorspann zu “Prince Avalanche” über die Leinwand und wir sehen uns in den kargen Südosten des Bundesstaates Texas versetzt. Die Tagelöhner Alvin und Lance werden beauftragt, einen abgelegenen Highway mit Strassenmarkierungen zu versehen – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung geht der Spielfilm zu Ende und ich lobe das von David Gordon Green gekonnt in Szene gesetzte Meisterwerk über den Schellenkönig. Frau Pontecorvo gibt mir Recht und sagt, dass “Prince Avalanche” sehr unterhaltsam war – wie wahr.
21.30 Uhr Als ich die Gäste zur Türe begleite, stösst mich Maria plötzlich in die Seite und erinnert daran, dass Georg am kommenden Montag seinen 71. Geburtstag feiert. Ich zwinkere der Guten redlichst zu und entgegne, dass ich den Termin nicht vergessen habe. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und lege mich ins Bett. Gute Nacht.