4. Oktober 2018 – Luxusurlaub ohne Mich

08.00 Uhr Ich werde zu nachtschlafender Zeit aus einem schönen Traum geklingelt. Zu allem Überfluss meldet sich mein Bruder am Telefon und unterbreitet, dass er einen Tag länger an Floridas Ostküste bleiben wird. Georg schwärmt in den höchsten Tönen und erzählt, dass er sich ins “Acqualina Resort” in Sunny Isles Beach einquartiert hat und sich dort pudelwohl fühlt. Als ich genauer nachfrage, vernehme ich, dass das fünf Sterne Luxushotel über weitläufige Suiten verfügt und ausserdem mit einer prima Wellness-Oase überzeugen kann – das ist ja allerhand.


Luxusurlaube kann ich mir nicht leisten

08.30 Uhr Missmutig beende ich das Telefonat und ärgere mich, weil ich mich dieser Reise nicht angeschlossen habe. Laut seufzend schwinge ich mich aus dem Bett und komme prompt zu dem Schluss, dass mir etwas Abwechslung auch sehr gut getan hätte. Trotz allen Nackenschlägen lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und ziehe mich ins Bad zurück, um lauwarmes Wasser in die Wirbelwanne laufen zu lassen. Nebenher rufe ich bei Edelbert an und lasse ihn wissen, dass ich gestern keine Einkäufe getätigt habe und gerne heute zum PUBLIX Supermarkt krusen möchte. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert und entgegnet, dass er mir beim Schoppingvergnügen gerne Gesellschaft leisten würde – das hört man gerne.
09.30 Uhr Während Dixon im Garten spielt, nehme ich die wichtigste Mahlzeit des Tages ein und blättere in der Tageszeitung. Auf Seite 18 erfahre ich, dass sich auf dem Tamiami Trail ein verheerender Unfall mit zahlreichen Schwerverletzten ereignet hat. Wie nicht anders zu erwarten, hat ein erst 19jähriger Fahranfänger die Kontrolle über seinen SUV verloren und ist frontal in den Cadillac einer 98jährigen Seniorin gekracht – das ist ja allerhand.
10.15 Uhr Nach der Stärkung hüpfe ich in den Chevrolet und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik gen Süden davon. Um schneller voran zu kommen, bringe ich in regelmässigen Abständen die Lichthupe zum Einsatz und schrecke auch nicht davor zurück, stetig zu hupen – das macht Spass.


Der beste Radiosender weltweit

10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten erreiche ich mein Ziel und kann den Professor per Handschlag begrüssen. Danach machen wir einem verwirrten Tattergreis einen Einkaufswagen streitig und schicken uns an, Produkte des täglichen Bedarfs auszuwählen. Darüber hinaus berichtet mein Begleiter, dass er Morgen bei Familie Satesh zum Abendessen eingeladen ist. Ich nicke eifrig und ermutige meinen Bekannten, der indischen Familie als kleine Aufmerksamkeit eine Tüte Curry mitzubringen – immerhin ist dieses Gewürz in Asien sehr beliebt.
11.30 Uhr Nachdem sich ein stattlicher Haufen im Einkaufswagen angesammelt hat, begeben wir uns zur Kasse und vereinbaren, dass wir nach dem Bezahlvorgang ins benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Gasthaus einkehren und uns stärken sollten – das kulinarische Wohl darf nicht zu kurz kommen.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten betreten wir das einladende Gasthaus und ordern an der Essensausgabe neben vitaminreichen BLT Sandwiches (löblich: Schinken, Käse und Tomaten Brote) auch durstlöschende 7Up (löblich: Sieben hinauf) Limonaden – schmeckt gar nicht schlecht.
12.30 Uhr Mit vollen Mägen verlassen wir die Schnellessgaststätte und verschaffen Dixon etwas Auslauf. Unterdessen berichte ich meinen Begleiter, dass Georg und Maria erst im Laufe des Freitags nach Naples zurück kommen werden. In diesem Zusammenhang verrate ich ausserdem, dass meine Verwandten Unsummen aus dem Fenster werfen und in einem der besten Hotelanlagen des Kontinents logieren. Der Professor macht grosse Augen und meint, dass wir uns solche Luxusurlaube leider nicht leisten können – wie wahr.


Mein Zuhause unter Palmen

13.30 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum an die Niagara Fälle versetzt – das war prima
14.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Während ich mich am Schreibtisch niederlasse und elektronische Briefe studiere, schlürfe ich Kaffe und nehme mir ausserdem das Recht heraus, mehrere Donuts aus dem Supermarkt zu fressen. Natürlich gebe ich auch hilfreiche Ratschläge ab und animiere eine alleinerziehende Dame (29) aus Münster, ihre Tochter Mathilda (5) ins Heim zu stecken.
15.30 Uhr Nach der schweisstreibenden Arbeit schalte ich den Heimrechner aus und genehmige mir ein kühles Budweiser aus dem Eiskasten. Ferner sehe ich im Garten nach dem Rechten und stelle mit grosser Sorge fest, dass Dixon schon wieder eine Grube im Garten der Nachbarn gebuddelt hat. Um von Herrn Booth in kein schlechtes Licht gerückt zu werden, eile ich zum Loch und befülle es ruckzuck mit Erde – gleich platzt mir der Kragen.


Ich beisse kraftvoll zu

16.30 Uhr Fix und foxi schlendere ich in die Küche zurück und mache mir Gedanken bezüglich des Nachtmahls. Um nicht stundenlang am heissen Herd stehen zu müssen, hole ich kurzerhand eine Tiefkühlpizza hervor und zaubere in Minutenschnelle ein prima Abendessen. Dazu gibt es einen farbenfrohen Beilagensalat sowie ein weiteres Bier.
18.00 Uhr Nachdem ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb genommen habe, verabschiede ich mich in den verdienten Feierabend und fröne den Nachrichten auf FOX.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) wechsle ich auf den Filmkanal HBO und schaue mir den russischen Gruselfilm “Queen of Spades” an. Das krude Machwerk handelt von vier unterbelichteten Jugendlichen, die durch ein altes Ritual eine böse Hexe heraufbeschwören – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel beende ich den Fernsehabend und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.