17. Januar 2018 – Weg mit dem Weihnachtskrempel

08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich komme zu dem Schluss, dass es langsam Zeit wird, die weihnachtlichen Dekorationsartikel aus der kleinen Villa zu verbannen. Ruckzuck werfe ich mir den Bademantel über und mache es mir zur Aufgabe, das Lametta vom künstlichen Weihnachtsbaum zu entfernen und den neben der Haustüre angebrachten Mistelzweig in den Mülleimer zu stopfen – gleich platzt mir der Kragen.
08.30 Uhr Während Hund Dixon ausgelassen im Garten spielt, verfrachte ich die wertvollen Drehpyramiden aus dem Erzgebirge in Kartons und vergesse auch nicht, den künstlichen Schnee von den Fensterscheiben zu kratzen. Nebenbei lausche ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY und habe das Vergnügen, das Titellied des am Freitag erscheinenden Debütalbums der aufstrebenden Landmusikcombo LANco zu hören. Ferner erfahre ich, dass die Musikgruppe anno 2013 in Nashville, TN gegründet wurde und bereits mit dem Lied “Greatest Love Story” (löblich: Grösste Liebesgeschichte) einen landesweiten Hit (löblich: Schlag) landen konnte – wie schön.

09.15 Uhr Nachdem ich die Arbeit beendet habe, trinke ich einen Schluck Milch und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie das verrostete Auto meiner Putzperle vorfährt. Wie es sich gehört, öffne ich spornstreichs die Pforte und heisse Frau Gomez herzlich Willkommen. Die kleinwüchsige Mexikanerin nölt in einer Tour und beteuert, dass sie erst am Montag aus ihrem Weihnachtsurlaub zurückgekommen ist und wenig Lust hat, den Dreck anderer Leute wegzuräumen. Ich zucke mit den Schultern und bitte die Dame, Wäsche zu waschen, den Wohnzimmerboden zu wischen und die Bettwäsche zu wechseln. Anschliessend ziehe ich mich fingerschnippend ins Bad zurück und lasse Wasser in die Wirbelwanne laufen – da kommt Freude auf.
10.15 Uhr Als ich kurz nach dem Zehnuhrläuten den Badespass beende, bimmelt plötzlich das Telefon. Zu meiner Freude meldet sich Maria im Rohr und erzählt, dass sie die wichtigste Mahlzeit des Tages an Georgs Seite im Vereinsheim der Tiburon Golfanlage eingenommen hat. Darüber hinaus berichtet meine Schwägerin, dass sie nun mit Georg einige Bälle schlagen und anschliessend zum Frisör gehen wird – das soll mir auch Recht sein.
10.45 Uhr Da ich noch nichts gegessen habe, lasse ich mich am Küchentisch nieder und bitte Frau Gomez, mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten. Die Reinigungsfachfrau lässt sich nicht zweimal bitten und nimmt sich das Recht heraus, zwei Tassen aus dem Küchenschrank zu holen und mit dem futuristischen DeLonghi Vollautomaten echten JACOBS Bohnenkaffee aufzubrühen. Bei dieser Gelegenheit lasse ich die Putzfrau wissen, dass mich meine Mieterin mit einem stattlichen Weihnachtpaket überrascht hat. Meine Tischnachbarin ist begeistert und beteuert, dass der deutsche Kaffee sehr würzig daherkommt – das kann man laut sagen.


Weihnachten ist längst vorbei

11.30 Uhr Nach der Stärkung spähe ich in den Eiskasten und registriere, dass kaum noch Lebensmittel vorrätig sind. Um in den kommenden Tagen nicht Hunger leiden zu müssen, klatsche ich in die Hände und fordere den Vierbeiner auf, mich zum PUBLIX Supermarkt zu begleiten – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, treffe ich am Ziel ein und mache einer störrischen Kunden einen Einkaufswagen streitig. Danach strebe ich lachend in den klimatisierten Flachbau und lade Waren des täglichen Bedarfs ein. Darüber hinaus schoppe ich auch in der Obst- und Gemüse Abteilung ab und leiste mir eine lustige Zuckermelone aus dem fernen Peru – man gönnt sich ja sonst nichts.


Ich schoppe bei PUBLIX ab

13.00 Uhr Um insgesamt 87 Dollars erleichtert, steuere ich als nächstes “Bob’s Liquor Store” an, um süffiges Erdinger Weissbier sowie vitaminreiches Budweiser einzukaufen. Natürlich plaudere ich auch mit dem Ladeninhaber und bringe in Erfahrung, dass Herr Bob alsbald in den hohen Norden reisen und seinen Cousin in North Carolina besuchen wird – das hört man gerne.
14.00 Uhr Völlig verschwitzt treffe ich wieder im Willoughby Drive ein und zögere nicht, die schweren Einkaufstüten ins Haus zu schleppen. Danach fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und falle erschöpft aufs Kanapee.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und nutze den angebrochenen Nachmittag, um Anschnur zu gehen und Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher zu studieren. Wie nicht anders zu erwarten, finde ich Dutzende Briefe im elektronischen Postfach vor und stelle fest, dass es die Jugend von heute ziemlich bunt treibt – wie furchtbar.
16.00 Uhr Nachdem ich zum Abschluss der Anschnursitzung die neuesten Einträge im Gästebuch überflogen habe, leine ich den Vierbeiner an und breche zu einem Spaziergang auf. Mit einem schönen Lied auf den Lippen schlendere ich durch das beschauliche Wohngebiet und halte die frechen Nachbarskinder Emily und Francis an, nicht zu krakeelen und auch keine Fensterscheiben einzuwerfen – gleich platzt mir der Kragen.


Stephen King – Sleeping Beauties

17.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, beschalle ich die Wohnstube mit stimmungsvoller Radiomusik und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Nebenher telefoniere ich mit Prof. Kuhn und vernehme, dass der gute Mann den Tag in einer Barnes & Noble Buchhandlung verbracht und sich mit leichter Lektüre eingedeckt hat. Edelbert kommt auf den neuen Roman des Erfolgschriftstellers Stephen King zu sprechen und legt mir nahe, ebenfalls 12 Dollars in den Bestseller “Sleeping Beauties” (löblich: Schlafende Schönheiten) zu investieren – das werden wir erst noch sehen.
18.00 Uhr Nachdem ich vier Wurstbrote, ein Dutzend Gewürzgurken aus dem Glas sowie ein halbes Pfund Capocollo gefressen habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Um auf den neuesten Stand zu kommen, schaue ich mir die FOX Nachrichten an und informiere mich aus erster Hand über die Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf den Bezahlsender SHOWTIME, um der seichten Komödie “Splash” (auf deutsch: Jungfrau am Haken) aus dem Jahre 1984 zu frönen – das macht Spass.
21.00 Uhr Ein heiterer Fernsehabend geht zu Ende und ich drücke beherzt auf den “OFF” (löblich: AUS) Knopf der neumodernen Fernbedienung. Danach rufe ich Dixon ins Haus und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.