13. Februar 2018 – The Big Country

08.00 Uhr Ich werde durch aggressives Telefonklingeln aus einen schönen Traum gerissen. Missmutig halte ich mir den Hörer ans Ohr und bin überrascht, Edelberts Stimme in der Leitung zu haben. Der gute Mann plappert ohne Unterlass und informiert, dass er gestern einen örtlichen Flohmarkt besucht und für wenig Geld etliche Filmscheiben gekauft hat. Ausserdem schlägt der schlaue Mann vor, dass wir uns am Abend in meinem kultivierten Zuhause treffen und einen zünftigen Filmabend veranstalten könnten – das hört sich verlockend an.
08.30 Uhr Nachdem ich das Gespräch beendet habe, rolle ich mich aus dem Bett und schleppe mich gähnend in die Küche, um Dixons Napf mit frischem Wasser aufzufüllen – was muss ich denn noch alles ertragen.
09.00 Uhr Im Anschluss absolviere ich die Morgengymnastik und nutze die Gelegenheit, um mit Herrn Booth zu plaudern. Mein Nachbar erkundigt sich nach dem Rechten und erzählt, dass Morgen der “Valentine’s Day” ansteht. Ich staune Bauklötze und entgegne, dass der “Tag der Liebenden” auf den christlichen Märtyrer Valentinus zurückgeht, der trotz des Verbots durch Kaiser Claudius II. Eheschliessungen vollzogen haben soll.


Der heilige Valentin

09.30 Uhr Schnaufend verabschiede ich mich ins Bad und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher studiere ich lesenswerte Artikel in der Zeitung und bringe heraus, dass am kommenden Montag der “President’s Day” gefeiert wird. Ich nicke zustimmend und denke an die stolzen Gründerväter zurück, die sich vor 250 Jahren ohne Furcht gegen die britischen Besatzer zur Wehr gesetzt haben – das waren noch bessere Zeiten.
10.30 Uhr Nach dem Badespass mache ich es mir in der Küche bequem und nehme die wichtigste Mahlzeit des Tages ein. Leider wird die himmlische Ruhe alsbald durch Frau Pontecorvo gestört. Die Perle von Nebenan legt beste Laune an den Tag und kündigt an, dass sie am Abend ins Lichtspielhaus gehen wird. Ich winke gelangweilt ab und stelle klar, dass mir dunkle Kinosäle gestohlen bleiben können. Ferner verrate ich der kleinen Frau, dass Edelbert am Abend vorbeikommen und mir beim fernsehschauen Gesellschaft leisten wird – das wird ein Spass.
11.00 Uhr Nachdem meine Nachbarin das Weite gesucht hat, spähe ich in den Küchenschrank und bemerke, dass kaum noch Knabbereien vorhanden sind. Weil ich ein perfekter Gastgeber sein möchte, klatsche ich in die Hände und entschliesse mich, mit dem Vierbeiner zum CIRCLE K Supermarkt zu spazieren. Ruckzuck scheuche ich den Rüden nach draussen und schlendere mit einem lustigen Lied auf den Lippen gen Süden davon.


Ich besorge Knabbereien

11.30 Uhr Am Ziel angekommen, stecke ich vitaminreiche Lay’s Kartoffelchips in eine umweltfreundliche Plastiktüte und vergessen auch nicht, Erdnüsse, eine Tüte RITZ Kräcker sowie gesunde Hershey’s Schokolade zu erwerben. Danach stecke ich der unterbelichteten Kassenkraft etliche Scheine zu und kehre gutgelaunt ins Wohngebiet zurück – da kommt besonders grosse Freude auf.
13.00 Uhr Zuhause angekommen, bestreiche ich zwei Brotscheiben mit Butter und garniere die Mahlzeit mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo. Dazu gibt es eine Dose Diät Cola sowie lustige Gewürzgurken aus dem Glas – schmeckt gar nicht schlecht.
13.30 Uhr Nachdem ich mich gestärkt habe, mache ich es mir auf dem Kanapee bequem und schliesse die Augen. Hund Dixon folgt meinem Beispiel und schlummert ebenfalls zeitnah ein.
14.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Während mich die Amazon Musiksäule mit stimmungsvoller Musik verwöhnt, arbeite ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und helfe verzweifelten Eltern bei schwerwiegenden Problemen.
15.30 Uhr Nach getaner Arbeit fahre ich den Heimrechner mausdrückend herunter und ringe mich dazu durch, für den Abend einen Thunfischsalat zuzubereiten. Voller Elan begebe ich mich in die Küche und mache es mir zur Aufgabe, eine Fischdose zu öffnen und eine Zwiebel klein zu schneiden. Anschliessend vermenge ich die Zutaten mit Mayonnaise und gebe etwas Salz dazu – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
16.30 Uhr Da es angenehm war ist und der laue Abend dazu einlädt, einen Film auf der Grossbildleinwand anzuschauen, schleppe ich meinen Projektor auf die Terrasse und verbinde ihn mit dem Blu-Ray Abspielgerät. Ferner rücke ich zwei Liegestühle zurecht und kann es kaum noch erwarten, Edelbert in meinem bescheidenem Zuhause Willkommen heissen zu können.

17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, fährt Edelberts JEEP endlich vor. Ich begrüsse den schlauen Mann herzlich und registriere, dass er den Westernklassiker “The Big Country” (auf deutsch: Weites Land) mitgebracht hat. Ich schnalze zufrieden mit der Zunge und erinnere mich, dass diese Erfolgsproduktion erstmals im Jahre 1958 in den Lichtspielhäusern zu sehen war.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen schiebe ich die silberne Filmscheibe in den Projektor und fahre eine Schale Kartoffelchips auf. Edelbert lehnt sich zufrieden zurück und gibt sich der Geschichte des Wilden Westens hin. Ich fröne ebenfalls den bunten Bildern und mutmasse, dass die armen Menschen damals nichts zu lachen hatten.
21.00 Uhr Nach drei Stunden flimmert der Abspann über die Leinwand und ich komme aus dem Gähnen gar nicht mehr heraus. Auch Edelbert reibt sich die Augen und meint, dass nun die Zeit gekommen ist, um sich zu verabschieden – wie wahr.
21.00 Uhr Nachdem endlich Ruhe und Frieden herrscht, rufe ich Dixon ins Haus und lösche sämtliche Lichter. Anschliessend falle ich fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.