2. Mai 2019 – Zu einer Kunstausstellung gehe ich nicht

08.00 Uhr Ich werde durch ein stimmungsvolles Lied geweckt und hüpfe sogleich aus dem Bett. Wie es sich für einen rüstigen Rentner gehört, werfe ich die Bettdecke beiseite und fordere Hund Dixon auf, mir nach draussen zu folgen. Während ich meine Glieder beim Frühsport lockere, rennt der lustige Rüde zum Teich und genehmigt sich ein kühles Bad – das macht Spass.
08.30 Uhr Nachdem ich die Stühle auf der Terrasse zurecht gerückt habe, kehre ich in die kleine Villa zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher fordere ich das Amazon ECHO Gerät auf, mein kultiviertes Zuhause mit prima Landmusik aus Waylon Jennings Feder zu beschallen – was kann es schöneres geben.


Alexa, spiele prima Musik …

09.30 Uhr Weil mein Magen knurrt, beende ich den Badespass und eile in die Küche, um die wichtigste Mahlzeit des Tages vorzubereiten. Ruckzuck nehme ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und schütte vitaminreiche KELLOGGS Zerealien in eine Schüssel. Zudem zaubere ich Rühreier mit Speck und vergesse auch nicht, etliche Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) in den Röster (unlöblich: Toaster) zu verfrachten.
10.00 Uhr Während ich es mir schmecken lasse, klingelt plötzlich das Telefon und ich habe das Vergnügen, mit Prof. Kuhn sprechen zu können. Mein Bekannter wünscht mir einen schönen Morgen und lädt mich ein, ihn zu einer Vernissage eines ortsansässigen Künstlers zu begleiten. Edelbert plappert ohne Unterlass und verrät, dass sich der Kunstschaffende unter dem Pseudonym “TAF” in der Öffentlichkeit präsentiert und auch schon in grossen Metropolen wie Los Angeles, CA oder Chicago, IL ausgestellt hat. Da ich keine Lust habe, mir in einer Galerie die Beine in den Bauch zu stehen, erteile ich dem Professor eine Absage und merke an, dass ich wichtigeren Verpflichtungen nachkommen muss – immerhin habe ich meine Zeit nicht gestohlen.
10.30 Uhr Nach der Jause scheuche ich den Vierbeiner zum Chevrolet und schicke mich an, mit durchdrehenden Pneus vom Grundstück zu rasen. Ruckzuck steuere die EXXON Tankstelle an der Immokalee Road an und erfreue mich am Programm meines Lieblingsradiosenders WCKT CAT COUNTRY – was kann es schöneres geben.
11.00 Uhr Am Ziel angekommen, stelle ich mit grosser Sorge fest, dass die Benzinpreise erneut angestiegen sind. Trotz meiner angespannten Finanzlage gleite ich zu einer Zapfsäule und lasse gut und gerne 20 Gallonen Kraftstoff in den Tank laufen. Anschliessend begleiche ich die Rechnung per Kreditkartenzahlung und lasse den Knecht hinter der Registrierkasse wissen, dass mein Auto eine Wäsche vertragen könnte. Der Depp nickt eifrig und knöpft mir weitere 20 Dollars ab – wo soll das noch hinführen.


Ich tanke redlichst

11.30 Uhr Kurz vor der Mittagszeit kruse ich zur benachbarten Waschanlage und erkläre einem kleinwüchsigen Mitarbeiter, dass der SUV zuerst sorgfältig mit dem Dampfstrahler abgespritzt werden muss. Ferner ermutige ich den dunkelhäutigen Handlanger, die Fliegen von der Windschutzscheibe zu kratzen und auch die Felgen mit einer Bürste zu säubern – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
12.15 Uhr Endlich ist die Wäsche beendet und ich sehe mich genötigt, das Auto zu verlassen und nach Dellen Ausschau zu halten. Weil keine Schäden entstanden sind, zeige ich mich erkenntlich und stecke dem Lakaien ein funkelndes 50 Zent Stück für ein Eis zu. Im Anschluss setze ich meine Reise fort und nehme mir das Recht heraus, die “New York Pizza & Pasta” Gaststätte am Tamiami Trail anzufahren. Mit knurrendem Magen kehre ich in das besagte Italiengasthaus ein und ordere eine stattliche Portion Spaghetti Mare (löblich: italienische Langnudeln mit Meeresfrüchte) sowie einen leckeren Beilagensalat – das schmeckt.


Mein Zuhause unter Palmen

13.15 Uhr Nachdem ich die Mahlzeit mit einem vitaminreichen Tiramisu abgeschlossen habe, trete ich die Heimreise in den Willoughby Drive an. Um schneller voran zu kommen, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und schrecke auch nicht davor zurück, stetig die Lichthupe zum Einsatz zu bringen.
14.00 Uhr Zuhause angekommen, genehmige ich mir ein kühles Bier aus dem Eiskasten und serviere Dixon etwas Trockenfutter aus dem Hause ROYAL CANIN. Schlussendlich falle ich schnaufend aufs Kanapee und döse nach wenigen Sekunden ein, um von einem verschneiten Weihnachtsfest in Toronto zu träumen.
15.00 Uhr Nach dem Schläfchen deute ich zur Haustüre und rufe das Haustier auf, mit mir spazieren zu gehen. Gutgelaunt schlendere ich durch das Wohngebiet und registriere, dass sich in der Zwischenzeit Gewitterwolken vor die Sonne geschoben haben. Trotzdem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und wandere kurzerhand zum La Playa Golfplatz, um im hohen Gras nach verloren gegangenen Golfbällen zu suchen – wie aufregend.


Wir halten nach Golfbällen Ausschau

16.00 Uhr Just als es zu Regnen beginnt, treffe ich wieder zu Hause ein und schlüpfe aus den Kuhjungenstiefeln. Um die Zeit bis zum Abendessen sinnvoll zu überbrücken, nehme ich am Schreibtisch Platz und gehe Anschnur. Im Rahmen der Anschnurseelsorge rufe ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Unter anderem rate ich einer 83jährigen Rentnerin aus Bad Wörishofen gegen ihre lärmenden Nachbarn mit aller Härte vorzugehen. Immerhin kann es nicht sein, dass die langhaarigen Gammler ohrenbetäubender Repmusik frönen und Drogen am laufenden Band konsumieren – wo soll das noch hinführen.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner Armbanduhr auf 5 zugeht, beende ich die nervenaufreibende Arbeit und zaubere in der Küche ein nahrhaftes Abendessen. Um nicht stundenlang am Herd zu stehen, backe ich eine TOMBSTONE Tiefkühlpizza im Ofen auf und richte mir ausserdem einen Tomatensalat an.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl scheuche ich Dixon in den Garten und bewässere das Petersilienbeet. Darüber hinaus tratsche ich mit Frau Pontecorvo und vernehme, dass die kleine Dame am Nachmittag knapp 100 Dollars beim Friseur gelassen hat – das ist ja allerhand.
18.30 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um zur Ruhe zu kommen, strecke ich in der guten Stube die Beine aus und gebe mich den FOX Nachrichten hin. Anschliessend erfreue ich mich bei der Sitzkomödie (unlöblich: Sitcom) “Modern Family” und tauche in das Leben der Familien Delgado, Dunphy und Tucker ein – da kommt besonders grosse Freude auf.
20.30 Uhr Nach sechs heiteren Episoden schalte ich die Glotze aus und unternehme mit dem Rüden eine kleine Wanderung durch den nassen Garten. Da ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, lösche ich alsbald das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.