07.45 Uhr Weil sich meine Zugehfrau angekündigt hat, stehe ich heute etwas früher auf. Wie es sich gehört, fülle ich als erstes Dixons Trinknapf mit frischem Wasser auf und vergesse auch nicht, den DeLonghi Kaffeevollautomaten in Betrieb zu nehmen. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lockere meine eingeschlafenen Glieder mit der Morgengymnastik – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Während aus dem Radio stimmungsvolle Landmusikklänge dröhnen, verabschiede ich mich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und bringe heraus, dass mein Bekannter gleich Bob’s Liquor Store ansteuern und bayerisches Bier einkaufen wird. Ich schnalze zufrieden mit der Zunge und lasse Edelbert wissen, dass ich ihn zum Alkoholgeschäft unseres Vertrauens begleiten werde. Der schlaue Mann freut sich und schlägt vor, dass wir anschliessend in der “Tulia Osteria” zu Mittag essen könnten – das hört sich verlockend an.
09.30 Uhr Just als Frau Gomez die Haustüre aufstösst, beende ich den Badespass und ziehe modische Freizeitkleidung an. Danach begrüsse ich die Mexikanerin herzlich und bitte sie, nicht nur Wäsche zu waschen, sondern auch das Wohnzimmerkanapee abzusaugen. Die fleissige Putzfrau wischt sich mit dem Handrücken über die nasse Stirn und beteuert, dass sie zuerst einen Kaffee trinken möchte. Ich nicke eifrig und lotse die Perle ohne Umschweife in die Küche.
Wir trinken Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0
10.00 Uhr Während ich das Frühstück einnehme, redet die Zugehfrau ohne Punkt und Komma auf mich ein und kündigt an, dass sie im Juli nach Mexiko ausfliegen wird. Darüber hinaus vernehme ich, dass ich bis zum August selbst zum Staubwedel greifen und die kleine Villa eigenständig in Schuss halten muss – das kann ja heiter werden.
10.30 Uhr Bevor ich losfahre, tippe ich Georgs Handtelefonnummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und erkläre meinem Bruder, dass ich gegen halb Eins im “Tulia” sein werde. Mein Verwandter ist hellauf begeistert und sagt, dass er sich ein Mittagessen im besten italienischen Restaurant der Stadt nicht entgehen lassen wird – das hört man gerne.
11.00 Uhr Dreissig Minuten später komme mit quietschenden Pneus vor Bob’s Liquor Store zum halten. Während Dixon bei laufendem Motor im Chevrolet wartet, schlendere ich in das Alkoholgeschäft und treffe Edelbert am Weinregal an. Mein Bekannter legt seinen Zeigefinger an die Unterlippe und meint, dass er sich nicht zwischen einem herben Chardonnay und einem Gallo aus dem goldenen Nappa Valley entscheiden kann. Ich zucke mit den Schultern und mache es mir zur Aufgabe, zwei Kisten Erdinger Weissbier zur Kasse zu schleppen. Ferner lege ich eine Flasche Jack Daniels dazu und gebe Edelbert unmissverständlich zu verstehen, dass ich Rotwein bevorzuge.
Ich bevorzuge Rotwein
11.30 Uhr Nach einer halben Stunde hat der Professor endlich eine Entscheidung getroffen und bittet den Ladeninhaber vier Flaschen Gallo sowie süffiges Löwenbräubier zu berechnen.
12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten kehren wir zu den Autos zurück und schicken uns an, die Getränke auf den Ladeflächen zu verstauen. Im Anschluss lasse ich den Motor aufheulen und folge Edelberts JEEP ins Stadtzentrum. Nebenher lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY und habe das Vergnügen, eine Komposition des aus Phoenix, AZ stammenden Ausnahmekünstlers Dierks Bentley zu hören – wie aufregend.
12.45 Uhr Nachdem wir geeignete Stellplätze unweit der 5th Avenue gefunden haben, spazieren wir auf Schusters Rappen zum besagten Italiengasthaus. Edelbert reibt sich unterdessen den Bauch und meint, dass er sehr grossen Hunger hat. Ich gebe dem Professor recht und kann es kaum noch erwarten, Spezialitäten vom Stiefel zu kosten.
13.15 Uhr Mit kurzer Verspätung betreten wir das einladende Gasthaus und treffen Georg und Maria an einem Fenstertisch an. Mein Bruder reicht mir die Hand und sagt, dass die Bruschettas vorzüglich schmecken. Schon bald kommt ein gestriegelter Kellner daher und versorgt uns ebenfalls mit lustigen Antipasti (löblich: Vorspeisen). Zudem händigt uns der Knecht die Tageskarten aus und legt uns nahe, als ersten Gang “Risotto Milanese” (löblich: Reis Mailand) sowie als Hauptgericht “Garganelli” (löblich: Nudeln im Lammsud) zu bestellen. Obgleich mir das Wasser im Munde zusammenläuft, lehne ich dankend ab und ordere eine reichbelegte Schinkenpizza.
Ich esse Pizza
13.45 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, erfahre ich von Georg, dass er am Abend mit seiner Ehefrau Herrn Wongler auf dessen Motorboot besuchen wird. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass die Beiden dem alten Seefahrer helfen wollen, die in die Jahre gekommene Chris Craft Yacht zu putzen. Georg reibt sich die Hände und unterbreitet, dass er Morgen mit Herrn Wongler in See stechen und die Estero Bay erkunden wird – jaja.
14.30 Uhr Nach einer feinen Nachspeise bezahlen wir die Zeche und wünschen einander schöne Nachmittage. Redlichst gesättigt helfe ich Dixon ins Auto und fahre ohne Umwege nach Hause.
15.00 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, schleppe ich mich in die kleine Villa und kredenze dem Vierbeiner eine stattliche Portion Trockenfutter. Ausserdem falle ich erschöpft aufs Sofa und döse bald ein.
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und fasse den Entschluss, mit Dixon in den Garten zu gehen und etwas zu arbeiten. Trotz schweisstreibenden Temperaturen rupfe ich Unkraut aus dem Petersilienbeet und schneide die ausgewachsenen Triebe aufs rechte Mass zu – das macht Spass.
Die Petersilie wächst und gedeiht
17.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Arbeit zu beenden und für ein reichhaltiges Abendessen zu sorgen. Pfeifend eile ich in die Küche und richte mir unter Dixons fordernden Blicken eine vitaminreiche Wurstplatte an. Dazu gibt es ein perfekt eingeschenktes Weissbier aus meiner weissblauen Heimat – das tut gut.
18.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, lasse ich den nervenaufreibenden Nachmittag in der guten Stube ausklingen. Als erstes fröne ich den FOX Nachrichten und lerne, dass der Nominierungsparteitag der republikanischen Partei in einem Monat in der “Quicken Loans Arena” in Cleveland, OH stattfinden wird – wie schön.
18.45 Uhr Nachdem ich mich auf den neuesten Stand gebracht habe, betätige ich den NETFLIX Knopf auf der neumodernen Fernbedienung und erfreue mich am Fernsehspiel “Orange Is The New Black” (auf deutsch: Orange ist das neue Schwarz) – bei diesem Format bleibt kein Auge trocken.
20.45 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den heiteren Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.