5. Januar 2017 – Abschied

08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und freue mich, als Hund Dixon schwanzwedelnd ans Bett kommt. Natürlich streichle ich dem Racker über den Kopf und informiere, dass wir Morgen der grössten Stadt Kanadas Lebewohl sagen und in Richtung Florida aufbrechen werden – das wird eine Gaudi.


Hund Dixon wedelt mit der Rute

08.30 Uhr Nachdem sich der Rüde nach unten verabschiedet hat, hole ich meinen DELSEY Koffer aus dem Schrank hervor und lege eine Tschienshose sowie etliche Hemden hinein. Anschliessend verschwinde ich in der Nasszelle und läute den jungen Morgen mit einem erquickenden Vollbad ein – das tut gut.
09.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb Zehn zugeht, geselle ich mich zu meinen Verwandten in die Küche, um mir ein nahrhaftes kanadische Frühstück schmecken zu lassen. Bei dieser Gelegenheit verweise ich auf die unmittelbar bevorstehende Abreise und lasse Edelbert und Sandra wissen, dass wir in 24 Stunden bereits auf der Autobahn sein und nach Hamilton rasen werden.
10.00 Uhr Während Maria in der Küche schuftet, folge ich Georg in die Bibliothek und erkundige mich, ob am Abend eine Abschiedsfeier ansteht. Mein Bruder steckt sich eine Zigarre an und sagt, dass die Kinder um 17 Uhr zum Abendessen vorbeikommen wollen. Ich werde sogleich hellhörig und bringe auf Anfrage heraus, dass sich Maria abermals in der Küche beweisen und ein Geschnetzeltes zaubern wird – das hört sich verlockend an.


Bitte nicht rauchen

11.00 Uhr Da Dixon langsam unruhig wird, schlüpfe ich in die Winterjacke und fordere Edelbert auf, mich zur “Centerpoint Mall” zu begleiten. Der Professor lässt sich nicht zweimal bitten und folgt mir zigarrepaffend an die frische Luft. Während Dixon durch den Schnee flitzt und aus dem Schnüffeln gar nicht mehr herauskommt, merke ich an, dass wir im Kaufhaus etliche Flaschen Rotwein für die Abschiedsfeier einkaufen sollten. Der Professor nickt eifrig und verspricht, dass er sich nicht lumpen lassen und zwei besonders teure Rebensäfte aussuchen wird.
11.45 Uhr Am Ziel angekommen, eilen wir mit Dixon im Schlepptau ins erstbeste Alkoholgeschäft und nehmen die feilgebotenen Weine in Augenschein. Prompt gesellt sich ein Fachverkäufer an unsere Seite und stellt die Behauptung auf, dass zu einem Abendessen ein Lafite Cuvee aus dem Hause Rothschild nicht fehlen darf. Obgleich ein Humpen mit 20 Dollars zu Buche schlägt, gehen wir auf den Handel ein und bitten den Knecht, zwei Flaschen zu berechnen.
12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten setzen wir unseren Bummel fort und lachen über die aktuelle Herrenmode des kommenden Sommers. Ich deute stirnrunzelnd zum Schaufenster der “Bluenotes” Filiale und erkläre dem Professor, dass Hüte und lange Mäntel in diesem Jahr sehr angesagt sind.
13.00 Uhr Nachdem wir bei “Piccle Barrel” Kaffee getrunken und Waffeln gefressen haben, verlassen wir die Mall und spazieren bei einsetzendem Schneefall zum Stadthaus zurück. Unterdessen blicke ich skeptisch zum Himmel und kann es kaum noch erwarten, in wenigen Tagen den Winter hinter mir lassen zu können.
13.45 Uhr Zuhause angekommen, treffen wir Georg und Maria suppelöffelnd in der Küche an. Die Dame des Hauses versorgt uns ebenfalls mit einer klaren Brühe und beteuert, dass ich am Nachmittag unbedingt Hund Dixon in die Badewanne stecken sollte. Als ich genauer nachfrage, rümpft Maria ihre Nase und meint, dass der Vierbeiner eigenartig riecht. Selbstverständlich winke ich augenblicklich ab und verweise auf die Tatsache, dass man Hunde mit krausem Fell nicht baden darf – wo kämen wir denn da hin.


Naples wir kommen …

14.30 Uhr Da die Abschiedsfeier noch auf sich warten lässt, sehe ich in Sandras Zimmer nach dem Rechten und werde Zeuge, wie das Kind Kleidungsstücke in eine Reisetasche steckt. Ausserdem vernehme ich, dass die Maid ihren Heimflug auf den 4. Februar gelegt hat und sich auf entspannte Tage im sonnigen Naples freut – wie schön.
15.15 Uhr Nach der Plauderei kehre ich ins Wohnzimmer zurück und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe. Während die Lichter am Christbaum leuchten und stimmungsvolle Carpenters Klänge aus der Musikanlage dröhnen, schliesse ich die Augen und bald prompt ein.
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und ziehe es vor, mich zu Maria und Sandra in die Küche zu gesellen. Während die Beiden mit den Kochtöpfen und Pfannen hantieren, frage ich nach Dixon und erfahre, dass Georg und Edelbert mit dem Rüden im Garten spielen. Ich zucke mit den Schultern und hole mir ein Bier aus dem Kühlschrank.


Bier ist sehr gesund

17.00 Uhr Wenig später klingelt es an der Pforte und ich kann die Kinder herzlich begrüssen. Wie es sich gehört, winke ich die jungen Leute zuvorkommend herein und helfe ihnen aus den Jacken. Danach nehmen wir am festlich eingedeckten Esstisch platz und führen uns ein schmackhaftes Putengeschnetzeltes an Bandnudeln zu Gemüte.
17.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, lasse ich die letzten Tage noch einmal Revue passieren und stelle klar, dass es ein grosses Vergnügen war, die staade Zeit in Kanada zu verbringen. Georg schenkt mir ein Lächeln und kündigt an, dass wir uns spätestens im März im Sonnenscheinstaat wiedersehen werden – wie schön.
18.00 Uhr Als meine Schwägerin Kaffee und Kuchen auffährt, bringe ich noch einmal den anstehenden Abschied zur Sprache und gebe zu Protokoll, dass wir mindestens zwei Wochen unterwegs sein werden. Georg tippt mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte und legt uns nahe, grösste Vorsicht an den Tag zu legen und achtsam mit der serienmässig eingebauten Unterhaltungselektronik umzugehen – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.


Unser Wohnmobil verfügt über eine Küche – wie aufregend

19.00 Uhr Ein schöner Abend neigt sich langsam seinem Ende zu. Weil wir morgen zeitig aufstehen müssen, verabschieden wir die Kinder händeschüttelnd und versprechen, im Laufe unserer Reise zu telefonieren.
20.00 Uhr Nachdem die jungen Leute das Weite gesucht haben, beschliessen wir den Tag mit einem letzten Glas Rotwein. Nebenher folgen wir den Nachrichten und lernen, dass Morgen den Heiligen Drei Königen gedacht wird, die einst von Saba auszogen, um dem Jesukind Weihrauch und Gold vor die Füsse zu legen – wie schön.
21.00 Uhr Schlussendlich klatsche ich in die Hände und fordere Dixon auf, mir ins Gästezimmer zu folgen. Ausserdem wünsche ich den Anderen eine ruhige Nacht und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.