31. Juli 2018 – Es herrscht endlich wieder Frieden

08.00 Uhr Ein neuer Tag bricht an und ich finde die Villa ruhig und verlassen vor. Ich gebe mich erleichtert und lasse Dixon wissen, dass seit Sandras Abschied endlich wieder Frieden im Willoughby Drive herrscht. Wie es sich gehört, rolle ich mich sportlich aus dem Bett und ziehe es vor, die Morgengymnastik auf der Terrasse zu absolvieren.
08.30 Uhr Just als ich den Rasensprenger in Betrieb nehme, kommt Fräulein Melody an die Grundstücksgrenze und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie heute ihrem Onkel Lebewohl sagen und nach New York City (löblich: New York Stadt) zurückkehren wird. Ich schwelge in Erinnerungen und erkläre der Maid, dass ich im vergangenen Jahr zum letzten Mal den “Grossen Apfel” (unlöblich: Big Apple) besucht habe. Herrn Booths Nichte schenkt mir ein Lächeln und verspricht, dass wir uns an Weihnachten wiedersehen werden – das will ich doch hoffen.


Frau Melody verabschiedet sich

09.00 Uhr Nachdem ich das Kind verabschiedet habe, mache ich kehrt und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Während ich mit dem Schwamm hantiere und mich ordentlich wasche, bimmelt plötzlich das Telefon und ich sehe mich genötigt, mit meinem Bruder plaudern zu müssen. Georg legt beste Laune an den Tag und schlägt vor, dass wir an den Strand krusen und dem Vierbeiner etwas Auslauf bescheren könnten. Natürlich sage ich prompt zu und bringe eine Ausfahrt zum “Delnor Wiggins Pass State Park” zur Sprache – wie aufregend.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten beende ich das Badevergnügen und setze mich an den Esstisch, um vitaminreiche Froot Loops aus dem Hause Kelloggs zu fressen. Dazu gibt es echten Bohnenkaffee sowie leckere Rühreier. Um stets auf dem Laufenden zu bleiben, schlage ich während der Jause die Zeitung auf und erfahre, dass die Stadtoberen ein millionenschweres Bauprojekt beschlossen haben. Ich fahre mir durchs Haar und lerne, dass auf dem Campus der örtlichen “Hodges Universität” eine neue Mehrzweckhalle entstehen soll – das ist ja allerhand.
10.45 Uhr Um meine Verwandten nicht warten zu lassen, räume ich das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und schicke mich an, den Rüden zum Auto zu scheuchen. Anschliessend lasse ich den Motor aufheulen und gleite zu stimmungsvoller Radiomusik gen Westen davon – was kann es schöneres geben.
11.30 Uhr Nach einer fünfundvierzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt erreiche ich den “Wiggins Park” und stelle wohlwollend fest, dass Georg und Maria auch schon vor Ort sind. Mit Dixon im Schlepptau folge ich meinen Verwandten zum Ozean und merke an, dass dieser Strandabschnitt wegen seiner üppigen Vegetation zu den beliebtesten Ausflugszielen des Staates zählt. Georg macht grosse Augen und meint, dass sich hier viel zu viele Badegäste tummeln. Um dem Trubel aus dem Weg zu gehen, folgen wir dem Boardwalk (löblich: Strandweg) nach Süden und werfen Dixon Stöckchen zu – das macht Spass.


Wir werfen Dixon Stöckchen zu

12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, wende ich mich Maria zu und bringe in Erfahrung, dass sie heute Morgen mit Amanda telefoniert hat. Georgs Ehefrau strahlt über das ganze Gesicht und erzählt, dass die Kinder bereits in der kommenden Woche zu uns stossen werden – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
12.30 Uhr Da die Sonne unbarmherzlich vom Himmel brennt, lotse ich meine Begleiter zum renommierten “Beach Hotel” und merke an, dass eine reichhaltige Mahlzeit jetzt gerade Recht kommt. Georg reibt sich den Bauch und wirft ein, dass er grossen Hunger hat und sich ein Steak bestellen wird. Ich nicke eifrig und nehme mir das Recht heraus, die lieben Menschen ins “Turtle’s Nest” (löblich: Schildkröten Nest) Strandlokal einzuladen.
13.00 Uhr Während ein gestriegelter Kellner süffiges Leichtbier (unlöblich: Light Beer) kredenzt, werfen wir prüfende Blicke in die Tageskarte und wählen Tenderloin Filetsteaks mit Folienkartoffeln und buntem Gemüse aus – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
13.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, lasse ich Sandras Besuch noch einmal Revue passieren und verrate, dass mir das Kind gehörig auf die Nerven gegangen ist. Darüber hinaus gebe ich zu Protokoll, dass das faule Ding kaum etwas im Haushalt erledigt hat und auch kein Geld zur Haushaltskasse beigesteuert hat – wie schrecklich.


Ich sage Nein zu Bezahlkarten

14.00 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, zückt Georg seine schwarze American Express Card (löblich: amerikanische Schnellkarte) und begleicht die gesalzene Rechnung mit seinem guten Namen. Im Anschluss schlendern wir plaudernd am Golf entlang und beäugen skeptisch die leichtbekleideten Badegäste.
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 3 zugeht, treffen wir an den Autos ein und wischen uns die Schweissperlen von der Stirn. Georg schnauft wie ein Walross und beteuert, dass er sich nun auf einen ruhigen Abend freut. Ich schlage in die gleiche Kerbe und steige winkend ins Auto ein.
15.45 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann mich in der klimatisierten Stube von den Strapazen der letzten Stunden erholen. Ich strecke die Beine auf bequemen Sofa aus und döse schnell ein.
16.45 Uhr Nach einer Stunde stupst mich Dixon mit seiner nassen Nase an und fordert sein Abendessen heraus. In meiner Funktion als Tierfreund komme ich der Bitte prompt nach und vergesse auch nicht, den Trinknapf mit süffigem Leitungswasser aufzufüllen. Danach mache ich mich in der Küche nützlich und zaubere im Minutenschnelle italienische Langnudeln mit Pesto aus dem Glas – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der leckeren Nachtmahl schalte ich die Glotze ein und fröne den Nachrichten auf FOX. Darüber hinaus gebe ich mich der Ratesendung “Jeopardy” hin und schaffe es ohne weiteres, die richtigen Fragen auf die vorgegebenen Antworten zu stellen – das soll mir erst einmal jemand nachmachen.

19.00 Uhr Zur sogenannten Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) nehme ich mit dem Amazon Angebot Vorlieb und gebe mich dem Fernsehspiel “Catastrophe” (löblich: Katastrophe) hin. Die mehrteilige Sitzkomödie (unlöblich: Sitcom) handelt von einem amerikanischen Werbefachmann, der während eines Europaaufenthalts die alleinstehende Sharon kennen- und lieben lernt – da kommt besonders grosse Freude auf.
21.00 Uhr Nach vier heiteren Episoden schalte ich den Flachbildschirm aus und verabschiede mich gähnend ins Schlafzimmer. Gute Nacht.