08.00 Uhr Ich hüpfe aus dem Bett und mache es mir zur Aufgabe, den frühen Morgen mit dem Frühsport am Fenster einzuläuten. Unterdessen blicke ich zum WINNEBAGO TRAVATO und erinnere mich, dass uns Georg gebeten hat, täglich die Zellspannung der Batterie zu überprüfen und auch den Wassertank aufzufüllen.
08.30 Uhr Just als ich aus der Duschwanne steige und mich abtrockne, klopft es an der Zimmertüre. Ich öffne spornstreichs die Pforte und sehe mich mit Sandra konfrontiert. Das Kind hüpft von einem Bein aufs andere und sagt, dass sie jetzt frühstücken und anschliessend nach Asbury Park krusen möchte. Natürlich nicke ich eifrig und stelle klar, dass ich in einer halben Stunde abfahrbereit sein werde – was muss ich denn noch alles ertragen.
09.00 Uhr Nachdem ich etwas Kleingeld für das Reinigungspersonal hinterlegt habe, verlasse ich das spartanisch eingerichtete Motelzimmer und treffe Edelbert am Wohnmobil an. Mein Bekannter kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und lässt mich wissen, dass der Teppich mit Bröseln und Hundehaaren übersäht ist. Ich stimme zu und entgegne, dass wir nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages eine Tankstelle ansteuern sollten.
Wir frühstücken in Kohl’s Schopping Center
09.30 Uhr Nach einem erquickenden Spaziergang mit Hund Dixon, klemme ich mich hinters Lenkrad und fahre ruckzuck vom Parkplatz. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, steuern wir als erstes das “Kohl’s Shopping Center” (löblich: Kohls Einkaufszentrum) am Stadtrand von Middletown an und nehmen uns das Recht heraus, im “Pandera Bread” Gasthaus zu frühstücken. Nebenher plappert Sandra ohne Unterlass und kündigt grossspurig an, dass wir gleich nach Rumson fahren und Bruce Springsteins Wohnhaus besuchen werden. Als ich Einspruch einlege, schnappt sich Sandra den Autoschlüssel und meint, dass sie das Steuer übernehmen wird.
10.30 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten sitzen wir wieder im TRAVATO und rasen zur erstbesten Tankstelle, um das Wohnmobil mit Diesel zu befüllen. Währenddessen wirft der Professor prüfende Blicke auf die Steuereinheit im hinteren Teil des Wohnmobils und behauptet, dass der Wassertank ausreichend gefüllt und auch die Batteriespannung im grünen Bereich ist – das hört man gerne.
Wir betanken den TRAVATO redlichst
11.15 Uhr Endlich kann die Reise durch den viertkleinsten Bundesstaat der Vereinigten Staaten losgehen. Sandra bringt das Gefährt auf dem Highway 35 gen Süden und berichtet, dass Herr Springstein seit vielen Jahren in der Kleinstadt Rumson gegenüber der Day School (löblich: Tagesschule) wohnt. Ich wirke beruhigend auf das Mädchen ein und mutmasse, dass sich der Multimillionär sicher hinter meterhohen Mauern verschanzt hat.
12.00 Uhr Nach zehn Meilen passieren wir die Bildungseinrichtung und registrieren, dass das benachbarte Grundstück nicht nur von dichtem Gestrüpp, sondern auch von einem Zaun umschlossen ist. Lachend betätige ich die Hupe und animiere Sandra, das Gaspedal bis zum Anschlag durchzudrücken und uns schnellstmöglich nach Asbury Park zu bringen – immerhin habe ich meine Zeit nicht gestohlen.
12.45 Uhr Bei leichtem Nieselregen gleiten wir durch Long Branch und erfahren beim Blick auf ein Hinweisschild, dass die Kleinstadt Deal zu unserer Linken liegt. Sandra schwärmt in den höchsten Tönen und informiert, dass Bruce Springsteens Ehefrau Patti dort vor 63 Jahren geboren wurde – jaja.
13.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Halb Zwei zugeht, erblicken wir das Willkommensschild von Asbury Park. Sandra nimmt den Fuss vom Gas und rollt auf der Ocean Avenue nach Süden. Ausserdem erzählt das Kind, dass Asbury Park in den 1960er und 1970er Jahre ein beliebter Treffpunkt junger Leute war. Zudem deutet Sandra in Richtung einer unscheinbaren Wirtschaft namens “The Stone Pony” und beteuert, dass Bruce Springstein in dieser Kaschemme unzählige Konzerte gespielt hat – das ist mir Wurst.
Willkommen in Asbury Park, NJ
14.15 Uhr Nachdem wir sämtliche Sehenswürdigkeiten gesehen haben, suchen wir rasch das Weite und fassen den Entschluss, in Point Pleasant eine kurze Rast einzulegen und in der “Vesuvio Pizzeria” zu Mittag zu essen. Ein freundlicher Ober heisst uns herzlich Willkommen und versorgt uns mit köstlichen Nudelgerichten. Wir greifen zungeschnalzend zum Besteck und kommen überein, dass wir spätestens in eineinhalb Stunden in Atlantic City sein werden. Edelbert reibt sich die Hände und kann es kaum noch erwarten, den Abend in einem Casino zu verbringen und das Glück herauszufordern – das kann ja heiter werden.
15.15 Uhr Mit vollen Mägen verschaffen wir Dixon etwas Auslauf und spähen nebenher in den dunklen Himmel. Der Professor legt seine Stirn in Falten und unkt, dass es womöglich bald schneien wird. Um nicht in einen Schneesturm zu geraten, übereiche ich dem schlauen Mann den Autoschlüssen und beauftrage ihn, uns sicher auf dem “Garden State Parkway” nach Süden zu bringen. Danach bette ich mich auf dem bequemen Bett zur Ruhe und döse an Hund Dixons Seite ein – das tut gut.
16.15 Uhr Sandra klatscht laut in die Hände und unterbreitet, dass wir nun Atlantic City erreicht haben. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und erkenne beim Blick nach draussen, dass viele Hotels und Casinos geschlossen sind. Darüber hinaus fällt mir auch auf, dass auf den Strassen kaum Menschen zu sehen sind – wie eigenartig.
Einst ein Tourismusmagnet – Heute eine Geisterstadt
17.00 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten kommen wir mit schlitternden Pneus vor dem “Ramada Motel” am Atlantic City Expressway zum Halten und bringen an der Rezeption in Erfahrung, dass unzählige Hotels in den letzten Jahren leider ihre Pforten schliessen mussten. Der Motelbetreiber blickt traurig drein und erzählt, dass besonders während der kalten Jahreszeit nur wenige Touristen in den Casinos anzutreffen sind. Wir seufzen laut und bitten den Heini, uns drei Zimmer zu vermieten. Der gute Mann nickt eifrig und knöpft uns 46 Dollars pro Person ab.
18.00 Uhr Nachdem wir unser Gepäck untergestellt haben, vertreten wir uns die Beine und kommen zu dem Schluss, dass ein Casinobesuch leider ausfallen muss. Stattdessen schlendern wir in das benachbarte “Pizza Party” Italiengasthaus, um das Abendessen einzunehmen. Edelbert gibt sich während der Jause besonders wortkarg und meint, dass er sich den Abstecher nach Atlantic City ganz anders vorgestellt hat – wie wahr.
19.00 Uhr Zurück im Motel, wünsche ich meinen Begleitern eine ruhige Nacht und beschliesse den langen Tag mit einem heissen Vollbad. Anschliessend lege ich mich zu Dixon ins Bett und schaue noch etwas Fern. Gute Nacht.