08.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle mit grosser Sorge fest, dass aus den Schlitzen der Klimaanlage nur noch lauwarme Luft strömt. Völlig entnervt werfe ich die Bettdecke beiseite und schicke mich an, die LED Anzeige der Zentralsteuerung in Augenschein zu nehmen. Mit flinken Fingern drücke ich auf mehrere Knöpfe und erkenne, dass die Anlage einen Fehler anzeigt – wie eigenartig.
08.30 Uhr Nachdem ich erfolglos einen Neustart durchgeführt habe, kehre ich kopfschüttelnd in die gute Stube zurück und ringe mich dazu durch, im Internetz nach einer Fachfirma zu suchen. Alsbald tippe ich die Rufnummer eines Unternehmens namens “Conditioned Air” in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und erkläre dem Fräulein am anderen Ende der Leitung, dass ich Hilfe benötige. Natürlich schildere ich die Sachlage in allen Einzelheiten und merke an, dass die Quecksilberanzeige des Innenthermometers mittlerweile auf 75°F (24°C) angestiegen ist. Die Dame notiert sich prompt meine Adresse und verspricht, dass in spätestens 2 Stunden ein Experte vor Ort sein und die Klimaanlage auf Herz und Nieren überprüfen wird – wie beruhigend.
Meine praktische Schwarzbeere
09.00 Uhr Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, begebe ich mich ins Bad und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Zudem kontaktiere ich Prof. Kuhn und lasse ihn wissen, dass meine Klimaanlage ausgefallen ist. Edelbert kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und legt mir nahe, ein kleines Vermögen in ein neues Kühlungssystem zu investieren. Ich seufze laut und erinnere daran, dass ich ein armer Schlucker bin, der mit einer mickrigen Rente seinen Lebensunterhalt bestreiten muss – was muss ich denn noch alles ertragen.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten beende ich den Badespass und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Anschliessend brühe ich Kaffee auf und vergesse auch nicht, dem hechelnden Haustier frisches H²O vorzusetzen.
10.15 Uhr Just als ich kraftvoll in ein reichbelegtes Sandwich (unlöblich: Wurstbrot) beisse, klingelt es an der Pforte und ich kann einen Heini im Blaumann begrüssen, der sich mir als Mitarbeiter der “Conditioned Air” Fachfirma vorstellt. Ich winke den Knecht augenblicklich herein und gebe ihm zu verstehen, dass mich angesichts der Hitze gleich der Schlag treffen wird. Mein Gegenüber fackelt nicht lange und bittet mich, ihm die Zentralsteuerung zu zeigen. Natürlich komme ich dem Aufruf anstandslos nach und werde Zeuge, wie der Arbeiter die Plastikabdeckung entfernt und sein mitgebrachtes Messinstrument mit der Platine verbindet – wie aufregend.
10.45 Uhr Nach nicht einmal dreissig Minuten nimmt mich der Depp beiseite und berichtet, dass der Temperaturregler defekt ist und schnellstmöglich ausgetauscht werden muss. Als ich mich nach den Kosten erkundige, winkt mein Gegenüber gelangweilt ab und meint, dass er die anfallenden Arbeiten gegen eine Servicepauschale in Höhe von 349 Dollars sofort erledigen kann – das hört man gerne.
11.30 Uhr Während der Handlanger ein Ersatzteil aus seinem Auto holt, wende ich mich erleichtert meinem tierischen Mitbewohner zu und gebe zu Protokoll, dass wir in wenigen Minuten endlich wieder kalte Luft einatmen werden. Hund Dixon freut sich und schlabbert ausgelassen Wasser aus seiner Schüssel – wie schön.
Ich bezahle mit meinem guten Namen
12.00 Uhr Nachdem ich meine Kreditkartennummer genannt und meinen Namen unter den Arbeitsbericht gesetzt habe, wünscht mir der Handlanger einen schönen Tag und unterbreitet, dass ich auf den neuen Temperaturregler 5 Jahre Garantie habe. Ich nicke eifrig und bedanke mich artig. Im Anschluss führe ich den Arbeiter nach draussen und gönne mir ein kühles Bier aus dem Eiskasten – das tut gut.
12.30 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schnippe ich mit den Fingern und erkläre dem Haustier, dass wir nun ein prima Restaurant ansteuern und dort zu Mittag essen werden. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, scheuche ich den Rüden zum Auto und presche hupend in Richtung “Riverchase Plaza” davon.
13.00 Uhr Alsbald betrete ich das gutbesuchte “New York Pizza & Pasta” Gasthaus und werden von einem gestriegelten Kellner herzlich begrüsst. Der Schnösel führt mich zu einem Tisch mit Ausblick und empfiehlt, als Hauptgericht gebratenen Schnapper (unlöblich: Snapper) an Gemüse zu bestellen – papperlapapp.
Ich beisse kraftvoll zu
13.30 Uhr Während ich mir eine Thunfischpizza mit Zwiebeln munden lasse, klingelt plötzlich das Telefon und ich sehe mich genötigt, mit meinem Bruder sprechen zu müssen. Georg legt beste Laune an den Tag und berichtet, dass er schöne Stunden in Marco Island erlebt – das soll mir auch Recht sein.
14.30 Uhr Nach der schmackhaften Jause vertrete ich mir die Beine und statte dem benachbarten WALMART SUPERSTORE einen Besuch ab. Mit Dixon im Schlepptau finde ich mich schnell in der Elektronikabteilung wieder und nehme die ausgestellten Fernsehgeräte mit 4K Technik in Augenschein.
15.15 Uhr Zum Abschluss kehre ich kurzentschlossen in eine “Starbucks” Filiale ein und gönne mir einen Becher Kaffee mit Schokoladenkeksen. Um auch Dixon etwas Gutes zu tun, lasse ich ihn kurzerhand vom Backwerk abbeissen und streichle ihm über den Kopf – da kommt besonders gute Laune auf.
16.00 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und ermutige Dixon, zum Teich zu rennen. Währenddessen stosse ich die Pforte zu meinem kultivierten Zuhause auf und falle fix und foxi aufs Kanapee.
17.00 Uhr Nach dem Päuschen mache ich mich in der Küche nützlich und bereite Schmetterlingsnudeln (unlöblich: Farfalle) mit Pesto zu. Zudem schnappe ich mir ein weiteres Bier aus dem Eiskasten und spüle meine staubtrockne Kehle ordentlich durch – das tut gut.
18.00 Uhr Als die leistungsstarke Geschirrspülmaschine endlich läuft, lasse ich mich in den Wohnzimmersessel fallen und folge interessiert den Abendnachrichten auf FOX.
19.00 Uhr Nachdem ich mich über die politischen Geschehnisse aus erster Hand informiert habe, wechsle ich auf den Bezahlsender AMC, um mich der Gruselserie “The Walking Dead” (löblich: Der wandelnde Tod) hinzugeben. Ich mache grosse Augen und werde mehrfach Zeuge, wie zähnefletschende Untote Menschen bei lebendigem Leibe verspeisen – gleich platzt mir der Kragen.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Episoden beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.