07.45 Uhr Ich werde durch das Kreischen eines frechen Ajajas geweckt. Augenreibend schlüpfe ich in die modischen Josef Seibel Hausschuhe und rufe Dixon auf, nach draussen zu laufen und dem Vogel den Gar auszumachen. Mein treues Haustier gehorcht aufs Wort und flitzt wie von der Tarantel gestochen in den Garten. Unterdessen absolviere ich auf der Terrasse die Morgengymnastik und spiele mit dem Gedanken, nach dem Frühstück ans Meer zu krusen – was kann es schöneres geben.
Hund Dixon
08.15 Uhr Zu aller erst entspanne ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad und stecke auf dem iPad die Fahrstrecke aus. Mit flinken Daumenbewegungen navigiere ich durch die Google Maps (löblich: Google Landkarten) Weichware (unlöblich: Software) und fasse den Entschluss, ruhige Stunden am “Lovers Key Pass” zu verbringen. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und lasse ihn wissen, dass er uns gerne begleiten kann.
09.15 Uhr Nachdem der Professor versprochen hat, gegen halb Elf im Willoughby Drive zu sein, hüpfe ich aus der Wirbelbadewanne und hole legere Freizeitkleidung aus dem Schrank. Wie es sich gehört, steile ich mir auch die Haare und sprühe luxuriösen RP LOB Duft auf meine samtweiche Haut – da kommt Freude auf.
RP LOB – wie das duftet
09.45 Uhr Weil man ohne ein reichhaltiges Frühstück nicht aus dem Haus gehen sollte, lasse ich mich am Küchentisch nieder und verzehre Wurstbrote mit Capocollo. Dazu gibt es brühfrischen Bohnenkaffee sowie ein Glas O-Saft. Nebenher werfe ich prüfende Blicke in die Naples Daily News (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) und lerne, dass am Wochenende eine Kaltfront über Südflorida ziehen wird – wie furchtbar.
10.30 Uhr Just als ich den letzten Schluck Bohnentrunk geniesse, fährt Edelberts schneeweisser JEEP vor. Ich renne augenblicklich nach Draussen und gebe meinem Bekannten zu verstehen, dass wir standesgemäss im PS-strotzenden SUV zum Golf krusen werden. Edelbert reibt sich die Hände und zögert nicht, Dixon auf die Ladefläche zu helfen.
11.00 Uhr Während der lustigen Reise lauschen wir dem Qualitätsprogramm von WCKT Katze Land (unlöblich: CAT COUNTRY) und tratschen über das gestrige Fernsehprogramm. Der Professor redet ohne Unterlass auf mich ein und erörtert, dass er eine spannende Dokumentation über das Leben der Moken gesehen hat, die als Seenormaden im südchinesischen Meer leben. Ich mache grosse Augen und antworte, dass ich mir am heutigen Abend einen spannenden Western auf der Grossbildleinwand zu Gemüte ziehen werde.
12.00 Uhr Nach einer Stunde erreichen wir den Lovers Key Staatspark und sehen uns genötigt, die Geschwindigkeit auf 20 Meilen zu drosseln. Da im Süden horrende Strafen bei Nichtbeachtung drohen, trete ich beherzt auf die Bremse und entdecke an der nächsten Ausfahrt zwei Polizisten, die das Tempolimit per Radarpistole überwachen – das ist ja allerhand.
12.30 Uhr Endlich sind wir am Ziel und können das Auto vor dem “Lovers Key Resort” parken. Voller Elan gleite ich vom Fahrersitz und laufe mit Dixon und Edelbert zum azurblauen Meer, um meine Füsse im Wasser zu baden. Der Professor folgt meinem Beispiel und sagt, dass es immer wieder ein Vergnügen ist, am Strand spazieren zu gehen.
Wir schlendern am Strand entlang
13.00 Uhr Wir vertreten uns die Beine und bemerken, dass es langsam Zeit wird, in die Hotelgaststätte einzukehren und ein Mittagessen zu bestellen. Wir machen prompt kehrt und schlendern gutgelaunt ins “Flippers on the Bay”.
13.30 Uhr Nachdem uns ein hochnäsiger Kellner einen Tisch auf der Terrasse zugewiesen hat, nehmen wir die Tageskarte in Augenschein und staunen angesichts der gesalzenen Preise nicht schlecht. Trotz aller Widrigkeiten ordern wir “Coconut Shrimp” (löblich: Kokosnuss Krabben) mit schmackhaftem Basmatireis und würziger Knoblauchsauce. Dazu gibt es alkoholfreies “Beachside American Lager” – schmeckt gar nicht schlecht.
14.30 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, stecken wir den Ober ein kleines Trinkgeld zu und besichtigen das angeschlossene 4-Sterne-Hotel. Edelbert ist von der lichtdurchfluteten Lobby sichtlich angetan und unterbreitet, dass nicht nur das “Flippers on the Bay”, sondern auch das “Lovers Key Resort” zu den angesagtesten Adressen in Florida zählt. Ich ziehe mir die NY YANKEES Kappe tief ins Gesicht und entgegne, dass mir die finanziellen Mittel fehlen, um mich hier einzumieten – wie schade.
Meine NY YANKEES Kappe
15.15 Uhr Zu guter Letzt suche ich den Waschraum auf und mache es mir zur Aufgabe, mein Gesicht zu waschen. Danach hüpfen wir wieder ins Auto und fahren gemächlich nach Naples zurück. Um für gute Stimmung zu sorgen, schiebe ich eine Carpenters Kompaktscheibe in die Musikanlage und singe bei “Honolulu City Lights” laut mit.
16.15 Uhr Zuhause angekommen, schüttle ich Edelberts Hand und gebe zu Protokoll, dass ich mich nun aufs Sofa legen und etwas dösen werde. Prof. Kuhn schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass er sich vor Müdigkeit ebenfalls kaum noch auf den Beinen halten kann.
16.45 Uhr Nachdem der schlaue Mann abgefahren ist, schliesse ich die Haustüre auf und bette mich in der klimatisierten Stube zur Ruhe. Schon nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum in die Millionenmetropole New York versetzt.
17.45 Uhr Kurz vor dem Sechsuhrläuten erwache ich ausgeschlafen und fülle Dixons Napf mit gesundem Trockenfutter auf. Ferner mache ich mich in der Küche nützlich und richte mir eine prima Brotzeitplatte an.
18.30 Uhr Nach der Jause strecke ich bei angenehmen Temperaturen die Beine auf der Terrasse aus und schaue mir auf der Grossbildleinwand den preisgekrönten Western “Fistful of Dynamite” (auf deutsch: Todesmelodie) an – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich seinem Ende zu. Ich schalte gähnend den Projektor aus und lotse Dixon ins Schlafzimmer. Nachdem ein Gebet gesprochen habe, lösche ich das Licht und gehe zu Bett. Gute Nacht.