25. September 2017 – Happy Birthday Edelbert

08.00 Uhr Ich schwinge mich ausgeruht aus dem Bett und scheuche Dixon an die frische Luft. Während ich meine Glieder stähle, mache ich mir Gedanken bezüglich der geplanten Grillfeier am Abend. Ich hüpfe auf und ab und gebe Dixon zu verstehen, dass wir Edelbert gleich über unser Vorhaben in Kenntnis setzen sollten.
08.30 Uhr Bevor ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lasse, rufe ich bei meinem Bekannten an und übermittle ihm die besten Glückwünsche zu seinem Geburtstag. Prof. Kuhn bedankt sich artig und sagt, dass wir uns zum Frühstück treffen sollten. Ich schüttle entschieden den Kopf und entgegne, dass ich mich nicht lumpen lassen und am Abend eine grosse Geburtstagsfeier ausrichten werde. Bevor Edelbert Widerworte findet, stelle ich klar, dass er um 16 Uhr vorbeikommen und mir bei den Vorbereitungen helfen kann – wie aufregend.


Alles Gute Edelbert

09.30 Uhr Nach dem Badespass verzehre ich ein kleines Frühstück und komme zu dem Schluss, dass ich zeitnah zur Metzgerei meines Vertrauens krusen und Grillfleisch besorgen muss. Darüber hinaus bemerke ich, dass auch keine A1 Sauce im Eiskasten vorrätig ist – was muss ich denn noch alles ertragen.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten klingle ich am Nachbaranwesen und fordere Frau Pontecorvo auf, mich zur Satreales Metzgerei zu begleiten. Die Perle rollt mit den Augen und schlägt vor, dass wir den Gästen am Abend etwas Abwechslung bieten und gegrillten Fisch auftischen sollten. Nach kurzem Zögern gehe ich auf den Vorschlag ein und merke an, dass wir im “Fish Market” am Collier Boulevard bestimmt leckere Filets finden werden. Mein Gegenüber reibt sich die Hände und folgt mir plappernd zum PS-strotzenden Chevrolet Suburban.
11.00 Uhr Endlich treffen wir am Ziel ein und registrieren, dass der Ladeninhaber neben Zackenbarsche, Roten Schnappern und Makrelen auch Meerbrassen feilbietet. Ich schnalze mit der Zunge und ringe mich dazu durch, sechs Pfund des sogenannten “Sheapheads” einzukaufen. Der Knecht hinter der Kühltheke versorgt mich mit Infos und legt mir nahe, die Brassenfilets mit Salz, Pfeffer und etwas Zitrone auf Alufolie zu grillen – wie schön.


Ich kaufe Kartoffelflips ein

11.45 Uhr Im Anschluss steuern wir den WINN DIXIE Supermarkt am Golden Gate Parkway an und machen einer tattrigen Seniorin mit blauen Haaren einen Einkaufswagen streitig. Danach schlendere ich an Frau Pontecorvos Seite durch die breiten Gänge und lade neben süffigem Weisswein, Grillsauce, Kartoffelchips auch lustige Weichgetränke (unlöblich: Softdrinks) in das klapprige Gefährt. Nebenher tratsche ich mit meiner Bekannten und lasse sie wissen, dass wir zum Flossenträger Salate und gebackene Kartoffelspalten reichen werden.
12.30 Uhr Weil mein Magen knurrt, lotse ich Frau Pontecorvo in das benachbarte Subway Gasthaus und spendiere ihr ein reichbelegtes Sandwich (löblich: Wurstbrot) sowie einen Becher 7UP. Während wir kraftvoll zubeissen erfahre ich, dass meine Nachbarin dem Professor ein lustiges Windspiel zu seinem Ehrentag überreichen wird. Ich schenke der Dame ein Lächeln und mutmasse, dass Edelbert den Tand auf seinem Balkon anbringen wird.
13.15 Uhr Zurück im Willoughby Drive, räume ich die Lebensmittel in den Eiskasten und erkläre meiner Nachbarin, dass ich ganz ausser Atem bin und mich etwas entspannen muss. Frau Pontecorvo zeigt Verständnis und verspricht, in zweieinhalb Stunden wiederzukommen – das ist prima.


Mein Zuhause unter Palmen

14.00 Uhr Nachdem ich ein Budweiser gesoffen habe, falle ich rülpsend aufs Kanapee und döse prompt ein. Dixon flitzt unterdessen in den Garten und macht es sich zur Aufgabe, mit einem Tennisball zu spielen.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und schicke mich an, bei sengender Hitze Kohle in den Grill zu schütten. Darüber hinaus wische ich den Tisch mit einem nassen Lappen ab und vergesse auch nicht, den Terrassenboden ordentlich zu fegen. Zu guter Letzt breite ich eine Decke über der Tafel aus und lege das Besteck bereit.
15.45 Uhr Wenig später kann ich Frau Pontecorvo sowie Prof. Kuhn in meinem bescheidenen Zuhause begrüssen. Wie es sich gehört, strecke ich dem Geburtstagskind die Hand entgegen und wünsche ihm abermals alles Gute. Meine Nachbarin folgt diesem Beispiel und lässt es sich nicht nehmen, Edelbert das Windspiel auszuhändigen. Anschliessend präsentiere ich die Einkäufe und beteuere, dass auch Herr Wang am Abend mit einer perfekt gegrillten Brasse Vorlieb nehmen wird – das gibt ein Festessen.
16.30 Uhr Nachdem wir die Filets gewürzt haben, bereiten wir die Salate zu. Edelbert legt beste Laune an den Tag und erzählt, dass er am Morgen mit seinem Sohn telefoniert hat. Ferner bringen wir heraus, dass Peter über den Ausgang der Bundestagswahl hochzufrieden war. Ich schlage in die gleiche Kerbe und unke, dass es Frau Merkel schwer haben wird, eine Koalition mit der FDP und der grünen Chaotenpartei zu schmieden.


Das amtliche Endergebnis

17.00 Uhr Während ich Mayonnaise, Essig sowie feines Olivenöl in eine Schüssel gebe und die Salatsauce anrichte, kommt der Professor erneut auf die Bundestagswahl zu sprechen und meint, dass er von einem besseren Abschneiden der “Alternativen für Deutschland” ausgegangen ist. Ich winke demonstrativ ab und stelle klar, dass mir Deutschland gestohlen bleiben kann.
17.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf halb Sechs zugeht, bimmelt es an der Pforte und wir können Herrn Wang samt Tochter Carol begrüssen. Ruckzuck biete ich den Gästen Plätze an und werfe den Fisch auf den zischenden Grillrost. Während Edelbert die Gläser mit Weisswein auffüllt, stösst mich Carol in die Seite und erkundigt sich, wann Sandra in Florida eintrudeln wird. Ich nehme das Mädchen skeptisch in Augenschein und verweise auf den 1. Oktober – gleich platzt mir der Kragen.
18.00 Uhr Schon bald fülle ich die Porzellanteller mit köstlichem Essen auf und bitte Edelbert, eine kleine Rede zu halten. Der schlaue Mann lässt sich nicht zweimal bitten und bedankt sich artig für die schöne Feier. Im Anschluss greifen wir zu Messer und Gabel und kommen überein, dass der “Sheaphead” ganz vorzüglich mundet.


Philip Roth – Goodbye, Columbus

19.00 Uhr Im weiteren Verlauf des Abends überreiche ich Prof. Kuhn mein Präsent und informiere, dass es sich hierbei um die Erstausgabe der Philip Roth Geschichtensammlung “Goodbye Columbus” handelt. Edelbert staunt Bauklötze und entgegnet, dass er den Schmöker mit grossem Vergnügen lesen wird – das hört man gerne.
20.00 Uhr Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen haben, endet das stimmungsvolle Beisammensein. Schlussendlich schütteln wir Hände und Herr Wang verspricht, dass er sich alsbald revanchieren wird.
20.30 Uhr Als endlich Ruhe und Frieden in der Villa Einzug gehalten haben, befülle ich die Geschirrspülmaschine mit dem schmutzigen Geschirr. Ferner sorge ich auf der Terrasse für Sauberkeit und rufe Dixon in die gute Stube.
21.00 Uhr Mit letzter Kraft schleppe ich mich ins Bad und lasse den langen Tag bei einer heissen Dusche ausklingen. Anschliessend falle ich erschöpft ins Bett und schlummere schnell ein. Gute Nacht.